Arbeit und Demografie in DNEWS24

Erfolgsfaktor bei der Fachkräftegewinnung – Frauen ab 55

In der Kolumne Wir haben die Chance (verdient) schreibt Andrea Kunwald über Babyboomer, Fachkräftemangel und Unternehmenskultur.

Es gibt viele wichtige Gründe, Frauen im Arbeitsmarkt zu halten und zu beschäftigen. Frauen sind in ihrer Gesamtheit mit 50,7 % (Jan.2024) die stärkste Bevölkerungsgruppe, damit die größte Konsumentinnen Gruppe, und auch die größte Zielgruppe für Beschäftigung. Die Beschäftigung bei den Frauen wächst grundsätzlich, aber – das ist interessant – besonders in der Gruppe ab 55. Da sind in Kürze auch die so genannten Babyboomerinnen mit dabei. Das ist nicht nur eine relevante Größenordnung, das sind Frauen, die es nochmal wissen wollen und vielleicht auch müssen. Denn vor der Rente mit 67, sind das dann immerhin nochmal 12 mögliche Beitrags Jahre, das hilft enorm bei der Höhe der Altersvorsorge.

Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben weibliche Babyboomer ein großes Potenzial, den Fachkräftemangel in Deutschland zu mildern. Im Jahr 2023 waren rund 4,5 Millionen Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren in Deutschland erwerbstätig. Dies entspricht einer Erwerbstätigenquote von 62 Prozent. Das Potenzial, wenn diese Frauen motiviert werden können, bis zum Renteneintrittsalter in der Arbeitswelt verbleiben, ist groß und damit eine wichtige Chance.

Die IAB-Studie zeigt, dass Frauen ab 55 in den nächsten Jahren vor allem in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Bildung und Erziehung sowie in der Verwaltung gebraucht werden. In diesen Branchen ist der Fachkräftemangel bereits heute groß und wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

Hier kurz mal mit dem Finger in die Wunde gefasst – günstig wäre es natürlich nun, mehr Frauen in Führungspositionen zu haben, es sind aber leider immer noch nur ein Drittel. Denn Frauen lassen sich aber vertrauensvoller von weiblichen Führungskräften ansprechen und motivieren, ihren Verbleib im Betrieb auszuweiten. Stattdessen erlauben wir uns auch noch zusätzlich ein so genanntes Gender Pay Gap – die unterschiedliche Bezahlung für Männer und Frauen für die gleiche Arbeit – von aktuell 18 Prozent, motivierend ist das nicht.

Frauen ab 55 im Berufsleben stehend, verfügen über ein hohes Maß an Berufserfahrung und Fachwissen, sie kennen die sich verändernden Anforderungen und Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft und damit altersgemäß sich veränderndem Konsumverhalten.

Sie haben in allen relevanten Branchen, in Entwicklung und Produktion, Service, Marketing und Vertrieb gearbeitet und sich in ihren Berufen etabliert. Erfahrung, Anforderungswissen und Veränderungsbereitschaft sind eine kostbare Mischung für die Wirtschaft. Babyboomerinnen bringen eine enorme Vielfalt an Perspektiven und Erfahrungen eines ganzen Arbeitslebens in das Unternehmen ein. Dies wird zu einem kreativeren und innovativeren Arbeitsumfeld beitragen. Sie sind in der Regel sehr flexibel und anpassungsfähig, bereit, neue Herausforderungen anzunehmen, sich weiterzubilden, Verantwortung zu übernehmen. Dies macht sie zu einem guten Bestandteil von Teams, die sich in einem dynamischen Umfeld bewegen und halten müssen.

Aber Frauen über 55 sind oft stark in Carearbeit innerhalb der Familie eingebunden, dies muss sowohl bei der Arbeitszeit als auch bei der Gesamtbelastung und der notwendigen Fort- und Weiterbildung einbezogen werden, um Frauen dieser Altersgruppe zu gewinnen und zu halten. Individuelle, flexible Arbeitsmodelle werden Frauen ab 55 dabei helfen, eine vernünftige Work-Life Balance und die familiäre Care Arbeit zu vereinbaren. Das können zum Beispiel Teilzeitarbeit, Homeoffice oder Gleitzeit sein. Flexible Arbeitsmodelle können so dazu beitragen, dass Frauen ab 55 länger im Arbeitsmarkt bleiben wollen und können.

Das ist ebenfalls wichtig – umfassende, passgenaue Berufs- und Aufgabenbezogene Fortbildung sind für die Übernahme von neuen Voll- und Teilzeitaufgaben notwendige Basis, sie geben Kompetenz und Selbstsicherheit. Weiterbildungsangebote in Baukastenmodulen können Frauen ab 55 zusätzlich dabei helfen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse auf dem Laufenden zu halten, wettbewerbsfähig bleiben. Im Arbeitsmarkt können sie damit weiterhin dauerhaft erfolgreich sein und bleiben.

Was noch zusätzlich helfen kann: Für neue Aufgaben, die ab 55 übernommen werden – könnten zielgruppengenau ausgerichtete Mentoring-Programme Frauen ab 55 dabei helfen, zusätzliche neue Fähigkeiten zu erlernen. Die Mentorin kann aber auch dabei helfen, neue Kontakte zu knüpfen, sich im Unternehmen zurechtzufinden und ihre Ziele zu erreichen.


Bild-Quelle: Olga Zabegina und Jonathan Borba, unsplash

Über Andrea Kunwald

Zwischen Digitalisierung und Fachkräftegewinnung auch noch die Führungskultur auf die Anforderungen der neuen Zeit anpassen? Andrea Kunwald sieht darin den Schlüssel, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, der Kunden und das Wachstum des Unternehmens zu gewährleisten. Ihr Praxiswissen aus mehreren Jahrzehnten in Wirtschaft, Aufsichtsräten und Politik machen Andrea Kunwald zu einer ganzheitlichen Expertin, die individuelle Wege und sofort umsetzbare Strategien für die Herausforderungen in der sich rasant entwickelnden digitalen Unternehmenswelt bietet. Digitalisierung. Fachkräfte. Führung.

Lösungen im Buch Führungsfrequenz Respekt. Bezug des Buches unter winwinstrategie.eu ISBN 978300073754-1.

Zu den Themen Fachkräftegewinnung, Digitalisierung und guter, respektvoller Führung hat Andrea Kunwald einen eigenen YouTube-Kanal entwickelt und aktualisiert ihn ständig mit neuen, nützlichen und spannenden Videos https://www.youtube.com/@andreakunwald.

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