US-Regierungswechsel bringt gemischte Signale für deutsche Unternehmen

Prof. Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirschaft (IfW Kiel), zu den Folgen des US-Regierungswechsels für die deutsche Wirtschaft

Das US-Geschäft deutscher Unternehmen hat von Trumps Wirtschaftspolitik durchaus profitiert. Die bisherigen Signale der Biden-Regierung deuten darauf hin, dass sich das nicht unbedingt fortsetzt. Während Trumps Handelspolitik viel Unsicherheit für Unternehmen brachte, schoben seine Steuerpolitik und die Deregulierung der Wirtschaft das Wachstum an: Die US-Wirtschaft wuchs 2018 und 2019 mit 3,0 und 2,2 Prozent, die deutsche mit lediglich 1,3 und 0,6 Prozent. Steigende Einkommen in den USA haben zu mehr Nachfrage nach deutschen Produkten geführt. Davon profitierten vor allem jene deutschen Unternehmen, die in den USA produzieren. Aber auch die deutschen Exporte in die USA legten zu: 2019 beliefen sie sich laut Bundesbank-Daten auf 113, 5 Milliarden Euro; vier Jahre davor waren es 102,8 Milliarden Euro. Zwar gab es bei Produkten, die mit Strafzöllen belegt wurden, Stahl- und Aluminiumprodukte etwa oder Spirituosen, deutliche Einbrüche, aber insgesamt ist das US-Geschäft in Trumps Amtszeit sehr gut gelaufen.

Wenn eine Regierung Biden nun höhere Steuern und mehr Regulierung bedeutet, wird das auch auf die Gewinne und damit auf die Aktienkurse deutscher Unternehmen, die im US-Markt aktiv sind, einen negativen Einfluss haben. Das wird vermutlich stärker wirken als die positiven Effekte einer insgesamt ruhigeren, vorhersehbareren Politik. Wenn aber Biden sein großes Konjunkturprogramm auch nur teilweise durch den Kongress bekommt, werden deutsche Firmen davon kurzfristig profitieren, weil sie Güter herstellen, die bei höheren Einkommen stärker nachgefragt werden. Auch bei verstärkten Investitionen in Infrastruktur und grüne Technologien gibt es für die deutsche Industrie große Chancen. Die Frage ist allerdings, ob diese Programme nicht unter einem „Buy American“-Vorbehalt stehen werden, so dass deutsche Unternehmen nur dann zusätzliche Geschäfte machen können, wenn sie in den USA produzieren. Das wäre dann zwar gut für die Aktionäre der Firmen, die oft genug gar nicht mehr in Deutschland steuerpflichtig sind, aber weniger gut für die Arbeitsplätze hierzulande.

Gabriel Felbermayr ist seit März 2019 Präsident des Instituts für Weltwirtschaft. Gleichzeitig hat er eine Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel inne.

Gabriel Felbermayr wurde im Juni 1976 in Steyr (Österreich) geboren. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Linz ging er nach Florenz, um dort zu promovieren. Von 2004 bis 2005 war er Associate Consultant bei McKinsey & Co. in Wien. Von 2005 bis 2008 war er Assistant Professor an der Universität Tübingen. Von 2009 bis 2010 hatte er einen Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft an der Universität Hohenheim (Stuttgart) inne. Von 2010 bis 2019 leitete er das ifo Zentrum für internationale Wirtschaft an der Universität München, wo er auch als ordentlicher Professor für Internationale Wirtschaft tätig war.