Jetzt wird die Maske zum modischen It-Piece.

Die Maske ist jetzt Pflicht für alle und wird es wohl noch lange bleiben. Machen wir das Beste daraus. Meint Topagemodel Renate Zott.

Der Trend ist nicht neu, denn in Asien gehören Gesichtsmasken schon lange zum Alltag und deswegen auch in die Kollektionen der renommierten Modehäuser. Und nicht nur dort wird man fündig. Auch auf den Märkten, wo sie tausendfach für ein paar Cent pro Stück feilgeboten werden. Zahle 3, such‘ dir 4 oder 5 aus – je nach Verhandlungsgeschick. In Asien steht man eben auf weiße Haut und die Maske schützt vor Sonne und Smog. Nun schwappt der Trend virusbedingt auch zu uns. Weg vom medizinischen Gegenstand steht sie vor ihren Debuts als unverzichtbares Accessoire auf den Laufstegen der kommenden Fashion-Events.

Mode hin oder her; wir sind uns noch nicht so ganz einig wir zwei, also die Maske und ich. Für mich riecht es verdammt nach Zwangsheirat und gestern beim Sport auch ziemlich schnell nach Schweiß. Puh, da müffelte mir aus meinem frisch gewaschenen, extra lang gebügelten Baumwoll-Nasen-Mundschutz schon nach 15 Minuten mein eigener Schweiß so dermaßen entgegen, dass ich nicht sagen kann, dass ich die Kombination Sport und Maske wirklich dufte finde. Die Sache mit der Zwangsheirat übrigens auch nicht. Und überhaupt steht einem das Corona-Thema längst nasenbreit über den neuerdings verdeckten Lippen – wie auch allen anderen, mit denen ich darüber spreche.

Zu solchen Banalitäten, die einem dann hier und da mal unangenehm aufstoßen, kommt, dass sich die Experten in Punkto Wirksamkeit keineswegs einig sind. Zwar wird in den Öffentlich-Rechtlichen fast ausschließlich „pro“-Maske berichtet, aber die Meinungen gehen auseinander, nicht nur, was die Maske betrifft. Da hat man als aufmerksamer Bürger am Ende doch begründete Zweifel über den voll umfänglichen Gehalt dessen, was einem rund um Corona alles aufgetischt wird. Der Widerstand formiert sich – man riecht es förmlich zwischen allen möglichen Zeilen.

Wie dem auch sei, die Maske ist jetzt Pflicht, ob wir das mögen oder auch nicht. Ich persönlich mag den Gedanken, dass ich mich oder andere Menschen auf diese Weise vor Ansteckung schützen kann, auch wenn es eben nicht gesichert ist.

Die Maske als neues Mode-Accessoire

Und die Pflicht ruft die umsatzhungrige Modeindustrie auch außerhalb Asiens auf den Plan, denn schließlich wehen auch dieser Branche gerade satte Umsatzeinbrüche um die Nase. Von Fast-Fashion Producern bis zu Haute-Couture Schneiderstuben setzen jetzt alle auf die angesagten Masken, schließlich wollen Millionen Menschen damit versorgt werden. Und nicht nur das, mittlerweile näht die ganze Nation. Übrigens außer mir. Für die Großen und die Kleinen, mit Draht zum über die Nase klemmen und ohne und sogar als Halstuch mit der Option zum “Verlängern“ über Mund und Nase. Tücher und Stoffe halten her, um umfunktioniert zu werden.

Vor wenigen Wochen unkte ich noch mit meiner Freundin und prognostizierte keck, dass ich beim Kauf der nächsten Designer-Tasche sicher noch einen mega-stylischen Nasen-Mund-Verzierer im gleichen Design mit obendrauf bekommen würde und ja, das bleibt zu vermuten. Freilich nur gegen ein paar fette Scheinchen mehr. Aber für eine Maske, die es nicht ohne die angesagteste Tasche 2020 gibt? – da braucht die modebewusste Frau nicht lange zu überlegen. Schon gar nicht, weil man in der Corona-Pause massenhaft Geld gespart hat. Für Partys und Urlaube und First-Class-Flüge und noch ganz viel mehr.

Aber Scherz beiseite, die Masken-Mode steckt in den Startlöchern und kratzt schon an den Türen der sehnsüchtigen Kundschaft wie die Hände derer, die sich schon viel zu lange eingesperrt fühlen. Sie wollen endlich raus, in eine Welt, die sich wieder dreht, wenn’s denn sein muss auch mit Stoff über Mund und Nase beim Wunsch nach „Normalität“. Und da kann es sich die Fashion Welt nicht leisten, den günstigen Zeitpunkt zu verschlafen und Sehnsüchte unbefriedigt zu lassen. Schon jetzt hängen oder liegen sie in allen Formen und Farben mit und ohne kesse Sprüche, Aufnähern oder Applikationen an den Tresen der Einzelhändler. Schließlich muss das Teil in Zukunft zum Outfit passen. Sogar eine Ausführung aus schwarzem Paillettenstoff habe ich schon gesehen. Da kann die (Mode-) Party mit dem neuen obligatorischen Accessoire jetzt so richtig durchstarten und es darf dann noch überlegt werden wie es funktioniert, das mit dem Drink und der Maske vorm Mund.