Finanzen in DNEWS24

Das deutsche Rentensystem ist international schwach

Im europäischen Vergleich ist das deutsche Rentensystem nicht sehr leistungsfähig. Deutsche Altersbezüge hinken denen in Frankreich, Italien und Co hinterher.

Großbritannien: Die Briten verlassen sich nicht allein auf die staatliche Rente

Das britische Rentensystem ist nur eine Basis-Absicherung. Die volle Staatsrente beträgt in Großbritannien derzeit nur 203.85 Pfund pro Woche – also im Monat etwa knapp 1.000 Euro. Finanziert wird das Rentensystem im Umlageverfahren, die Steuerrechnung der arbeitstätigen Briten enthält jeweils zusätzlich einen obligatorischen Sozialversicherungsbeitrag. Das Renteneintrittsalter in Großbritannien beträgt derzeit 66 Jahre, es soll nach 2026 auf 67 heraufgesetzt werden.

Wie hoch die staatliche Rente ist, hängt von der Höhe des Renteneinzahlungsbetrages ab. Für Festangestellte beträgt der Sozialversicherungsbeitrag in der Regel 12 Prozent des wöchentlichen Einkommens, wobei die ersten 242 Pfund beitragsfrei sind. Die staatliche Rente ist für viele Briten nicht die einzige Einkommensquelle im Alter: Wer fest angestellt ist, erhält zusätzlich eine betriebliche Altersvorsorge. In diese „workplace pension“ zahlen sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer ein. Zudem können Briten noch einen persönlichen Rententopf eröffnen – sie zahlen dann entweder jährlich einen festen Betrag ein, oder jeweils so viel, wie sie sich gerade leisten können.

Im Gegensatz zur staatlichen Rente, die man erst ab 66 Jahren beziehen kann, können die Briten bereits ab 55 Jahren auf ihre persönliche und ihre betriebliche Altersvorsorge zugreifen. Allerdings wählen viele Briten noch eine andere Option: Weil das Rentensystem nicht besonders großzügig ist, investieren sie lieber in ein Haus, das sie dann im Rentenalter gewinnbringend zu verkaufen hoffen. Für Millionen Leute hat das in den vergangenen Jahrzehnten dank rapide steigender Immobilienpreise im ganzen Land bestens funktioniert.

Spanien: Viele Spanier haben private Zusatzrente

Seit Jahren versuchen die Regierungen in Madrid, die staatliche Rentenkasse an den demografischen Wandel anzupassen. Die Zahl der Rentenbezieher steigt kontinuierlich, die Zahl der Rentenbeitragszahler sinkt. In Spaniens Rentenkasse klafft ein tiefes Loch, das der Staat mit milliardenschweren Überweisungen füllen muss. Jetzt soll die chronische Schieflage vor allem mit einem Solidaritätszuschlag auf die Beiträge der Besserverdienenden ausgeglichen werden.

Das gesetzliche Renteneintrittsalter wurde schon vor längerer Zeit von 65 auf 67 Jahre stufenweise erhöht – sowohl für Männer als auch für Frauen. Im Jahr 2023 beträgt das reguläre Renteneintrittsalter 66 Jahre und vier Monate. Wer 37 Jahre und neun Monate lang Beiträge gezahlt hat, kann früher ohne Abzüge sein Altersgeld beziehen. Das mittlere Renteneintrittsalter in Spanien ist derzeit 65. Die durchschnittliche Höhe der Altersrenten liegt bei 1.371 Euro brutto, die im Jahr vierzehnmal ausgezahlt wird.

Nach OECD-Angaben beträgt die Nettorente stolze 80 Prozent des mittleren Nettolohnes vor dem Ruhestand. Der Beitragssatz für die Rentenversicherung beläuft sich in 2023 auf 28,3 Prozent des Bruttolohnes – davon zahlt der Arbeitgeber 23,6 und der Arbeitnehmer 4,7 Prozent. Die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung hat wegen ungewisser Zukunftsaussichten noch eine zusätzliche private oder betriebliche Altersversicherung. Zudem haben 75 Prozent der Spanier Wohneigentum.

Italien: Mehr als 90 Prozent vom letzten Nettoeinkommen als Rente

Die gesetzliche Rentenversicherung in Italien ist ein öffentlich-rechtliches Regelsicherungssystem und wird – wie in Deutschland auch – im Umlageverfahren finanziert. Es wird unterschieden zwischen der mit der deutschen Regelaltersrente vergleichbaren „Pensione di vecchiaia“ und der „Pensione anticipata“ (vorgezogene Altersrente), die von ihrem Charakter her der deutschen Altersrente für langjährig Versicherte entspricht. Für die gesetzliche Altersrente müssen die Italiener seit 2019 neben einer Beitragszeit von mindestens 20 Jahren das Rentenalter von 67 Jahren erreicht haben.

Das gilt bis 2026 und für alle Arbeitnehmer. Für die vorgezogene Rente müssen die Italiener eine Beitragszeit von mindestens 42 Jahren und 10 Monaten haben, wenn sie männlich sind, von mindestens 41 Jahren und 10 Monaten, wenn sie weiblich sind. Italien gibt fast 16 Prozent der Wirtschaftsleistung für Renten aus. Die Rentner bekommen durchschnittlich 91,8 Prozent vom letzten Nettoeinkommen überwiesen. Die Höhe der Rente ist nicht gedeckelt.

Was attraktiv klingt hat eine Kehrseite: Der Verdienst im Berufsleben ist im Schnitt niedriger, außerdem zahlen Italiener Rentenbeiträge in Höhe von 33 Prozent des Gehalts. Zwei Drittel davon übernimmt der Arbeitnehmer. Die Durchschnittsrente liegt bei 1.359 Euro. Die Renten werden wie Einkommen besteuert. Das Rentensystem gilt nach mehreren Reformen mittlerweile als stabil. Fraglich ist jedoch, wie sich der starke demografische Wandel im Land auf das zukünftige Rentensystem auswirken wird.

Frankreich: Spitzenrenten von 7.000 Euro sind möglich

Das Rentensystem in Frankreich wird hauptsächlich über Beiträge der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite finanziert. Allerdings sind die Beitragssätze höher als in Deutschland, ebenso wie die Durchschnittsrente. Sie liegt etwas über 1.500 Euro brutto im Monat, Spitzenrenten können sogar 7.000 Euro erreichen. Derzeit gilt noch ein Renteneintrittsalter von 62 Jahren, es wird jedoch aufgrund einer im Frühjahr verabschiedeten und höchst umstrittenen Reform schrittweise auf 64 Jahre angehoben.

Ebenfalls schrittweise wird bis 2027 die Beitragsdauer für den Bezug einer vollen Rente von 41 auf 43 Jahre erhöht. Schon heute liegt das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei 63 Jahren und drei Monaten. Zahlreiche Ausnahmeregeln gelten für Berufsgruppen wie Polizisten, Soldaten, Zugführer oder Feuerwehrleute, die zum Teil schon zehn Jahre früher in Rente gehen können.

Umgekehrt gilt, dass spät ins Berufsleben eingestiegene Akademiker häufig erst mit 67 Jahren in Rente gehen, weil ab diesem Alter die volle Rente auch dann ausgezahlt wird, wenn die vorgeschriebene Zahl der Beitragsjahre nicht erreicht wurde. Der 2022 noch ausgeglichenen Rentenkasse drohen schon in Kürze Milliardendefizite. Das hat neben der hohen Lebenserwartung der Franzosen (die höchste in der EU) auch mit der demografischen Überalterung der Gesellschaft zu tun.

Niederlande: Senioren gehen viel später in Rente

Das Rentensystem in den Niederlanden setzt auf einen Mix aus umlagefinanzierter Rente aus der obligatorischen Volksversicherung sowie betrieblicher und privater Altersvorsorge. Das Renteneintrittsalter liegt aktuell mit 66 Jahren und zehn Monaten höher als bei uns, schon ab dem kommenden Jahr gilt die Rente mit 67 –das Renteneintrittsalter wird regelmäßig an die steigende Lebenserwartung angepasst, 2028 kommen erneut drei Monate hinzu. Auf diesem Weg soll die Rentenbezugsdauer begrenzt werden.

Die Ausgestaltung des Systems unterscheidet sich stark von der deutschen Praxis. Die Altersbezüge fallen deutlich höher aus, gesonderte Beamtenpensionen gibt es nicht, vorgezogene Altersrente auch nicht. Auf die Grundrente hat ab Erreichen der Altersgrenze jeder Anspruch, der mindestens ein Jahr in den Niederlanden gelebt und sozialversicherungspflichtig gearbeitet hat – auch wenn er sonst keine eigenen Beiträge zahlte.

Die Höhe der Grundrente richtet sich nach der Versicherungsdauer, erst ab 50 Jahren gibt es die volle Rente: Sie muss mindestens 70 Prozent des Mindestlohns plus Urlaubsgeld betragen, aktuell sind das 1.430 Euro. Die Rentenbeiträge von etwa 18 Prozent zahlen die Arbeitnehmer allein, Erwerbslose sind beitragsfrei versichert. Nur an der zweiten Säule, einer verpflichtenden betrieblichen Altersvorsorge, beteiligen sich auch die Arbeitgeber, rund 90 Prozent aller Niederländer zahlen in diese Betriebsrente ein.

Beide Renten-Töpfe zusammen ergeben für die meisten Rentner eine sehr ordentliche Altersversorgung, die für Durchschnittsverdiener bei rund 70 bis 80 Prozent des früheren Einkommens liegt – deutlich mehr als bei uns. Die Kehrseite: Während des Erwerbslebens müssen die Niederländer vergleichsweise hohe Summen für die Rente abzweigen, auch die übrigen Beitragslasten und Steuern für Arbeitnehmer sind relativ hoch.

Österreich: Die Rente ist gedeckelt

Das Rentensystem in Österreich besteht aus drei Säulen: gesetzliche, betriebliche (eine freiwillige Zusatzleistung) und private Vorsorge, die staatlich gefördert wird. Grundsätzlich ist das Rentensystem ein umlagenfinanziertes Modell. Allerdings wurden 2014 für alle nach 1955 geborenen Beitragszahler Pensionskonten installiert, über die das System transparenter werden und künftige Bezüge ersichtlicher sein sollen.

Die Finanzierung des Systems erfolgt durch Beitragszahlungen mit unterschiedlichen Beitragssätzen. Nichtselbstständige zahlen 22,8, Selbstständige 18,5, Landwirte 17 Prozent. Hinzukommen aber auch unterschiedliche Rentenmodelle für Angestellte, Beamte oder Selbstständige. Aktuell gilt als Renteneintrittsalter: 60 Jahre bei Frauen, 65 Jahre bei Männern. Bei Frauen ist eine schrittweise Erhöhung des Antrittsalters bis 2033 auf 65 Jahre vereinbart.

Für die Berechnung der Rentenhöhe wird die Summe der 480 höchsten Einkommensmonate herangezogen. Die Mindestpension beträgt 1.110 Euro. Die Höchstrente ist bei 3.477 Euro gedeckelt. Die durchschnittliche Rente von Frauen liegt aktuell bei 1.192 Euro und damit deutlich unter der von Männern (1.917 Euro).

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