79 Cent pro KW/h Ladestrom für E-Autos: IONITY beendet die Kuschelphase mit Verbraucher

Die Preise für Strom steigen weiter. Auch für Lade-Strom von E-Autos. Die dramatische Rechnung macht Sascha Rauschenberger auf.

Zum 31.01.20 will der größte deutsche Anbieter von Ladestrom sein Abrechnungssystem etwas umstellen. Im weitesten Sinn also kommerzialisieren. Bisher nahm IONEGY pauschal 8 Euro pro Ladezyklus. Unabhängig von der Akkugröße des E-Autos. Das schien vielen günstig, zumal eine Kilowattstunde für Normalverbraucher in Deutschland bis zu 35 Cent kostet und so ein 100er Akku an der privaten Steckdose pro Ladung dann 35 Euro gekostet hätte. Da machte es dann für viele Klimaaktivisten Sinn, sich ganz schnell ein populäres E-Gefährt zuzulegen. Es war trendy, es war sexy, es war hip – und wird nun teuer. Eben weil es auch … nun ja …irgendwie auch blöd war. Naiv, wenn wir es schönreden wollen.

Wieso soll ein Ladestromanbieter dauerhaft und für immer – sogar unabhängig von der Ladung an sich – Strom für einen Bruchteil seines Wertes verschleudern? Dazu Kosten für Infrastruktur, Wartung/Betrieb und Ersatz der Ladesäulen zusätzlich stemmen? Aus Nächstenliebe? Aus Klimaschutz?? Mal ehrlich? Wo leben wird denn???

Was machen Angler, wenn sie fischen gehen? Die füttern an. Einfach mal ein paar Köder ins Wasser und dann sehen, ob sich was tut. Da wo das klappt noch eine Gratisportion hinterher und als Dessert-Wurm am Haken dazwischen halten. Funktioniert seit Jahrhunderten.

Und nun wundert man sich, dass auch mit dem ach so günstigen E-Auto das Gleiche gemacht wird. Zumal man zig Millionen in diverse Kampagnen gesteckt hat, Meinungsmache gekauft hat und fast zwei Jahre Klein-Greta durch die Welt befördert hat, um exakt DAS zu erreichen. Viele Fischchen wurden angefüttert, medial als „guter Mensch“ getätschelt und mit Anerkennung bedacht. Steuervorteile, kostenlose Ladungen in Hotels, reservierte Parkplätze und wegfallende Parkgebühren. VIP-Status für unsere werten E-Mobilisten. Wie schön…

Und nun mal wirklich? Glaubte hier wirklich jemand, dass das so bleibt? In einem Land, wo gerade erst der ohnehin teuerste Strom weltweit noch mal um eine CO2-Pauschale teurer gemacht wurde? Solche Anbieter wie IONITY dann nochmals draufzahlen, damit der klimadeutsche Gutmensch es noch besser meinen kann? Jetzt wird zur Kasse gebeten. Unübersichtliche Preisstaffelungen, tageszeit- und verbrauchsabhängig und mit lokalen Aufschlägen versehen machten so einen Ladevorgang ohnehin fast zu einem Lottospiel. Dem versucht man gerade mit diversen Verbraucherklagen an den Kragen zu gehen. Aber den Strompreis wird diese Klagewelle nie erreichen. Denn er ist marktwirtschaftlich gerechtfertigt.

Wir leben in einer Marktwirtschaft, auch wenn gewisse Leute in der SPD nun wieder unbelehrbar vom demokratischen Sozialismus faseln und den Richtungstrend zur alten PDS (umbenannte SED) schaffen. Und eben diese Marktwirtschaft ist auf Gewinne angewiesen. Und wenn der Strom 35 Cent kostet, für den Gewerbetreibenden ist er natürlich billiger zu haben, man Strom dazu noch billig an der Energiebörse aus Überschüssen einhandeln kann (Atomstrom aus Frankreich, Kohlestrom aus Polen) zwingen solche Zwänge wie Anschaffung und Betrieb samt Verwaltung von Ladesäulen nun mal zu höheren Preisen als 8 Cent pro Kilowattstunde. Und da könnten auch 79 Cent durchaus angemessen sein.

Dass damit dann selbst das verbraucherfreundlichste Auto, der BMW i3, die hundert Autobahnkilometer für 12 Euro fährt, darf nicht als Schildbürgerstreich angesehen werden. Auch in Schilda musste der geniale Bürger erst überredet werden, sein fensterloses Rathaus auch noch seines Daches zu berauben, damit endlich Licht in die Bude kommt. Till Eulenspiegel heißt heute Greta oder Julia.

Unterm Strich wird jetzt der Haken ins Spiel – also ins Wasser – gebracht. In Österreich zahlt man an Schnellladesäulen auch schon mal 1,29 pro Kilowattstunde. Nur mal so als Anhalt, wohin die Reise preislich geht. Für unsere smarten E-Mobilisten. Und wer glaubt, dass Tesla auch weiterhin für seine Luxusmodelle kostenlos Ladestrom bereitstellt, der sollte sich einmal mit dem Thema Preiskalkulation von Produkten beschäftigen. Der Strompreis ist nämlich zum großen Teil schon in den Verkaufspreis des Tesla eingerechnet. Und da das Unternehmen auch irgendwann mal Gewinne machen muss, die Aktionäre wollen das sicher, wird Strom bei Tesla mit Sicherheit nicht immer kostenlos bleiben. Schon gar nicht in Deutschland, mit dem teuersten Strom weltweit.

Nun zurück zum deutschen E-Mobilisten, Klimafreund und Gutmensch an sich. Einem Wesen, das stets durch einfache gedankliche Strukturen von sich reden machte. Kritik an der recht linearen Logik als rechte Hetze ansah und von fliegenden E-Autos träumte. Um bald wie Ikarus der Sonne entgegenzufliegen. In eine schöne, bunte und immer bessere Zukunft. Tja, nun sind die Wachsflügel geschmolzen. Warnungen wurden missachtet. Und jetzt ist freier Fall angesagt.

Und das ist erst der Anfang. Die Autoversicherer werden nachziehen. Warum? Weil E-Autos eine größere Gefahr sind. Brennen sie, können sie nicht gelöscht werden. Egal ob von selbst, durch „übergriffiges“ Feuer vom Nachbardieselauto oder gar aktivistenmäßig angesteckt. Wenn es brennt, brennt es Stunden, Tage lang. Und das viel heißer, wie letzte Woche in dem Parkhaus, das dann eingestürzt ist. Bei Dieseln passiert das nicht… Ergo ist eine zusätzliche Gefährdung da. Auch bei der Beseitigung des Wracks an sich, denn verschmorte Akkus will so recht keiner recyceln. Zu aufwendig. Zu teuer und zu risikobehaftet, wenn beschädigt. Und das kostet. Ergo müssen die Prämien angepasst werden, um dieses versicherungstechnische Risiko abzufedern. Und da wird die bisher verbriefte Grundhaftung für Sach- und Personenschäden nicht reichen. Besser wären dann wohl 20 oder 25 Millionen Euro Haftung. Und daher könnten die Prämien dann auch bald mal steigen, zumal die Versicherer mit realen Vorkommnissen und realen Schäden rechnen. Keine mediale Beschwichtigungen und politische Wohlfühlfaktoren einrechnen werden. Die leben wie Tesla oder IONITY in der gleichen Marktwirtschaft.

IONITY ist also kein böser Kapitalist. Auch kein Spaßverderber oder gar ein verkappter Nazi. Nein, im Gegenteil. Man zeigte vom Gesellschafter subventioniert, was man kann. Bot eine gute Leistung zum Schnäppchen an und holte dann die Leine ein, nachdem genug willige Fische da waren, deren Augen größer waren als der Verstand. Denn gerade Fische sollten wissen, wie ihr Teich aussieht. Und das alles, was da ins Wasser fällt und vorher nicht da war, eigentlich eine Gefahr sein könnte. Es gab und gibt Menschen, die das sofort begreifen. Andere brauchen länger. Darwin nannte das „survival of the fittest“ und folgerte die Evolution. Wie es scheint hat diese Evolution nun zu ein paar Tränchen geführt. Bei denen, die halt nicht schnell genug fit genug waren. Wurden.

Daher noch mal zum Mitschreiben für all die, die vielleicht etwas lernen wollen:

Nichts im Leben ist umsonst. Alles hat seinen Preis. Überall. Und immer. Garantiert! (sic!)


Bildquelle: Yusuf Simsek „Die treibende Kraft“

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