Finanzen und Demografie in DNEWS24
Rentenpläne der Ampelregierung: Riesen-Defizit droht
Die Bundesregierung möchte das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent halten. Das wird teuer, zeigen neue IW-Berechnungen.
Bis zum Ende der 2030er Jahre sollen sich Rentner auf ein stabiles Rentenniveau von 48 Prozent verlassen können – so die Pläne von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Wer also 45 Jahre gearbeitet und durchschnittlich verdient hat, soll 48 Prozent seines durchschnittlichen Arbeitnehmerverdienstes als Rente bekommen. In ihrem aktuellen Rentenversicherungsbericht hatte die Bundesregierung aber eigentlich ein Rentenniveau von nur 45,4 Prozent im Jahr 2035 vorgesehen – bei einem steigenden Beitragssatz von dann immerhin 21,1 Prozent.
Das gesetzliche Rentensystem wird im Umlageverfahren finanziert. Aufgrund des demografischen Wandels stehen immer mehr Rentner immer weniger Beitragszahlern gegenüber.
Wie der Leiter des Clusters Staat, Steuern und Soziale Sicherung des Instituts für Wirtschaft (IW), Dr. Jochen Pimpertz, in einer einfachen Überschlagsrechnung schätzt, würden, wenn die Ausgaben im gleichen Verhältnis wie das Rentenniveau steigen, im Jahr 2035 rund 631 Milliarden Euro statt der bislang erwarteten 597 Milliarden Euro fällig – eine Lücke von 34 Milliarden Euro.
Derzeit übernehmen die Beitragszahler 77 Prozent der Rentenausgaben, den Rest steuert der Bund bei („Bundeszuschuss“). Bliebe es bei diesem Proporz, müssten die Beitragszahler 2035 also 26,3 Milliarden zusätzlich aufbringen, der Bund immerhin acht Milliarden. Die Folge wäre ein noch höherer Beitragssatz von dann 22,3 Prozent statt “nur” der bisher geplanten 21,1 Prozent. Aktuell liegt der Beitragssatz noch bei 18,6 Prozent.
Teil-Kapitaldeckung der Rente
Die „Stiftung Generationenkapital“ soll ein Vermögen am Kapitalmarkt anlegen und die jährlichen Erträge an die Rentenkasse überweisen. Damit sollen Beitragseinnahmen zum Teil ersetzt werden, der Beitragssatzanstieg ließe sich bremsen.
Um den ursprünglich von der Bundesregierung erwarteten Renten-Beitragssatz von 21,1 Prozent zu halten, wären sogar 26,3 Milliarden Euro nötig. Weil der Beitragssatz ohne Generationenkapital in den Folgejahren weiter steigen würde, sind danach noch höhere Summen fällig.
Dafür bräuchte es im Jahr 2035 bei einer Rendite von drei Prozent 223 Milliarden Euro. Für einen Beitragssatz von 21,1 Prozent wären sogar 877 Milliarden Euro nötig. Und weil danach noch höhere Erträge fließen müssen, um den Beitragssatz zu stabilisieren, steigt der Kapitalbedarf weiter.
In diesem Jahr will die Bundesregierung erstmals 12,5 Milliarden Euro an die Stiftung Generationenkapital überweisen. Bleibt es bei jährlichen Zuweisungen in dieser Größenordnung, wären 2035 gerade einmal 177 Milliarden Euro im Depot – selbst wenn bis dahin gar kein Geld an die Rentenkasse fließen würde.
Bild: Beatriz Miller, Drazan Zigic Freepic