Mein Jahresrückblick 2019

Renate Zott zieht ein nachdenkliches Fazit des Jahres 2019 und hofft auf ein besseres Jahr 2020.

Selbst wenn man es wollte, es fällt ein bisschen schwer, positiv auf das Jahr 2019 zu blicken.

Terror und Gewalt haben wir im eigenen Land erlebt, Menschen die völlig sinnfrei ums Leben kommen sind. Und ich denke an den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, an den 8jährigen Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof, an den antisemitischen Anschlag in Halle und an die tödliche Attacke auf den Feuerwehrmann in Augsburg. Aber auch der Blick in die Welt verheißt nichts Gutes. Es wird mehr Krieg angezettelt, als Frieden gestiftet.

Mit rd. 70 Millionen Menschen waren nie mehr auf der Flucht, als heute. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Weltbevölkerung wächst, muss die Zahl beunruhigen. Die unberechenbaren Akteure auf unserer Weltbühne haben zwar Missionen, aber scheinbar nicht die, die geeignet sind, global für mehr Frieden zu sorgen.

Global heiß diskutiert wird auch der Klimaschutz und -wandel. Deutschland hat sich auf den Weg gemacht: Mit Schülerinnen und Schülern, die freitags für die Rettung unseres Planeten auf die Straße gehen, mit einer Regierung, die ein kontrovers diskutiertes Klimapaket verabschiedet. Ursula von der Leyen will als neue EU-Kommissionspräsidentin mit dem European Green Deal die EU bis 2050 klimaneutral machen. Und der Rest der Welt? Der macht weiter wie bisher und kann sich bei der 25. Weltklimakonferenz in Madrid auf nichts mehr verständigen als einen Minimalkompromiss. Vertagen, beabsichtigen, warme Worte. Sie werden nicht helfen, davon bin ich überzeugt. Überzeugt bin ich umso mehr davon, dass es klimatechnisch keine Kehrtwende geben wird, solange wirtschaftliche Interessen immer höher angesiedelt sind, als der Einfluss auf Umwelt und Klima.

In diesem Zusammenhang lässt aufhorchen, dass wir noch nie so viele Autos auf der Straße hatten und die Luftfahrt einen neuen Rekord beim Transportaufkommen verzeichnet. Man ist also auch hierzulande nicht bereit zu verzichten, weder aufs Auto noch aufs Fliegen. Das Credo ist also nicht Verzicht, sondern man setzt politisch und wirtschaftlich auf den E-Antrieb. Auch darüber haben wir in 2019 viel diskutiert, insbesondere über jene Mitbürger, die SUV’s fahren. Geändert hat sich an deren Beliebtheit allerdings noch nichts. Und wie es dann so wird, mit dem E-Antrieb im Allgemeinen und mit den damit einhergehenden Umweltbelastungen bei der Herstellung und Entsorgung der Batterien im Besonderen, steht auf einem anderen Blatt.

Nerven gekostet hat auch die nicht enden wollende Debatte über die Grundrente. Nun haben wir sie. Wenig durchsichtig bis dato die konkrete Auswirkung für die 1,5 Millionen angeblich profitierenden Rentnerinnen und Rentner, ebenso wie die Finanzierung. Was man in Berlin aber einmal wieder damit geschafft hat, ist die Regierungskoalition ins Taumeln zu bringen. Das ist mittlerweile ja Tagesgeschäft. Man schlägt sich, man verträgt sich, aber keiner weiß, wie lange noch.

Das erinnert an eine Neuerfindung im politischen Geschäft, nämlich dem Casting in der SPD. Ob dieser Weg eine neue Wählerschaft generiert; ein Gewinn an Glaubwürdigkeit bringt? Ich weiß es nicht und bin gespannt, wie lange dieses Duo durchhält.

Durchgehalten hat indes der Brexit-Boris, der das Vereinte Königreich nun flugs aus der EU herausführen will. Ich glaube, viele EU-Befürworter hatten bis zuletzt gehofft, dass die Stimmung kippt und nicht wahr wird, was eigentlich vor 3 Jahren von den Briten entschieden wurde. 3 Jahre hängen und würgen lässt die Bürgerinnen und Bürger in Großbritannien wohl nun vor allem eins: aufatmen und froh sein darüber, dass es nun endlich weitergeht, mit dem Ausstieg.

Bei allem was auch für 2020 bedenklich stimmen lässt, gefällt mir die neu ins Leben gerufene Bewegung der „Sardinen“. Menschen, die in Italien parteiübergreifend gegen Intoleranz, Nationalismus und Rechtsextremismus auf die Straße gehen. Und mir fielen darüber hinaus ganz spontan noch sehr viel mehr Gründe ein, wofür wir auch hier in Deutschland gemeinsam auf die Straße gehen könnten, nämlich für Frieden und Freiheit, für den Erhalt unserer Demokratie. Für Integration und Humanität. Es sind jene 75% unserer Bürgerinnen und Bürger, deren Stimme nicht laut genug ist, gegen jene, die in unserem Land Spaltung säen. Und vielleicht wäre es auch an der Zeit, dass unsere Kommentatoren, Berichterstatter und Journalisten jene 75% mehr ins Visier nehmen. Von ihren Ideen und Überzeugungen für mehr Einigkeit und Toleranz berichten und schreiben. Auch diese Stimmen verdienen Resonanz und Verbreitung.

Eins ist sicher: die Arbeit und Anstrengungen für ein besseres und friedlicheres morgen gehen uns auch 2020 nicht aus.

Die Autorin Renate Zott

Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.

Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.

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