Ausstellungstipp in DNEWS24

Ende der Zeitzeugenschaft

Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Zusammenarbeit mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin — Centrum Judaicum.

Was wird sein, wenn keine Überlebenden der Schoa mehr leben und befragt werden können? Es bleiben jedenfalls ihre Zeugnisse in Form von Literatur, in historischen Filmdokumentationen, Audio- und Videointerviews. Grund genug, den Blick auf die Geschichte der Zeitzeugenschaft zu richten und auf die komplexe Beziehung zwischen Überlebenden und der sie umgebenden Gesellschaft. Denn bald werden keine Zeitzeugen mehr an der Kommunikation über ihre Erinnerung teilnehmen können und damit verlieren sie ihre Einspruchsmöglichkeit in Bezug auf die Interpretation und den Gebrauch ihrer Zeugnisse.

Die Ausstellung widmet sich daher der Frage, wie Museen, Gedenkstätten und andere Institutionen mit den verbleibenden Zeitzeugnissen verantwortungsvoll umgehen können. Direkt nach der Schoa waren die Überlebenden oft allein mit ihren Erinnerungen, das Interesse daran begann in Deutschland verstärkt erst seit den 1980er-Jahren. Die Ausstellung richtet den Blick auf die Geschichte dieser Interviews seit 1945, aber auch darauf, welche Funktion ihnen und den Überlebenden seitens Öffentlichkeit, Zuhörenden und Institutionen jeweils zugeschrieben wurde. Sie blickt auf die Intentionen der Zeitzeugen und hinterfragt gleichzeitig die „Gemachtheit“ der Interviews, die Rolle der Interviewer und die gesellschaftliche Erwartungshaltung.

Außerdem präsentiert sie in vier thematischen Segmenten zum ersten Mal die verschiedenen Erinnerungsnarrative überlebender Berliner Jüdinnen und Juden. Und sie stellt Fragen nach der Zukunft der Zeitzeugenschaft im Kontext diverser Erinnerungskulturen. Die für Berlin adaptierte Version enthält neue Interviews mit Berliner Jüdinnen und Juden, die speziell für die Ausstellung von der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum geführt wurden. Darin reflektieren Jüdinnen und Juden verschiedener Herkunft und Generationen über Fragen der Erinnerung.

Die Berliner Ausstellung wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Der Kernteil der Ausstellung wurde vom Jüdischen Museum Hohenems und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, zusammen mit der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) entwickelt. Sie war, ebenfalls in Adaption im NS-Dokumentationszentrum München und im Jüdischen Museum Augsburg Schwaben zu sehen. Nach der Station in unserem Museum wird sie ab 26. Januar 2023 im Haus der Österreichischen Geschichte, in Wien gezeigt werden.

Besucher-Informationen

Adresse und Anfahrt
Oranienburger Straße 28–30, 10117 Berlin
S-Bahn 1,2,25 Oranienburger Str.
S-Bahn 5, 7, 9, 75 Hackescher Markt
U-Bahn 6 Oranienburger Tor
U-Bahn 8 Weinmeisterstr.
Tram M1, M5 Oranienburger Str.

Öffnungszeiten Museum
Sommer seit 1. April:
Montag-Freitag von 10-18 Uhr
Sonntag von 10-19 Uhr
Samstag geschlossen
Winter ab 1. Okt
Sonntag-Donnerstag von 10-18 Uhr
Freitag von 10-15 Uhr
Samstag geschlossen
Letzter Einlass: 30 Minuten vor Schließung
Die Kuppel ist aktuell geschlossen.

Eintrittspreise
Regulär 7,00€
Ermäßigt* 4,50€
Familienticket** 20,00€
*Ermäßigungen gelten für Schulklassen und Gruppen in der Ausbildung, Schwerbehinderte ggf. einschließlich Begleitperson, Arbeitslose, Grundsicherungsempfänger*innen, Wehr- und Ersatzdienstleistende sowie Berlinpass-Inhaber*innen.
** 2 Erwachsene + max 3 Kinder (bis 16 Jahre)

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