Bundestagswahl: Der Vorsprung der SPD ist innerhalb der Fehler-Marge

Nichts ist entschieden. Zumal der Bundestags-Wahlkampf an den Themen, die den Bürgern wichtig sind, vorbeigegangen ist.

Wer die Umfragen im Vorfeld der diesjährigen Bundestagswahl verfolgt, stellt fest, wie nah beieinander die Ergebnisse der Institute diesmal sind. Die Union liegt bei allen zwischen zwei und vier Prozentpunkten hinter der SPD. Der Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz, deklassiert den CDU-Kandidaten und die Grünen-Kandidatin. Parlamentarische Mehrheiten scheinen sowohl für Rot-Grün-Rot als auch für eine Ampel- oder eine Jamaika-Koalition möglich. Gemessen am letzten Bundestagswahlergebnis werden SPD und Grüne die Gewinner sein. Die Union wird deutlich verlieren. Wie gewohnt spiegeln wir für Sie die politische Stimmung im Erhebungszeitraum. Wir prognostizieren nichts, sondern dokumentieren das von uns gemessene Ergebnis. Und das unabhängig davon, was andere erheben. Vor vier Jahren wichen wir mit unseren Werten – insbesondere im Blick auf Union und AfD – deutlich von den Erhebungen anderer Institute ab – und lagen damit richtig.

Schon bevor die Stimmzettel ausgezählt sind, kann man mit Sicherheit sagen, dass die SPD die stärkste Kraft im Lager links der Mitte bleibt. Das sah auf weiten Strecken dieser Legislaturperiode und auch dieses Wahljahres anders aus. Es trägt zum klaren Blick bei, wenn man nicht nur auf die Umfragen der letzten vier Wochen blickt, um zu erkennen, welch deutliche Verschiebungen vor dieser Bundestagswahl stattfanden.

Hermann Binkert (INSA)

Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären, wie würden Sie wählen?

Ein Viertel der Befragten gibt an, für die SPD bei der Bundestagswahl stimmen zu wollen, weibliche Befragte geben dies dabei häufiger als männliche an (28 zu 22 %). 22 Prozent der Befragten geben an, die Union wählen zu wollen, wobei männliche Befragte dies etwas häufiger als weibliche angeben (24 zu 20 %). 15 Prozent würden ihre Stimme für die Grünen abgeben. Dahinter folgt die FDP mit 12 Prozent, männliche Befragte geben dies etwas häufiger als weibliche an (14 zu 9 %). Die AfD würden elf Prozent und die Linke sieben Prozent der Befragten wählen.

Mit dem Alter steigt tendenziell der Anteil derjenigen an, welche die Union (von 15 auf 27 %) und die SPD (von 15 auf 31 %) wählen würden. Der Anteil an Befragten, die für die FDP stimmen würden, sinkt dagegen mit dem steigenden Alter, von 18 auf 8 Prozent. Die Grünen würden häufiger von den unter 40-Jährigen gewählt (22 bzw. 21 zu 11 bis 14 %). Die unter 30-Jährigen geben etwas häufiger an, die Linke zu wählen, als die Befragten aus den anderen Altersklassen (12 zu 5 bis 6 %). Befragte unter 30 Jahren würden seltener die AfD wählen als ältere Befragte (6 zu 11 bis 14 %).

Die Befragten, die im Westen Deutschland leben, geben häufiger an, die Union (23 zu 16 %) zu wählen, diejenigen aus dem Osten geben dagegen häufiger an, für die AfD (18 zu 9 %) sowie für die Linke (11 zu 5 %) zu stimmen. Hinsichtlich der Stimmenverteilung der SPD (25 zu 24 %), der FDP (13 zu 10 %) und der Grünen (15 zu 14 %) gibt es keine bedeutsamen Unterschiede.

Während die Grünen insbesondere bei den Befragten mit einem starken politischen Interesse punkten kann (17 zu 12 bzw. 13 %), punktet die Linke hingegen bei den Befragten mit einem schwachen politischen Interesse stärker als bei den anderen Befragten (12 zu 5 bzw. 6 %). Auch die AfD kann bei diesen Befragten etwas stärker punkten als bei den anderen Befragten (14 zu 10 bzw. 11 %). Sowohl Union (18 zu 22 bzw. 23 %) als auch SPD (21 zu 24 bzw. 28 %) werden von Befragten mit einem schwachen politischen Interesse seltener gewählt als von den anderen Befragten.

Themenranking – das ist den Bürgern wichtig

Das aktuelle Themenranking führen derzeit die Themenbereiche Alterssicherung und Gesundheit mit jeweils 77 Punkten an, gefolgt vom Thema Arbeit mit 71 Punkten und dem Thema Umwelt mit 70 Punkten. Dahinter folgen die Themen Wohnen mit 69 Punkten und Bildung bzw. Soziales mit jeweils 68 Punkten. Deutlich abgeschlagen auf den hinteren Plätzen sind die Themenbereiche Migration (47 Punkte), Politische Stimmung und Weltpolitik (je 42 Punkte).

Betrachtet man die Themenpräferenz der Befragten im Zeitverlauf, wird ersichtlich, dass seit Anfang April nahezu ausnahmslos die Themen Gesundheit und Alterssicherung die ersten beiden Plätze im Ranking für sich beanspruchen. Auf den nachfolgenden Platzierungen schwankt die Einordnung der Themen mitunter deutlich: So belegte der Themenbereich Arbeit beispielsweise im August den fünften Platz und stieg dann auf Platz drei. Der Themenbereich Umwelt belegte im April und Mai lediglich den sechsten oder gar siebten Platz, stieg dann allerdings im Jahresverlauf auf derzeit den vierten Platz. Das Mittelfeld des Themenrankings belegen die Themen Wohnen, Bildung, Soziales, Sicherheit und Wirtschaft. Auf den hinteren Plätzen wechseln sich im betrachteten Zeitraum die Themen Migration, Politische Stimmung und Weltpolitik auf den Plätzen zehn bis zwölf ab.

Betrachtet man das Themenranking aufgeschlüsselt nach Wählergruppen fällt auf, dass Alterssicherung derzeit in fast allen Wählergruppen eines der Top-3 Themen ist. Einzig bei den Grünen-Wählern liegt dieses lediglich auf dem sechsten Platz. Auch das Thema Gesundheit liegt bei fast allen Parteien auf einem der drei ersten Plätzen (Union, AfD, SPD, FDP und Grüne), lediglich bei Linke-Wählern liegt Gesundheit nur auf dem vierten Rang. Bei nahezu sämtlichen Parteien weniger bedeutsam sind derzeit die Themen Migration, Politische Stimmung und Weltpolitik, welche bei fast allen Parteien auf den letzten drei Plätzen liegen. Einzig bei den AfD-Wählern belegt die Migration eine höhere Position (Platz 4). Bei den Wählern der Union folgt auf die beiden Top-Themen Alterssicherung und Gesundheit auf Platz drei die Wirtschaft. Bei den Wählern der SPD sind die beiden Top-Themen ebenfalls Alterssicherung und Gesundheit, gefolgt von der Umwelt auf Platz drei. Bei den Wählern der Linken ist Soziales derzeit das Top-Thema, gefolgt von der Alterssicherung auf Platz zwei und der Arbeit auf Platz drei. Bei den Wählern der FDP liegt das Thema Wirtschaft an erster Stelle. Als einzige Wählergruppe geben Wähler der Grünen an, dass die Umwelt derzeit das wichtigste politische Thema darstellt.

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