INSA-Sonntagsfrage: Während das Vertrauen zum Kanzler rasch schwindet, liegt die Union stabil vor der SPD

Jede Woche veröffentlicht DNEWS24 die aktuellen Zahlen der INSA-Potential-Analyse.

Politiker fragen Meinungsforscher oft, was sie denn machen müssten, um mehr Zuspruch zu bekommen. Natürlich fragen wir regelmäßig und gerne, wie die Deutschen ticken. Dabei stellen wir aber auch regelmäßig fest, dass sich innerhalb kurzer Zeit Mehrheitsmeinungen auch ändern können – nicht zuletzt dann, wenn Politiker ihre Positionen neu justieren.

Am vergangenen Freitag (22. April 2022) gab es eine relative Mehrheit in der Bevölkerung (42 Prozent ja zu 50 Prozent nein), die sich gegen die Lieferung schwerer Waffen (z. B. Panzer) in die Ukraine aussprach. Nur vier Tage später, am Dienstag dieser Woche (26. April 2022), nach dem sich die Bundesregierung für die Lieferung schwerer Waffen aussprach, gab es eine knappe relative Mehrheit (45 Prozent ja zu 43 Prozent nein), die sich für die Lieferung schwerer Wachen aussprach. Besonders deutlich wird dieser Stimmungsumschwung, wenn man auf die Wählerschaften der Parteien schaut: Vor einer Woche (am 22. April) sprachen sich 41 Prozent der SPD-Wähler für die Lieferung schwerer Waffen aus und 55 Prozent dagegen, vier Tage später (am 26. April) waren hingegen 55 Prozent der SPD-Wähler für die Lieferung schwerer Waffen und nur noch 31 Prozent dagegen. Ebenso bei den FDP-Wählern: Am 22. April überwog die Ablehnung sehr deutlich (30 Prozent für die Lieferung schwerer Waffen, 63 Prozent dagegen). Nach dem FDP-Bundesparteitag und der Neupositionierung des Kanzlers sahen auch die FDP-Wähler die Panzerlieferungen mehrheitlich völlig anders (54 Prozent dafür, 39 Prozent dagegen). Die Wähler von Union und Grünen waren bei beiden Befragungen jeweils mehrheitlich für die Lieferung schwerer Waffen, die Wähler von AfD und Linke waren bei beiden Befragungen dagegen.

Die Politik mag versuchen, sich an der mutmaßlichen öffentlichen Meinung zu orientieren. Aber die Bevölkerung sucht nach Orientierung durch die Politik. Es ist wichtig, dass die Politik an der Willensbildung der Bevölkerung mitwirkt. Politiker, nicht Meinungsforscher, sollten die Rolle als Akteure der Meinungsbildung wahrnehmen. Meinungsforschung ist aber natürlich trotzdem nicht überflüssig: Sie zeigt, was den Bürgern auf den Nägeln brennt und wie erfolgreich die Politik beim Versuch ist, bei den Wählerinnen und Wählern, Angebote für deren Meinungsbildung zu machen.

Hermann Binkert (INSA)

Aktuelle Sonntagsfrage (INSA-Potentialanalyse)

Die Union (26,5 %), die SPD (24 %) und die AfD (11,5 %) gewinnen in dieser Woche jeweils einen halben Prozentpunkt hinzu, während die Grünen (18 %) einen Prozentpunkt verlieren. Die Werte der FDP (9 %) und der Linkspartei (4,5 %) bleiben jeweils konstant.

Bei den sicheren Wählern kann die FDP zwei Prozentpunkte, die SPD und die Grünen jeweils einen Prozentpunkt hinzugewinnen, während die Werte der anderen Parteien jeweils unverändert bleiben.

Bei den potentiellen Wählern können einzig die Grünen einen Prozentpunkt hinzugewinnen, während die Union zwei Prozentpunkte, die SPD, die FDP und die AfD jeweils einen Prozentpunkt verlieren. Das Potential der Linkspartei bleibt konstant.

Den Anteil an Befragten, die ausschließen, eine Partei jeweils zu wählen, kann in dieser Woche keine Partei verringern, wohingegen die FDP und die Linke diesen Anteil jeweils um zwei Prozentpunkte und die SPD sowie die Union jeweils um einen Prozentpunkt erhöhen. Das Negativpotential der AfD bleibt unverändert.

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