Tilidin wird zur neuen Modedroge unter „jungen Männern“

Angeblich hat jeder zweite junge Mann zwischen 18 und 25 in Deutschland schon Drogen konsumiert. Drogen zu beschaffen, wird immer einfacher. Der Konsum von Drogen wird immer mehr toleriert. Das hat Folgen für die allgemeine Sicherheit. Eine Anlayse von Sascha Rauschenberger.

Eigentlich ist Tilidin ein industriell erzeugtes Opiat, das medizinisch zur Schmerzlinderung verabreicht wird und nur 20% der Stärke von Morphium hat. Mit anderen Medikamenten lässt es sich neutralisieren, sodass man es bedarfsgerecht dosieren kann. Selbst im Körper des Patienten.

Nur sollte man es nicht unkontrolliert mit anderen Medikamenten oder Alkohol zusammen nehmen, da sich die Wirkung sonst potenzieren kann. Oder Nebenwirkungen auftreten, die vom originären Hersteller und Gesetzgeber nicht gewollt sind.

Dass sich dieses Mittel schon allein deshalb als Droge eignet zeigt die Tatsache, dass es industriell hergestellt werden kann. Einfach, eigentlich in jedem einigermaßen kläglich ausgerüsteten Labor. Und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es gerade jetzt, aus dem Osten kommend, Einzug in die deutsche Drogenszene nimmt. Als billiges Rauschmittel mit Supermanneffekt. Letzterer kommt in der Wechselwirkung mit Alkohol zustande. Das Gefühl, unbesiegbar zu sein. Alles erreichen zu können. Einfach alles zu können. Zusätzlich zu dem Umstand, auch mehr vertragen zu können…

Leider macht dieses Zeug abhängig. Und das Gefühl, trotz eines Daseins am unteren Rand der Gesellschaft doch etwas wert zu sein, trotz fehlender Perspektive dennoch stark zu sein, schafft hier das Bedürfnis, dieses gute Gefühl zu wiederholen.

Und da Drogensüchtige durch die Bank das ein oder andere psychische Problem haben, weil mit normaler Einsicht der ungeregelte und eigenverantwortete (Dauer-)Konsum sonst nicht stattgefunden hätte, ist die Gefahr sehr hoch, auch mit dieser neuen Droge abzurutschen. Wie bei Crystal Meth oder anderen synthetischen Designerdrogen. Nur im Fall Tilidin auf einer finanziell sehr billigen Basis.

Genau hier lauert die eigentliche Gefahr. Tilidin ist spottbillig. Aufgrund des widerlichen Eigengeschmacks aber nur in Verbindung mit Alkohol und/oder Softdrinks geniessbar.

Dass es in diesem Zusammenhang, auch unter dem Gesichtspunkt gruppendynamischer Prozesse, dann schnell zu „Ausrastern, „Auffälligkeiten“ und Aggressionen kommen kann, lernen wir gerade jeden Tag aufs Neue. Augsburg ist da kein Einzelfall mehr.

Mit dieser neuen Droge, die gerade Berlin in profitablen Massen erreicht, könnte sich das Problem verstärken. In der Stadt ist schon jetzt zu beobachten, dass Migranten und die schon hier lebende dritte Generation ehemaliger Migranten diese Droge vermehrt nutzt.

Der Teufelskreis ist vorgezeichnet. Perspektivlosigkeit aufgrund schulischer, sprachlicher und sozialer Mängel. Rottenbildung Gleichgesinnter. Tolerante Sozialpädagogik und –romantik auf der anderen Seite mit zu viel Duldung und zu wenig Stoppeffekt. Gepaart mit einer den Täter verstehenden Justiz samt gleichgesinntem Jugendamt. Diese unheilige Melange führt letztlich zu einer Spirale, die von den dann Abhängigen als „Weicheigesellschaft“, schwacher Staat und einer eingebildeten eigenen Überlegenheit wahrgenommen wird. Eben weil dem unsäglichen Treiben kein Einhalt geboten wird. So verschärft sich der Konflikt mit den dann leider immer öfter sichtbaren Folgen. Und dass dann selbst in Extremis keine nachdrücklichen, abschreckenden Urteile kommen, zeigen viele Prozesse in der deutschen Justiz. Eben weil Täter drogenabhängig sind werden stets mildernde Umstände angenommen. Eine Krankheit (Drogensucht) vordergründig gesehen. Oder gar eine psychische Erkrankung schlechthin als schuldmildernd angenommen. Wie bei den Zugschubsern und anderen Verbrechern.

Doch das ist Quatsch. Wer Drogen zu sich nimmt, die sein Verhalten und Denken manipulieren, sie sogar exakt aus diesem Grund zu sich nimmt, um sich besser, stärker, schlauer zu fühlen, und daraufhin Straftaten verübt, sollte nicht mit Milde rechnen dürfen. Im Gegenteil. Das ist wie mit Waffen aus dem Fenster zu schießen, weil es Spaß macht. Man will zwar keinen treffen. Tut einem auch echt leid, wenn. Aber, so what? Man war doch im Waffenrausch. Konnte ja nichts dafür…

Dass nun schon Polizisten hinterrücks niedergestochen werden, selbst Schutz brauchen, ist kein gutes Signal an eine Gesellschaft, die im Schnitt immer älter wird. Und damit selbst individuell täglich schwächer wird. Zum möglichen Opfer wird.

Und daher sollte, auch gerade im Anbetracht des ohnehin schon sich radikalisierendem politischen Klimas, davon abgesehen werden, den beiden politischen Flügeln weitere Munition in die Hand ihrer ideologischen Vertreter zu geben. Und noch etwas. Drogenkonsum ist nie gut. Egal ob Alkohol oder Nikotin. Aber ganz besonders die Drogen, die um ein Vielfaches stärker sind, stellen eine gesellschaftliche Sünde dar. Aus diesem Grunde sind nicht nur Dealer das Problem. Sondern jeder, der sie ihnen abkauft. JEDER. Ohne Ausnahme. Und ohne erklärende Ausrede.

Karl Lagerfeld sagte einmal, dass wer mit einer Jogginghose auf die Straße geht, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Schauen wir uns einmal um. Und schauen, was diese Gestalten noch so alles tun. Und das Schlimme: diese Art Kontrollverlust benötigt noch nicht mal mehr eben diese Jogginghose…

Pressemitteilungen, die mit „jungen Männern“ anfangen – und leider viel zu oft dann auch inhaltlich enden – werden durch diese Droge mit Sicherheit bald häufiger zu lesen sein.