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Warum der Niger-Putsch Deutschland betrifft

In einem der ärmsten Länder Afrikas hat Militär den demokratisch gewählten Präsidenten weggeputscht. Warum das für Deutschland und Europa wichtig ist. Ein Kommentar von Sascha Rauschenberger.

Simone Schnabel, Afrika-Expertin des Leibniz-Institutes Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, brachte es in einem Interview mit dem Deutschlandfunk auf den Punkt: die vom Militär weggeputschte, demokratisch gewählte Regierung von Niger war korrupt und hat die Hoffnungen der Menschen enttäuscht. Warum die deutsche Außenministern Annalena Baerbock dennoch die Wiedereinsetzung des alten Regimes fordert und nicht einen grundlegenden gesellschaftlichen und politischen Wandel, bleibt ihr Rätsel.

Die zweite Reaktion auf den Putsch war die laut geäußerte Sorge um die Sicherheit von in Niger stationierten Bundeswehr-Soldaten. Sicher ist diese Sorge nicht unbegründet.

Dennoch bleibt die Frage, warum nicht viel substantiierter die Krise der Region und des Niger diskutiert wird.

Immerhin ist die ehemalige französische Kolonie Niger einer der Hauptlieferanten für Uran, das Frankreich für seine vielen Atom-Kraftwerke benötigt. Diese Atom-Kraftwerke versorgen auch Deutschland mit Strom, seitdem die Ampelregierung voll funktionstüchtige AKW in Deutschland abgeschaltet hat. Auch andere Bodenschätze exportiert Niger nach Frankreich und in die EU. So nimmt es nicht Wunder, dass die gesamte Region seit Jahren ein beliebtes Ziel für Destabilisierungs-Aktionen radikaler Dschihadisten und Söldnern, der von Russland finanzierten Wagner-Gruppe ist.

All diese Fragen werden in Deutschland kaum thematisiert. Dabei muss die Frage erlaubt sein, ob diese Ignoranz aus Naivität oder blankem Unwissen resultiert.

Während im Berliner AA weiter von feministischer Außenpolitik geträumt wird, arbeitet der Elysée-Palast in Paris an der Umsetzung von Realpolitik. Es gilt, die französischen Interessen – und nebenbei auch die Deutschlands und der EU – zu schützen. Ob es in dem Zusammenhang auch zum Einsatz der Armee oder der Fremden-Legion kommen wird, bleibt abzuwarten.

Übrigens scheinen sich die USA aus diesem Konflikt herauszuhalten. Sie haben in diesem Teil Afrikas keine wirtschaftlichen Interessen und auch geopolitisch ist ihnen Niger nicht wichtig genug. Wenn allerdings die Franzosen der Wagner-Truppe einen Nasenstüber versetzen, wird im Weißen Haus niemand traurig sein.

Sascha Rauschenberger, geboren 1966 in Wattenscheid, ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wo er als Panzeraufklärer und Nachrichtenoffizier Dienst tat. Er diente, unter anderem als Reservist, in vier Auslandseinsätzen, zuletzt als Militärberater in Afghanistan.

Seit 2000 ist er als Unternehmensberater im Bereich Projektmanagement und Arbeitsorganisation (Future Work) tätig.

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