Altersarmut: Immer mehr Rentner müssen arbeiten

Die Zahl der altersarmen Rentner steigt rapide. Immer mehr Rentner müssen zusätzlich arbeiten, denn die gesetzliche Altersversorgung reicht nicht zum Leben.

Die Zahl der Rentner, die sich zu ihrer Rente etwas hinzuverdienen müssen, steigt rapide. Das berichtet die Berliner Zeitung, der entsprechende Zahlen exklusiv vorliegen. In der Bundeshauptstadt Berlin hat sich die Zahl der arbeitenden Rentner in zehn Jahren nahezu verdoppelt.

Wirtschaftsexperten fordern schon länger, das Renteneintrittsalter heraufzusetzen. Denn auch die Lebenserwartung steige und der Fachkräftemangel erfordere, dass Ältere länger arbeiten. Die Kritik vo Gewerkschaften und SPD kam reflexartig.

Doch die Realität ändert sich offenbar von selbst: Die Zahl der Beschäftigten, die älter sind als 67 Jahre, steigt von Jahr zu Jahr an. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Der Berliner Zeitung liegen die Zahlen zu Berlin exklusiv vor.

In der Hauptstadt hat sich die Zahl der arbeitenden Rentner in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. So arbeiteten 2010 in der Hauptstadt 18.281 Beschäftigte über 67 Jahren, 2015 waren es 22.257 und 2018 insgesamt 28.908 Beschäftigte im Rentenalter. Aktuell sind es sogar 31.989. Davon sind 10.499 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 21.490 haben einen Minijob.

Trotz eines langen Arbeitslebens: die Rente ist zum Leben nicht genug

„Altersarmut ist kein Problem der Zukunft, sondern der Gegenwart“, so die Linke-Abgeordnete Gesine Lötzsch in einem Statement für die Berliner Zeitung. „Es ist deshalb besonders rücksichtslos, dass Rentnerinnen und Rentner von der Bundesregierung bei den explodierenden Energiekosten keine Energiepreispauschale von 300 Euro bekommen sollen.“

Aber der Trend, dass viele Menschen im Rentenalter zunehmend einer Beschäftigung nachgehen müssen, gilt auch bundesweit. In allen Bundesländern ist seit 2015 die Zahl der Älteren, die weiterarbeiten, stark gestiegen. Deutschlandweit sind inzwischen von 38,2 Millionen Arbeitnehmern gut eine Million 67 Jahre oder älter. Das entspricht einem Anteil von 2,8 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Die Bundesländer mit dem größten Anteil arbeitender Rentner sind Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein. Dort sind deutlich mehr als drei Prozent der Beschäftigten älter als 67 Jahre.

In Deutschland gelten unterschiedliche Altersgrenzen für die Rente

Derzeit gelten unterschiedliche Altersgrenzen für den Eintritt in die gesetzliche Rente. Wer am oder nach dem 1. Januar 1964 geboren wurde, kann erst mit 67 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Für die Jahrgänge von 1947 bis 1963 gelten – je nach Geburtsdatum – Altersgrenzen zwischen 65 Jahren und 66 Jahren plus 10 Monate. Eine Rente mit 70, wie sie derzeit wieder diskutiert wird, wäre politisch nur mit Übergangsfristen durchzusetzen. Damit dürfte sie in den nächsten zehn Jahren – wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in Rente gehen – keine Auswirkung mehr haben.

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