Stuttgart: Für ein „Wehret den Anfängen“ ist es längst zu spät

Stuttgart war weder ein Unfall, noch ein Einzelfall. Die Frage drängt sich auf, wann endlich dem gesetzlosen Treiben Weniger Einhalt geboten wird.

Am Wochenende kam es in Stuttgart nach einer Drogenkontrolle bei einem Jugendlichen zu einer spontanen Zusammenrottung der Event-Szene, die dann auch in nie dagewesenem Umfang übergriffig wurde. So könnte man es zusammenfassen, wenn man dem Statement des Polizeipräsidenten Frank Lutz Glauben schenken will.

Während die Polizei auf den Straßen teilweise nur noch mit dem Selbstschutz beschäftigt war, der Funkverkehr durch die chaotische Situation zusammenbrach, Beamte selbst Schutz brauchten und die Einsatzführung zum bloßen Reaktionsinstrument verkam, die einzeln von auswärts heranrasende Polizeifahrzeuge sinnlos und ohne Konzept in die Fläche warf, muss die Polizeiführung samt politischer Karrierebeamter der höheren Besoldungsgruppen lange an diesem Narrativ  gestrickt haben. EVENT-Szene. Hört sich schon mal besser an als Drogenszene und verdrängt den Umstand, dass alles mit einer Drogenkontrolle anfing. Geht schließlich nicht, dass man mitten in Stuttgart eine offene, höchstkriminelle und gewaltbereite Drogenszene wohl über Jahre geduldet hat.

Auch konnte dieses Ereignis leider nicht in die Schiene der Reichsbürger, Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker gepresst werden. Keine einzige Reichsfahne war zu sehen. Keine kläglichen Mikro-Ansprachen im Vorfeld. Null Transparente sind zu zählen gewesen.

Linksalternative Szene oder Migration zu bemühen ist ohnehin ein no-go-Thema. Gleichwohl ist auf fast allen im Internet verbreiteten „Partyvideos“ der „Event-Szene“ zu sehen, dass Massen von „jungen Männern“ durch die Straßen toben, die „Allahu Akbar“ rufen.

Allerdings gab es offensichtlich eine recht große Anzahl von Leuten, die trotz sommerlichen Temperaturen Skimasken trugen, komplett in Schwarz rumrannten und allerlei Gepäck mit sich rumschleppten. Nicht nur Event-Material aus Plünderungen, sondern vor allen diverse… Werkzeuge. Pflastersteine lassen sich halt nicht mit Strohhalmen aus Cocktailgläsern aus der Erde holen.

Aus dieser Notlage heraus musste dringend ein neues Wort gefunden werden. Eines, das einprägsam kurz und hinreichend nichtssagend wie auch verallgemeinernd und verschleiernd wäre. Halt so etwas wie „Event-Szene“. Mal sehen, ob wir das hinbekommen, wenn wir es mit den Videos, Augenzeugenberichten und real existenten Hergängen vergleichen. Ein Event dieser Szene ist also etwas, wo man haufenweise Jugendliche rumlungern hat, zeitlich jenseits dessen was das Jugendschutzgesetz hergibt, wo dann auch der Drogenkonsum und der Drogenhandel spaßbereichernd vorkommen. Selbstverständlich auch unter Missachtung aller Corona-Regeln. Und wo bei geringstem Anlass sich gleich hunderte spontan zusammenrotten, um gegen die vereinzelt auftretende Polizei gewaltsam vorzugehen, diese zu vertreiben um dann, im Nobelviertel des geschäftlichen Stuttgarts, plündernd, randalierend und brandschatzend Party zu machen. Das ist also die Event-Szene in Stuttgart?

Dann mal ein paar einfache Kontrollfragen an den PolitPräsidenten Frank Lutz von Stuttgart und in Stuttgart:

Wenn das also nicht die üblichen vom Bürger schon zu oft gesehenen Partygänger sind, wer war denn das nun, der jetzt als Event-Szene für Stimmung sorgte?

Wieso waren es ausgerechnet diese Leute, die Geschäfte außerhalb der Öffnungszeiten besuchten? Warum sehen wir hier hilflose Polizeibeamte umherirren, in Unterzahl, falsch disloziert und, wenn die Redaktion die uns zugemailten Funkmittschnitte richtig deutet, eher gar nicht geführt?

Was glaubt denn der Politikfunktionär Lutz zu der neuen Partyausstattung der Event-Szene sagen zu können, die bei sommerlicher Witterung Skimasken erforderlich macht, Brecheisen als Outfit vorschreibt und die Farbe Schwarz zur Pflicht macht.

Und wie sieht das neue Fürsorgekonzept für Beamten aus, die man dieser Event-Szene nun dauerhaft als Spaßfaktor, Teilnehmer oder Opferlamm zuführen will. 19 verletzte Beamte bei 20 Festnahmen zeigen eine Tendenz auf, wo nach ein paar solchen Nächten der Personalbestand gen Null tendiert.

Man spricht nun von „Stuttgarts Nacht der Schande“. Zur Erinnerung. Das gab es schon mal. In Köln anno 2015/16. Oder in Saarlouis im Juli 2019 (Informationen zu den Geschehnissen dort: https://www.tag24.de/nachrichten/saarlouis-stadtfest-emmes-jugendliche-migranten-banden-randale-polizei-rueckzug-ob-peter-demmer-brief-1143812).

In Köln und Stuttgart waren die Brand-Stätten des marodierenden Mobs verödete Innenstädte. In Saarlouis waren es Wohngebiete, die von der Polizei zeitweise nicht mehr geschützt werden konnten.

Blicken wir in unser Nachbarland, nach Frankreich. Dort brennen regelmäßig die Banlieues von Paris, Marseille und Lyon. Neuerdings trifft es auch kleine Provinz-Städte, wie Dijon aktuell. In Frankreich scheint die Polizei an ihre Grenzen der Handlungs-Fähigkeit zu kommen.

Wenn dann die Berliner „Tageszeitung“ Polizisten als „Müll“ mit „Fascho-Mindset“ bezeichnet, der auf den Misthaufen geworfen gehört, stellt sich laut und deutlich die Frage nach dem bürgerlich-fundierten Konsens unserer Sicherheits-Architektur. Wo soll es hinführen, wenn über Jahre hinweg der demografische-bedingte Alterungsprozess unserer Polizisten ignoriert wurde und deren Ausstattung ebenso veraltet ist? Welche Motivation spüren Polizisten, die ihr Leben riskieren, wenn von der Politik ernannte „Führungskräfte“ aus dem Urlaub heraus das Narrativ bestimmen und von „Event-Szene“ sprechen, wo der Innenminister von Baden-Württemberg von „Mob“ spricht?

Diese Verharmlosung der Taten und Täter führt zu nichts. Zu nichts anderem als der Frage jedenfalls: WER SCHÜTZT UNS? Wenn es die Polizei nicht kann oder – politisch gewollt und ideologisch begründet – nicht darf, wer dann?

Die Antwort auf diese Frage sollte sich niemand ausmalen müssen…