„In einem sind wir alle gleich, wir alle sind verschieden …“
Was bedeutet es, während der Pandemie stets daheim zu sein? Von Dr. Stephanie Robben-Beyer
Die Isolation wirft uns auf uns zurück. Wir müssen mit uns sein. Nicht nur mit unserer Familie. Wir können nicht „ins Außen“ fliehen – zur Arbeit, zum Sport, zum Einkaufen, in die Oper, …
Wir müssen mit uns sein und somit mit unseren Gefühlen, Bedürfnissen, Ängsten …
Und jeder zeigt sich in dieser Situation anders, äußert sich anders und unternimmt unterschiedliche Dinge, um mit sich, seinem persönlichen Umfeld und der Situation zurecht zu kommen.
Keiner kann dem anderen wirklich gute Ratschläge geben, wie das am besten funktioniert.
Ratschläge empfinde ich in dieser Zeit eher als „Schläge“. Es ist meine Aufgabe, mich zu sortieren.
Und damit „sind wir alle gleich“. Jeder so, wie er ist.
Das Daheim-, im familiären Umfeld isoliert sein, holt Probleme hervor, die wir in unseren „inneren Schubladen“ gut versteckt hatten, die wir „unter den inneren Teppich gekehrt hatten“.
Was bedeutet das?
Wir müssen ehrlicher mit uns sein. Bewusster. Verdrängen geht nicht mehr.
Die Nerven liegen blank.
Was meint das?
Homeoffice, Haushalt und „stabil halten“ der Ehe kosten physisch und psychisch Kraft. Als Mutter möchte ich meinem Kind Sicherheit geben.
Ich möchte mich adäquat mit meiner Tochter beschäftigen, darüber hinaus mit ihr für die Schule lernen.
Obwohl Kinder das Liebste sind, was wir haben, kosten sie uns nun auch viel Energie und Nerven. Kleine Menschenkinder sind kleine Energiesauger, die wir sehr lieben.
Doch: Sie sind auch große Energie-Tankstellen. So lerne ich von meiner Tochter wiederum für das Leben.
Sie singt für mich: „Mama, in einem sind wir alle gleich – wir alle sind verschieden.“ Ein Satz aus einem Kinderlied.
Was bedeutet das?
Eine Krise „enttarnt“ alle. Zunächst sollten wir somit über uns nachdenken. Was ist „im Normalfall“ unsere Tarnung?
Dann können wir über die anderen nachdenken. Wir sehen, leben nun rund um die Uhr mit ihnen. Wir bekommen gleichsam alle Macken mit.
Schauen wir sie dennoch weiterhin liebe-voll, das heißt „voller Liebe“ an? .
Erkennen wir, welche Bedürfnisse, Emotionen hinter der Kommunikation, dem Verhalten liegen?
Was rettet uns?
Was rettet unsere Beziehungen?
- Zeit haben
- Aktiv Zuhören
- Beobachten, nicht bewerten
- Versuchen, das Gefühl, das Bedürfnis, die Bitte an uns hinter der Aussage unseres Partners, Kindes zu erkennen
- Contenance bewahren, denn: Es geht einer Familie oder einem Paar oder Mama und Kind immer nur so gut, wie es dem geht, dem es am schlechtesten geht
- Auf sich achten, sich Zeit für sich nehmen (Sport, Badewanne, Telephonate…)
- Eingeführte Regeln auch wirklich befolgen (Aufstehzeit, Essenzeiten, Hausaufgabenstunden, Spielzeit, Fernsehzeit, Kochzeit, Backzeit, Tanzzeit, Musikzeit, …)
- Kommunikationszeit als „Quality time“ nutzen
Was ist die Erkenntnis?
Vielleicht entdecken wir sogar Dinge, die wir noch nie gemeinsam gemacht haben, weil wir meinten, nie die Zeit dafür zu haben:
- Spiele spielen
- Film-Nachmittage
- gemeinsam kochen, backen
- aufräumen, ausmisten
- herumalbern
Was ist sicher?
Die „Rushhour“ wird wiederkommen. Und dann müssen wir alle „ganz tüchtig die Ärmel hochkrempeln und loslegen“. Dann bleibt im Alltag wieder wenig Zeit für die oben genannten Dinge.
Was können wir versuchen?
Einige Denk-, Fühl-, Kommunikations- und Verhaltensweisen aus der Krise in den „normalen Alltag“ mitnehmen.
Wenn ich meine Tochter anschaue, wenn wir uns umarmen, weiß ich, dass es Sinn macht, die Contenance zu wahren. Wenn meine Hand ihr Händchen hält, ist sie meine Tankstelle.
Denken Sie gerne mit mir nach!
Und zunächst grundlegend: Bleiben Sie gesund!
Pflegen Sie Ihre guten Gedanken. Die schlechten ´nehmen Sie bitte an die Leine` – wie ungezogene Hunde.
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