Am vergangenen Mittwoch (23.01.2019) hatten wir mal wieder so einen „Welttag“, nämlich den der Handschrift. 😊 Hätte ich nicht meine Zweifel, dass die zwischen Twitter, Mail & Co. schon so vertrocknet ist, wie die Tinte aus den schönen alten Tintenfässchen, müsste ich nicht schreiben. Aber doch, die habe ich und darüber hinaus große Sorge um unseren heutigen Umgang mit dem Schreiben. Die Sache mit der Sprache und deren An- und Verwendung ist ebenfalls eine Katastrophe ☹, aber dazu ein andermal mehr.
Denke ich nun an das Schreiben, kommen mir zunächst die ganzen Fehler in den Sinn, die ich beim Lesen von Geschäftspost, E-Mails und anderen Nachrichten entdecke, obgleich doch mittlerweile fast alle Schreibprogramme mit Autokorrektur arbeiten. Ob jene eingeschaltet ist oder nicht oder die deutsche Sprache per se schwer ist oder nicht: wer hier lebt und arbeitet sollte sie lernen. Punkt. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass korrektes Schreiben eine fundamentale Grundlage für ordentliche Kommunikation – und etliches darüber hinaus – ist und das darf man hierzulande erwarten. Oder etwa nicht? Nun bin ich kein Erbsenzähler und schreibe auch mich nicht frei von Fehlern, aber so ein ordentliches Deutsch, dem man beim Lesen entnimmt, dass der Schreiber mit Orthographie und Interpunktion vertraut ist, hat schon was. Und ja, schön, Grammatik gibt es auch – noch schöner, wenn man sie anzuwenden vermag. In vielen Chats sieht es oft anders aus: „Gehst du Kino“ oder Sätze, die im Grunde nur aus Abkürzungen bestehen, sind da üblich. Kein Wunder, wenn es dann bei Klausuren oder längeren Aufsätzen mit dem richtigen Schreiben schwierig wird. Beklagt wird das von vielen Seiten und letztlich fühlen sich jene, die wissen, dass sie nicht richtig schreiben können, auch nicht wohl. Eine Trendwende ist für mich allerdings noch nicht in „Schreibweite“. Klagen wir über Defizite in unserem Bildungssystem, schreibe ich mich an dieser Stelle gleich mit ein und behaupte kess, dass richtiges Schreiben zum Basiswissen von Schülerinnen und Schülern gehört. Gestern – heute und morgen. Tippen und diktieren kommt für mich später.
So jedenfalls war es in meiner Schulzeit und ich sehe bis heute nichts Falsches daran. Akribisch hat man gelernt, die Schleifen der Buchstaben richtig zu ziehen und eine Note gab es auch dafür. Das nannte man Handschrift. Ob meine heute zu den Schönen oder weniger Schönen gehört, mag ich nicht beurteilen, aber man kann es wohl lesen und das ist, worauf es ankommt. Obgleich es sich in nahezu allen Bereichen durchgesetzt hat, beim Schreiben die digitalen Helfer einzusetzen, liebe ich das Schreiben noch heute. Und wie schön ist es eigentlich, einen handgeschriebenen Brief – wer denkt jetzt nicht an einen Liebesbrief?! – oder eine handgeschriebene Karte zu bekommen. Vielleicht bin ich zu nostalgisch – vielleicht ist es auch meinem Alter geschuldet – aber das Handgeschriebene hat was. In einer Zeit, wo alles rasend schnell gehen muss, hat sich jemand die Zeit für handverfasste, persönliche Zeilen genommen. Eine Besonderheit, die ich ungemein schätze.
Weihnachten ist für manche noch so ein Anlass und das Fest ist ja gerade erst einen Monat her. Unter allen Weihnachtsgrüßen, die einem da so in die Postkästen flattern, waren die handgeschriebenen jene, denen ich besondere Aufmerksamkeit schenkte. Egal ob nun besonders schöngeschrieben oder nicht, alle waren sie individuell, richteten einen persönlichen Gruß an mich und haben mich berührt. Wie schön, waren sie doch nur für mich erdacht, geschrieben und verschickt.
Einmal abgesehen von den Graphologen, die eine Menge aus Handschriften lesen können, bin ich sehr dafür, dass wir uns diese Tradition bewahren.
Menschen schreibt und rettet die Handschrift und vielleicht auch gleich den Füller mit Tinte!
Die Autorin Renate Zott
Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.
Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.
Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.