Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Gedankenmacher: Demografie – Generationenpakt – Ageismus

Wird aus dem Generationenpakt ein veritabler Generationenkonflikt? Die Gefahr scheint real.

Endlich mag man sagen. Endlich wird die Demografie zum Thema des öffentlichen Diskurses. Statt aber die Chancen einer unweigerlich alternden Gesellschaft zu benennen, wird ein negatives Altersbild gezeichnet, vulnerable Alterskohorten definiert, das Rentensystem durch Faulheit des Denkens und Angst vor der Verantwortung an die Wand gefahren, das Gesundheitssystem in Klump und Asche verwaltet. Da, wo viele Ältere wohnen und leben, wird die Infrastruktur abgebaut – siehe ÖPNV und Digitalisierung – und die für viele Bürger allerletzte Generation nagelt die Gründergeneration des Club of Rome und die Aktivisten des Umweltschutzes als Klimasünder an den Pranger.

Eine vor ein paar Tagen in Berlin vorgestellte Studie mit dem Titel „Altersbilder und Altersdiskriminierung“ hat als Kern-Ergebnis:

Ein Drittel der Befragten sagt: Alte Menschen sollen „Platz machen“ für die jüngere Generation.

Was bedeutet denn „Platz machen“? Da könnte man viel hineindeuten. Beginnt jetzt die Ära des Ageismus?

Ein paar aktuelle Zahlen (Quelle Statista.com) zeigen das bürgerschaftliche Engagement der Generation 50Plus, dass in jeder Altersgruppe dieser Generation höher ist als ihr Bevölkerungsanteil.

AltersgruppeAnteil an Bevölkerungbürgerschaftlich engagiert
50 – 59 Jahre18,8 Prozent19,7 Prozent
60 – 69 Jahre14,7 Prozent16,7 Prozent
70 Jahre und älter 17,4 Prozent19,1 Prozent

Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, kommentiert die Ergebnisse der von ihr in Auftrag gegebenen Studie:

„Wir müssen besser über Altersdiskriminierung aufklären.“

Stimmt. Frau Ataman setzt einen richtigen und wichtigen Punkt.

Wir müssen endlich – genauso wie beim Klimaschutz und der Digitalisierung – sofort beginnen, die gewohnten Denkschablonen zu zertrümmern und kreativ nach Lösungen zu suchen. Die Ideen zur Sicherung unseres Lebensstandards müssen wir konsequent und zielstrebig umsetzen.

Gelingt das weder der Politik noch der Wissenschaft oder der Wirtschaft und auch nicht den Bürgern, verharren wir in der selbstgerechten Wohligkeit der Gegenwart, gibt es für uns keine erstrebenswerte Zukunft. Unsere dumme Faulheit jetzt wird unsere Gesellschaft morgen in einen exponentiell schnellen Abstieg treiben, der nur im Chaos enden kann.

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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