Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Gedankenmacher: Die Achse der Dummen

Die Welt dreht sich auch im neuen Jahr weiter. Um die Achse der Dummen.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Sie in Deutschland noch frei Ihre Meinung sagen dürfen? Die Mehrheit der Deutschen befürchtet persönliche oder berufliche Nachteile, wenn die eigene Meinung gesagt wird. Die von INSA ermittelten Zahlen sind erschreckend: lediglich 34 Prozent der Befragten glauben, ihre politische Meinung noch uneingeschränkt äußern zu können. Eine Mehrheit der Deutschen – 23 Prozent „häufig“, weitere 35 Prozent „gelegentlich“ – gehen davon aus, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können, ohne möglicherweise Konsequenzen fürchten zu müssen.

Ich halte dieses Umfrage-Ergebnis für die schlechteste Nachricht des Jahres.

Wir sind doch weder Polen unter der abgewählten PIS-Regierung, noch Ungarn unter Viktor Orban oder die Türkei unter dem alten Pascha in Ankara. Und schon gar nicht das Russland des Kreml-Schlächters oder das China des Xi Jinping.

Aber die Dominanz derjenigen, die uns vorschreiben wollen, wie wir reden, was wir reden, was wir essen, wohin wir wie reisen und wie wir heizen scheint für viele Bürger bedrückend und erdrückend zu sein.

In unserem Land darf man Olaf Scholz einen Kanzler nennen, der seine Versprechen nicht hält, die Verfassung bricht, arrogant auftritt, Amnesie vortäuscht und seiner (gut bezahlten) Verantwortung nicht nachkommt. Dafür kommt man nicht ins Gefängnis oder in ein Straflager – man kommt aber schnell in den Ruf, ein Populist oder Rechtsaußen zu sein.

Altersarmut

Im Juni 2022 wies die amtliche Statistik 628.570 bedürftige Rentner in Deutschland aus. Im Jahr 2022 lag die Armutsgefährdungsquote von Personen im Alter ab 65 Jahren in Deutschland bei 17,5 Prozent. Im Jahr 2005 betrug die Quote noch 11,0 Prozent. Seitdem ist die Armutsgefährdungsquote für Menschen ab 65 fast jedes Jahr gestiegen.

Der Discounter LIDL thematisiert die Altersarmut in einem Spot. Doch statt das Thema Altersarmut politisch zu diskutieren und – vor allem – zu bekämpfen, wird LIDL von einigen Medien und im Internet als bigott verunglimpft. Das ist die Realitätsleugnung der Berliner Blase…

Nehmen wir Monika Gruber. Die Kabarettistin und Schauspielerin war mal ein TV-Liebling. Dann kam sie auf die fatale Idee, zu einer Demonstration gegen das „Heizgesetz“ von Robert Habeck aufzurufen. Und es kamen viele Bürger, aus vielen politischen Richtungen. Es kam und redete auch Hubert Aiwanger. Aus dem Darling wurde die populistische Polit-Schlampe, die mit ihren kruden Beobachtungen und Thesen nun auch noch das Buch „Willkommen im falschen Land“ füllt. Igitt, Shitstorm, wo bist Du, wenn man dich mal braucht? Keine Sorge, die Gruber ist verbrannt, der Shitstorm heult durchs Land, wie Zoltan zu Weihnachten. Das Buch wird – wenigstens in einer Passage – umgeschrieben,  dem Piper-Verlag sei es gedankt… Da ist auch Dieter Nuhr. Der, der quer-denkt und treffsicher formuliert. Sein Jahresrückblick 2023 ist voller Wahrheiten und dennoch fragt man sich beim Hören und Sehen: darf der das? Und dann noch in der ARD? Wo sind die Zensurscheren im Kopf, wenn man sie mal braucht? Oder wenigstens die mainstreamausgewogenen Rundfunkräte? Sie haben alle versagt, denn Nuhr ist immer noch in der ARD-Mediathek abrufbar.

Also, liebe INSA-Befragte, es geht noch ein wenig Freiheit in unserem Land. Nur Mut!

Fragt sich allerdings, wie lange noch. Denn die Freiheitsverächter in unserer Gesellschaft und um uns herum werden immer stärker. Der Politologe Stephan Bierling nennt die Zahl von 40 Staaten, die noch dem westlichen Freiheits-Begriff die Treue halten (sein Interview im Deutschlandfunk kann hier nachgehört werden). Die Zahl ist groß und klein zugleich. Immerhin gibt es laut UN 195 Staaten auf der Erde und zu den Freiheitsliebenden gehören weder Nord-Korea oder der Iran, weder China noch Russland. Und andere Große wenden sich gerade vom Westen ab: Südafrika, Brasilien, Indien.

In all dieser unappetitlichen Mélange tobt nicht nur in der Ukraine ein Krieg, bei dem dem überfallenen Staat langsam die Puste ausgeht und dem Westen der Wille, dem Opfer zu helfen. Auch im Mittleren Osten tobt ein Krieg, in der Wüstenei Gaza und im Roten Meer. In der Sahel-Zone, in Südasien, in der Straße von Taiwan und in Latein-Amerika nehmen die Spannungen stetig zu. Geschürt vom Kreml, dem Herrscher in der Verbotenen Stadt und den Ayatollahs. Alles unter dem dröhnenden Schweigen der Appeaser in der EU und vor allem in Deutschland, so vorneweg Olaf Scholz, Saskia Esken und Rolf Mützenich. Während Deutschland schwach und unentschlossen agiert, verfällt Frankreich in politische Agonie, denn Präsident Macron hat keine parlamentarische Mehrheit mehr und kann sich kaum noch politisch durchsetzen. In Italien, Schweden und Finnland regieren die Rechten – vielleicht bald auch in den Niederlanden – und Orban erpresst die EU, die sich das willig gefallen lässt.

Werden es unsere Kinder einmal besser haben? Zweifel sind erlaubt. Leider. Hoffen wir das Beste.


Bild: © Chirag K und Kameron Kincade unsplash

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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