Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Gedankenmacher: 2022 – kein verlorenes Jahr

Viele Bürger sind unzufrieden mit dem abgelaufenen Jahr. Dabei hat es uns viel gebracht – und dafür sollten wir dankbar sein.

Das Jahr hatte es in sich. Bürgerkrieg in Kasachstan und Mali – Unruhen im Iran und in China. Sturmfluten in Australien, Monster-Blizzards in den USA. Krieg in der Ukraine, Inflation und Energiekrise. Die Queen gestorben, Gorbatschow auch. Dazu die offizielle Verkündung des Endes der Coronavirus-Pandemie. Und: Hansis Jungs sind ganz früh und ohne Binde aus dem WM-Turnier in Qatar geflogen.

Deutschland ist ganz offensichtlich nicht mehr spitze in der Welt, weder im Fußball noch in der Wirtschaft, Wissenschaft und auch nicht politisch. Der Bundeskanzler verkündet, er sei führungsstark; sonst hört man von ihm nichts. Er sagt nichts, tut nichts und erinnern kann er sich auch nicht – siehe Wirecard und Cum-Ex. Die Ampelregierung streitet und moralisiert. Dabei merkt sie nicht, wie sich immer mehr Bürger von ihr, schlimmer noch, von der Politik generell und – verheerend! – von der Demokratie als Gesellschaftsform abwenden. Auch unsere Nachbarn und Freunde wenden sich ab, Frankreich, Österreich, Tschechien, Polen, Skandinavien. Nie war das Ansehen Deutschlands in der Welt seit dem zweiten Weltkrieg so schlecht, wie derzeit. Klar, nicht an allem ist die Ampelregierung schuld. Bundeskanzlerin Merkel hat in 16 Jahren Regierungszeit vor allem zwei Dinge angehäuft: Schulden und Fehler.

Aber der Schuldenberg, der in nur einem Jahr „Fortschrittskoalition“ vom Finanzminister der schwarzen Null in als Sondervermögen verniedlichten Sonderetats aufgetürmt wurde, sucht historisch seinesgleichen. Und was die Fehler anbelangt, ist jedes Kabinettsmitglied der Ampel auf gutem Weg, in kürzester Zeit die Negativ-Bilanz der Merkel-Minister zu toppen. Alle eint, dass sie viel Geld ausgeben. Ansonsten teilt sich das Kabinett in zwei Lager: das eine Lager tut nichts, das andere kann nichts. Wer in welches Lager gehört, mag der Leser selbst entscheiden…

Diese Regierung tut zu wenig, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Weder gibt sie genügend Militärhilfe an die Ukraine, damit diese die Russen besiegen kann. Noch entwickelt sie wirksame diplomatische Initiativen, um den russischen Aggressor zu isolieren. Alternative Energielieferanten wie Qatar lässt sie im politischen Zwielicht und macht sich mit diversen Übersprungshandlungen nur lächerlich, indem sie einerseits die qatarischen Scheichs um Gas anfleht und andererseits eine Bundesinnenministerin auf einen Selbstfindungstrip mit One-Love-Binde schickt. Das ist entweder dumm oder naiv, auf jeden Fall erhöht es die Kosten des Krieges – für uns und für das ukrainische Volk.

Made in Germany ist für andere Länder einfach nicht mehr erstrebenswert.

Warum war 2022 dennoch kein verlorenes Jahr? 2022 hat viele Schwachstellen in unserem Staat, in unserer Gesellschaft, unserer Politik freigelegt. Ich bin mir sicher, viele Bürger hatten Ende 2021 nicht den Hauch einer Ahnung, wie es uns nach 16 Jahren Merkel-Regierung und 12 Jahren Groko wirklich geht. Das hat sich geändert. Und das ist gut so. Jetzt wissen wir, wo wir stehen. Jetzt können wir beginnen, Quittungen auszustellen. Und wir können als Bürger beginnen, an Änderungen und Reformen zu arbeiten.

Zeit wird’s.

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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