„Wir wollen keine halben Sachen mehr machen.“

Der Corona-Lockdown ist eine Kapitulation des gesunden Bürger-Verstandes. Ein Kommentar von Uwe-Matthias Müller

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Bundesländer haben gestern einen harten Lockdown ab Mittwoch beschlossen. Mit diesen zum Teil drastischen Einschnitten in die Bewegungs-Freiheit der Bürger in unserem Land ging das Eingeständnis des Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern einher: „Wir wollen keine halben Sachen mehr machen.“ Damit offenbart er, dass die Maßnahmen der MPK, die seit November galten, zu lasch und unnachvollziehbar waren.

Markus Söder hat recht.

Aber ich finde es wohlfeil, 17 Politikern in unserem Land allein die Verantwortung für die derzeitige Lage aufzubürden. Ja, sie haben zu ängstlich und opportunistisch – sogar populistisch – agiert und reagiert.

Auch die Medien haben mit einer effektheischenden, den Corona-Leugnern zum Teil zum Maule redenden und schreibenden Kampagne ihren Teil dazu beigetragen, dass die Stimmung in unserem Land immer aufgeheizter wirkt.

Dabei zeigen alle Zahlen von Meinungsforschungs-Instituten, dass die Mehrheit der Bürger hinter den Entscheidungen der Politik steht.

Warum ist es aber dann zu diesen schrecklichen Corona-Opferzahlen gekommen? Warum reagierten die Politiker nicht schneller? Haben sie die Zahl der Auslastung der Pflege-Stationen nicht gelesen? Haben sie die Warnungen der Wissenschaftler nicht gehört? Kennen sie die ständig steigende Zahl der Corona-Toten nicht? Warum gibt es den Anti-Corona-Impfstoff in den USA, Kanada, Saud-Arabien – aber nicht in der EU oder gar in Deutschland, wo er entwickelt wurde?

Alles sehr berechtigte Fragen auf die die Wähler vielleicht am 26. September 2021, dem Tag der Bundestags-Wahl, eine Antwort geben werden.

ENTSCHEIDEND aber ist nur eine einzige Frage: WARUM HABEN WIR BÜRGER NICHT DIE CORONA-REGELN EINGEHALTEN? Wir alle kennen die gleichen Zahlen, hören dieselben Hilferufe, trauern um die hohe Zahl der Toten. Wer hat uns daran gehindert, ohne dass es uns Frau Merkel vorschrieb, zu Hause zu bleiben, wo es möglich war und die AHA+L-Regeln zu respektieren?

Der harte Lockdown ist das Eingeständnis der Politik, zu spät und zu hasenfüßig gehandelt zu haben. Er ist aber auch das Eingeständnis, dass der ach so mündige Bürger in unserem Land oft zu egoistisch ist und nur darauf wartet, dass die Staatsmacht ihm was vorschreibt.

Schade, ich hatte mehr Zivil-Courage von uns erwartet.

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“