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Die ARMANI / SILOS – im Reich von Giorgio Armani. Von Petra Fritz

Armani über Armani. Selten war der Satz: ein Bild bzw. persönlicher Eindruck sagt mehr als tausend Worte so zutreffend. Die Sammlung in der Via Borgognone 40 ist wahrlich ein lebendiger Tempel der Superlative in Sachen Stil und Mode. Alle der rund 600 Exponate sind einzigartige Ikonen der Schneiderkunst. Die Besucher finden hier neben dem Archiv, 600 Outfits und 200 Accessoires auf 4.500 Quadratmetern verteilt über vier Stockwerke.

Noch während der Suche nach einem der knappen Parkplätze im Viertel „Porta Genova“ (unweit der Navigli) vor den Toren der Armani-Gebäude, sehe ich wie mehrere Kleiderständer mit diversen Kleidungsstücken von einem Gebäude in das andere über die Straße gerollt werden. Zu dumm, daß ich gerade keine Hand für ein Foto frei habe. Vielleicht waren das Teile der neuesten Kollektion.

Wie auch immer, Giorgio Armanis Werksmuseum in Mailand ist ein ultimativer Rückblick auf vier Jahrzehnte Markenmode und zugleich eine Denkfabrik für die Zukunft. Für einen Besuch sollte man unbedingt genügend Zeit einplanen (mindestens eineinhalb, besser zwei Stunden) und sich ggf. auch einer Fachführung anschließen.

Den Aus- und Umbau der einstigen Getreidespeicher der Firma Nestle in die Armani/ Silos übernahm der Maestro anläßlich des 40. Firmenjubiläums 2015 höchst selbst.
Heraus kam ein architektonisch besonderer Ort, d.h. der ideale minimalistische Hintergrund für seine Entwürfe und Kreationen. Trotzdem ist die Kleidung der Star und jedes Stück eine Inspiration – nicht nur für Designstudenten und Modefans, selbst Modemuffel dürften positiv überrascht sein. Das Haus schreibt ohne Frage Kulturgeschichte und bietet Raum, die Visionen des Designer zu teilen.

Was mag Giorgio Armani selbst denken, wenn er heute durch die Ausstellung geht? Ich würde meinen, die Gewissheit im Modehimmel angekommen zu sein. Er selbst würde sicher bescheidener über seine lange „Reise“ reflektieren; und dabei den Kopf typisch zur Seite legen und mit der rechten Hand abstützen.

Der Eintritt in die „Armani-Welten“ ist mit 12.- EURO durchaus erschwinglich und angemessen.

Während des Rundgangs frage ich mich, welches wohl seine Lieblingstücke sind? Wahrscheinlich diejenigen, mit denen die meisten Erinnerungen verbunden sind. Einen persönlichen Favoriten kann ich ebenfalls nicht ausmachen, allenfalls meine Top 10 benennen. Es ist einfach unmöglich, so viele grandiose, völlig unterschiedliche Prêt-a-Porter-Kombinationen zu vergleichen bzw. zu beurteilen.

Wie es in der Mode so ist, würde der Maestro sicher sagen, dass man immer nur an den aktuellen Modellen gemessen wird; der Kampf um die Anerkennung mit jeder Kollektion neu gewonnen werden muss. Aber m.E. bestechen Armani-Modelle gerade durch Ihre Zeitlosigkeit und hinreißende Eleganz. Zugegeben faszinieren einige Modelle durch einen raffinierten Schnitt, aber meist sind es die sehr aufwendigen Stickereien und extrem hochwertige Stoffe. Das hohe Maß an Handarbeit hat freilich ihren Preis.

Könnte man sagen: Wie man sich kleidet, so denkt man?

An jedem Modell befindet sich ein Schildchen mit der Saison bzw. dem Datum der Kollektion. Liest man so manche Jahreszahl, möchte man nicht glauben, wie G. A. Seiner Zeit voraus war und kann die Experimentierfreudigkeit des Meisters spüren.

Dabei sind die Kollektionen nicht zeitlich geordnet, sondern in drei großen Themen auf drei Ebenen verteilt; plus das Archiv auf der abschließenden Ebene Vier.
Armani sagt dazu u.a.:

1. Stock – Androgyn: „Ich finde den androgynen Stil voller geheimnisvoller, verführerischer Faszination … Ein einfacher, sauberer, reiner Schnitt ist das, was Mode bedeutet … Sakko oder Blazer sind das Must-have für jeden Tag … Mein Stil ist seit jeher eine Mischung aus Männlichkeit und Weiblichkeit. Ich finde Frauen, die Kleidung mit maskulinem Schnitt tragen, besonders faszinierend.“

2. Stock – Ethnien: „Insbesondere Afrika, China, Japan, Persien, Arabien, Syrien und Polynesien haben mich inspiriert … Ich habe schon immer eine intuitive Affinität zu den jeweiligen Kulturen gespürt. Aber ich vermeide es, traditionelle Formen und Stile zu kopieren. Ich hatte immer meine eigene Vorstellung von Exotik.“

3. Stock – Stars: „Zwischen mir und dem Kino bestand schon immer eine starke Bindung … Männliche und weibliche Promis tragen meine Kleidung, sowohl auf der Leinwand als auch auf dem roten Teppich … Oscar-Nächte waren schon immer ein magischer Moment … Ich liebe das Kino und den Kontakt zu Hollywood. Die Stars wiederum finden, dass meine Stile es ihnen ermöglichen, die Natürlichkeit zu bewahren und ihre Persönlichkeit zu betonen“.

4. Stock – Das digitale Archiv
„In der zeitgenössischen Modekultur offenbaren Archive den kreativen Prozess und regen zu Nachforschungen an. Sie bieten somit Möglichkeiten, sowohl die Vergangenheit Revue passieren zu lassen als auch die Zukunft zu gestalten. Das Archiv ist als riesiger Fundus an Ideen. Es ist für die breite Öffentlichkeit zugänglich, um den kreativen Prozess und die Arbeitsweise des Designers nachzuvollziehen.

Das Archiv enthält ca. 1.000 Outfits (kategorisiert nach Saison und Kollektionen), Skizzen sowie Bilder von 2.000 Kleidungsstücken und Accessoires sowie Videos von

Modenschauen, Backstage-Clips und historische Werbefotos … Nichts ist dauerhaft und es wird ständig um neue Materialien bereichert“.

Wo sonst als in Mailand, dem Mekka der italienische Mode, könnte so ein Museum seinen Platz finden?

In Mailand findet man eben nicht nur glamouröse Zerstreuung, sondern auch ernsthafte Handwerkskunst. Insofern sind die Armani/ Silos eine Bereicherung für das kulturelle Angebot der Stadt und stehen im gegenseitigen Austausch mit dem Zentrum der italienischen Mode. Häufig finden hier auch die großen Armani-Defilees anlässlich der Modewochen statt. Während dieser Zeit sind die Silos für die Öffentlichkeit dann für 1-2 Wochen geschlossen.
Was der 88-Jährige (geb. 11.07.1934) wohl als nächstes plant? Was ist sein Lebenselixier – sein Aqua di Gio? Er würde es wahrscheinlich nicht verraten, denn sonst gehen Wünsche ja nicht in Erfüllung.

Übrigens sind auch andere namhafte Modefirmen in den letzten Jahren diesen musealen Weg der Kunst und des Mäzenatentums gegangen – mal mehr, mal weniger auf die Mode konzentriert. Als da sind z.B. die Fondazione Prada oder die Fondazione Zegna. Jede dieser Einrichtungen steht für sich und ist ein Besuch wert.

Mehr Informationen: armanisilos.com.

Petra Fritz

Die Autorin ist von Beruf Dipl-Kfm (Uni Mannheim), Jahrgang 1960, verheiratet, wohnhaft in Speyer am Rhein. Sie war 4 Jahre Personalleiterin bei den US- Streitkräften (AAFES) in Stuttgart und Heidelberg, in Folge 12 Jahre tätig im Pharma-Management von BASF (Auslandsvertrieb), davon 18 Monate bei der Tochtergesellschaft Quimica Knoll in Mexico.

Die Autorin ist von Beruf Dipl-Kfm (Uni Mannheim), Jahrgang 1960, verheiratet, wohnhaft in Speyer und Locarno. Sie war 4 Jahre Personalleiterin bei den US-Streitkräften (AAFES) in Stuttgart und Heidelberg und in Folge 12 Jahre im Pharma-Management von BASF (Auslandsvertrieb) tätig, davon 18 Monate bei der Tochtergesellschaft Quimica Knoll in Mexico.

Von 2002 bis 2022 war Petra Fritz selbständige rechtliche Berufsbetreuerin (Vormund) und Verfahrenspflegerin für verschiedene Amtsgerichte in der Vorderpfalz. Seitdem widmet sie sich verstärkt ihrer Coaching- und Autorentätigkeit.

Privat war Petra Fritz Leistungssportlerin im Eis- und Rollkunstlauf (u.a. Teilnehmerin bei der Profi-WM 1978 und Top 10 1979), später 14 Jahre lang Vize-Präsidentin des Rheinland-pfälzischen Eis- und Rollsportverbandes sowie Repräsentantin „Frau im Sport“. Heute ist sie in der Freizeit gerne auf dem Wasser und auf Ski unterwegs. Ansonsten agiert sie seit 2012 auch als semi-professional Bestager-Model, Darstellerin, Moderatorin und Bloggerin für „Topagemodel.de“.

Petra Fritz hat das Buch „Mittendrin statt nur dabei“ veröffentlicht.

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