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Museum Ulm: Barock in Ulm – Ausstellungstipp in DNEWS24

Gilt Ulm als die Stadt der Gotik mit seinem Münster und seinen Kunstschätzen erlebte sie auch im 17. Jahrhundert eine geistige und kulturelle Blüte. In den zurückliegenden Jahren hat das Museum Ulm die bedeutenden Meister der Ulmer Spätgotik mit großen Sonderausstellungen gewürdigt: 1997 Hans Multscher, 2002 Michel Erhart und Jörg Syrlin, 2009 Daniel Mauch und 2015 Bartholomäus Zeitblom.

Der 1611 geborene David Heschler und der eine Generation jüngere Johann Ulrich Hurdter – gemeinsam umspannt ihr Leben fast das gesamte 17. Jahrhundert. Für Ulm war es eine Zeit der Extreme: Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen waren auch hier spürbar. Bis zu 16.000 Menschen flüchteten sich zeitweise hinter die schützenden Mauern der Stadt; Seuchen brachen aus und Nahrungsmittel verteuerten sich. Das kulturelle Leben, das Interesse an Wissenschaft und Technik oder die Neugier auf ferne Länder gingen jedoch ungebrochen weiter und brachten eine neue Blütezeit.

1619 lockte der „Ulmer Kometenstreit“ Theologen und Naturwissenschaftler, darunter den jungen René Descartes (1596-1650), zum gelehrten Disput nach Ulm. 1627 ließ der berühmte Astronom Johannes Kepler (1571-1630) in Ulm eine seiner wichtigsten Schriften drucken und revidierte nebenbei das Eichsystem der Stadt. Sein „Kepler-Kessel“ stand nach seiner Fertigstellung im Ulmer Steuerhaus und konnte als Norm-Maß für die Kontrolle der verschiedenen, in Ulm gebräuchlichen Längen, Volumen- und Gewichtsmaße verwendet
werden.

Joseph Furttenbach (1591–1667) leistete wichtige Beiträge zur Architektur- und zur Ingenieurkunst; sein Ulmer Haus war eine Sehenswürdigkeit – genau wie die Sammlung des Kaufmanns Christoph Weickmann (1617–1681) mit ihren faszinierenden Schaustücken aus fernen Ländern und Kontinenten, oder die Elefantendame „Hansken“, die 1651 mit ihrem Besitzer in Ulm Station machte. Diese wurde nicht nur von den Ulmerinnen und Ulmern bestaunt. Der Maler Rembrandt sah die Elefantendame 1637 und 1638 in Amsterdam und fertigte Skizzen von dem fremdartigen Tier an.

Unter den Künstlern, die im 17. Jahrhundert in Ulm tätig waren, ragen zwei besonders heraus – und trotzdem sind sie heute nur noch wenigen bekannt: David Heschler und Johann Ulrich Hurdter. Beide fertigten Großskulpturen für private oder öffentliche Auftraggeber in der Region an. Erfolgreich waren sie aber vor allem mit virtuosen, kleinformatigen Werken aus Holz oder Elfenbein. Mit diesen Kleinskulpturen waren die beiden Künstler in der Lage, auch geographisch weit entfernte Käufer zu erreichen. Trotz der wirtschaftlichen Folgen des Dreißigjährigen Kriegs blieb die Nachfrage anspruchsvoller Kunstliebhaber nach handwerklich und künstlerisch raffinierten Sammlerstücken ungebrochen. Beide wussten auch die gewünschte Qualität zu liefern. Auch die Themen ihrer Kunst bedienten den Zeitgeschmack: Sie schufen Darstellungen mit religiösen Inhalten, antiker Mythologie oder allegorisch-innbildliche Motive. Neben der Arbeit für feste Auftraggeber entstanden Werke für den freien Verkauf. Die Nähe zu Augsburg, einem der wichtigsten Handelsplätze für Kunst in Süddeutschland, dürfte für beide von großem Vorteil gewesen sein; Augsburgs Kunst-Agenten verkauften europaweit. Manche Elfenbeinstücke, deren Stil nach Ulm deutet, wurden erst in Augsburg von dortigen Goldschmieden mit einer Montur aus Edelmetall gefasst. Von David Heschler und Johann Ulrich Hurdter existieren jeweils nur wenige gesicherte Werke. Sie bilden die Grundlage für weitere Zuschreibungen. Skulpturen der beiden Meister befinden sich heute in internationalen Sammlungen. In Ulm selbst hat sich nur wenig erhalten.

Die in der Ausstellung präsentierten internationalen Leihgaben u.a. des Rijksmuseums Amsterdam, des Kunsthistorischen Museums Wien, der Königlich Dänischen Sammlung Kopenhagen und zahlreicher anderer Museen ermöglichen so die Neuentdeckung eines in Vergessenheit geratenen Kapitels der Ulmer Kunstgeschichte: die Meisterwerke von David Heschler und Johann Ulrich Hurdter. Exponate aus Stadt-, Geistes-, Kultur- und Technikgeschichte  ergänzen das Bild eines der spannendsten Jahrhunderte Ulms.

Die Ausstellung wird durch ein umfassendes Veranstaltungsprogramm begleitet

Der Besuch im Museum Ulm

  • Ausstellung: Barock in Ulm
  • Dauer: 7. Mai 2022—25. September 2022
  • Öffnungszeiten: Di – Fr 11–17 Uhr, Sa – So 11—18 Uhr
  • Ort: Marktplatz 9, 89073 Ulm
  • Eintrittspreise: 8,00 Euro regulär, 6,00 Euro ermäßigt

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