Demografie und Politik in DNEWS24

Demografie: Indien der hidden Champion

Das bevölkerungsreichste Land der Welt hat einen Fachkräfteüberschuss, von dem Deutschland und das alte Europa nur träumen können.

In Indien finden gerade Parlaments-Wahlen statt. Etwa 970 Millionen Wahlberechtigte entscheiden, wer einen der 543 Sitze des Unterhauses, der Lok Sabha, einnehmen wird. 18 Millionen Erstwähler sind registriert. Wahlberechtigt sind auch mehr als 200.000 Hundertjährige.  15 Millionen Wahlhelfer stehen bereit, um einen reibungslosen Ablauf der Wahlen, die in verschiedenen Phasen in den indischen Bundesstaaten und Unionsterritorien stattfinden, zu gewährleisten. Erwartet wird eine Wahlbeteiligung von mehr als 65 Prozent. Das Ergebnis der Wahlen wird am 4. Juni 2024 bekanntgegeben.

Indien ist inzwischen das bevölkerungsreichste Land der Welt. Damit hat der asiatische Subkontinent das bislang größte Land China abgelöst. Ein durchschnittlicher Inder ist inzwischen etwa 10 Jahre jünger als sein chinesisches Pendant. Aktuell sind 24,9 Prozent der Inder zwischen 0 und 14 Jahre alt, 68 Prozent sind zwischen 15 und 64 Jahre alt und älter als 65 Jahre sind 7, 1 Prozent.

Indien hat derzeit ein Fertilitätsersatzniveau von knapp über zwei Kindern pro Frau. Die Bevölkerung wird demnach noch einige Zeit weiterwachsen, da die Mehrheit der Inder erst jetzt ins gebärfähige Alter kommt, denn zwei Drittel der Bevölkerung sind unter 35 Jahre alt. Dies bedeutet, dass der sogenannte Abhängigenquotient in Indien bis 2078 voraussichtlich nicht in den negativen Bereich kippen wird.

Laut einer Studie der Beratungsfirma Korn Ferry wird Indien bis 2030 mit einem Überschuss von 245 Millionen Fachkräften rechnen können. Damit verfügt Indien über einen enormen demografischen und wirtschaftlichen Vorteil gegenüber China, dessen Abhängigenquotient 25 Jahre früher als der Indiens ins Negative kippen wird.

Indien nietet somit ideale demografische Bedingungen für internationale Unternehmen. Eine große Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter macht den Subkontinent nicht nur aus Sicht der internationalen Arbeitsmärkte attraktiv, sondern bietet auch eine zunehmend konsumfreudige Zielgruppe für Produzenten und Dienstleister. Das Land bietet schon heute einen gigantischen Binnenmarkt zur Abnahme von Waren und Dienstleistungen.

2024 wird für den Subkontinent ein BIP-Wachstum von 7,2 Prozent erwartet, eine beeindruckende Zahl angesichts den prognostizierten Wachstumsrate Chinas von 5,3 Prozent, den USA mit 1,4 Prozent und Deutschland mit nur 0,1 Prozent. Das Investment-Banking-Unternehmen Morgan Stanley geht davon aus, dass Indien bis 2027 die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein wird und damit Deutschland und Japan hinter sich lässt. Bis 2075 wird Indien die bislang größte Volkswirtschaft, die USA, überflügeln, so Goldman Sachs.

Die Regierung von Premierminister Modi hat staatliche Programme aufgelegt, die innerhalb von fünf Jahren sechs Millionen Arbeitsplätze schaffen sollen. Das reicht aber nicht, denn jährlich drängen fünf Millionen neue Arbeitskräfte in den Markt. Die indische öffentliche Debatte dreht sich um die Schaffung von Jobs für die ungeheure Zahl von Arbeitskräften, die jedes Jahr in den Arbeitsmarkt drängen.


Bild: Atarva Tulsi, Jovyn Chamb unsplash

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