SARS-CoV-2: Hat die Natur sich einen Zufall erlaubt?

Warum jetzt und warum wir? Und welche Lehren ziehen wir aus der COVID19-Krise? Fragt Topagemodel Renate Zott.

Gleich eins vorweg: Ich glaube nicht an Ufos, Außerirdische oder mystische Verschwörungstheorien. Ich vertraue auf das, was ich weiß, orientiere mich an verlässlichen Informationsquellen, lerne gern und verzichte darauf, mir Objektivität zuzuschreiben. Wir nehmen subjektiv wahr und können deshalb in den meisten Situationen nicht objektiv sein – das wird gern vergessen. Hinsehen und -hören, beobachten, informieren und dann vor allem nachdenken ist deshalb meine Devise.

Über das neuartige Coronavirus COVID19 gibt es viel zu denken. Noch nimmt es die Welt unkontrolliert ein. Wann wir es unter Kontrolle bringen ist ungewiss. Wie es ist, wenn wir uns aus den Fängen der Pandemie befreit haben, dazu werden gerade umfangreiche Programme gebaut. Es rotiert alles um das Jetzt und das Danach: Eindämmung, Kontrolle, Wiederaufbau – hoffentlich ohne Wiederansteckung. Das Wort ‚Krieg‘ zur Beschreibung der aktuellen Situation ins Feld zu führen, liegt da wohl nicht fern. Und wenn Krieg ist, dann fragt man sich, wie es dazu kommen konnte.

Hat sich die Natur einen Zufall erlaubt? Und warum gerade jetzt? Über den ZUFALL als solchen gibt es imposante Theorien, aber letztlich keine finale, objektive Erkenntnis, sprich: ob es ihn gibt oder nicht. Auch nicht aus der Wissenschaft. Da gibt es die einen, die an den Zufall glauben. Das Leben und das, was passiert als Wundertüte begreifen, die eben ihre Überraschungen bereithält – gute und schlechte. Man kann sie meistern, schließlich sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt; höchstens die eigenen. Es gibt die anderen, die glauben, dass es so etwas gibt, wie eine höhere Macht. Etwas nicht Greifbares, das keiner Logik folgt, aber in der Rückbetrachtung einschneidender Ereignisse häufig einen Sinn ergibt und deswegen auch kein Zufall ist.

Bezogen auf das neuartige Coronavirus weiß man wohl, dass die Virusfamilie seit 2002 also solches bekannt ist und auch, dass sie die Coronavirus-Erkrankungen SARS (2002) und MERS (2012) hervorgebracht hat (Quelle: https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/coronavirus/index.htm#was). Im Netz ist nachzulesen, dass ein erster Impfstoff gegen das MERS-Coronavirus 2018 in die klinische Prüfung ging, nachdem ein Forscherteam sich seit 2013 mit der Entwicklung beschäftigt hatte. Nimmt man beide Erkrankungsgruppen zusammen, ergibt sich eine Zahl von 10.590 infizierten Menschen. Zu wenige, im Vergleich zur Weltbevölkerung (2020 rd. 7,7 Milliarden), um die Forschung voranzutreiben? Hat man die Gefahr unterschätzt? Zu diesem Schluss könnte man kommen, weil die Lehre der Epidemiologie auf der Annahme basiert, dass Krankheiten nicht rein zufällig auftreten und deren Auftreten und Ausbreitung weitgehend auf kausalen und potenziell voraussagbaren Faktoren basieren. Was dann noch immer nicht den Teil der Frage klärt, warum uns diese neue Corona-Virus-Generation gerade jetzt erwischt. Die einen werden sagen, dass die Natur einfach eine Entwicklung fortschreibt, auf die wir vielleicht schon Antworten hätten haben können oder müssen. Und es wird möglicherweise Menschen geben, die meinen, dass wir mehr daraus lernen sollten, als einen Impfstoff zu entwickeln. Denn der „Krieg“ wird nicht nur Tote und ein wirtschaftliches Desaster hinterlassen, sondern auch einen Denkzettel.

Er wird Anlass geben, ein Umdenken in so vielen Bereichen loszutreten, wie es ohne die Pandemie wohl nicht denkbar gewesen wäre. Prozesse, die wir beim „Wiederaufbau“ für eine >gesündere< Zukunft unter dem Wissen dessen, was jetzt plötzlich möglich ist, im positivsten Sinne neu und/oder anders gestalten können. Und ich denke an den Arbeitsmarkt, an Umweltschutz, an das globale Miteinander, an die Europäische Gemeinschaft, an Grenzen und vieles, vieles andere mehr.

Die Natur hat uns jedenfalls ein ziemlich großes Stoppschild vor die Tür gestellt oder sollte ich besser sagen: so vor den Latz geknallt, dass wir alle in die Knie gehen? Es scheint fast so, als hätte sie ihre eigene Sprache und würde womöglich mehr Information geben wollen, als die Warnung vor dem Verzehr von Fledermäusen und Dromedaren.

Wie auch immer und was auf SARS-CoV-2 folgen mag. Die neue „Seuche“ hat uns ganz eingenommen. Die Medien, die Analysten, die Wissenschaftler, die Politiker, die Betrüger und nicht auch zuletzt jene, die unsere Grundversorgung aufrechterhalten, Menschen pflegen und betreuen, den Müll abholen. Wir werden keine Rückbetrachtung der weiteren globalen oder hiesigen Entwicklung ohne Corona-Krise machen können, was ich ein bisschen bedauere. Aber ich hoffe, dass wir in der Vorwärtsbewegung die „richtigen“ Entscheidungen treffen und nicht vergessen, all‘ die Menschen, die uns nun auf die unterschiedlichsten Arten versorgen, in Zukunft angemessen zu entlohnen. Das Gute am Schlechten könnte unter anderem sein, dass wir nach Corona doch einiges besser machen als davor. Und uns bewusster denn je sind, dass alles anders kommen kann, als man zu denken vermag.