Inder statt Kinder? Was für ein Quatsch!

Jetzt soll die Fachkräfte-Lücke in Deutschland durch Zuzug geschlossen werden. Die Bundesregierung sollte lieber auf vorhandene Fachkräfte 50Plus setzen. Ein Kommentar von Uwe-Matthias Müller

Es ist 20 (!) Jahre her, dass die Bundesregierung Schröder/Fischer ein Einwanderungs-Gesetz beschloss, das den Fachkräftemangel, der sich schon damals (!!) abzeichnete, beheben sollte. Der CDU-Politiker Jürgen Rüttgers kritisierte die Massnahmen mit seinem Slogan „Kinder statt Inder!“. Und? Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren getan? Gibt es Aussichten, dass dieses Mal alles besser wird?

2008 gab es in Europa eine Finanzkrise. Vor allem in Portugal, Spanien, Griechenland und Italien existierte eine hohe Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit, insbesondere bei Jugendlichen. Und? Ist es Deutschland gelungen, aus diesen Staaten nennenswert viele qualifizierte Fachkräfte nach Deutschland zu holen? Wenn heute ein Mensch überlegt, ob er in ein anderes Land auswandert und dabei auch Informationen über Deutschland sammelt, dann bekommt er durch einen Blick in die Presse das folgende Bild vermittelt:

Unser Land hat marode Schulgebäude, zu wenig Leher, zu wenig Schulleiter, liegt in PISA-Studien seit Jahren weit zurück. Das Internet ist – wenn nicht im Funkloch – lahm und teuer. Die Züge der Bahn fahren dreckig und unpünktlich durch die Gegend, wenn überhaupt. Es gibt Autobahnen, die so marode sind, dass man sie nur mit Tempo 60 befahren darf. Tausende von Brücken sind einsturzgefährdet. Zudem gibt es wenig bis gar keinen bezahlbaren Wohnraum in attraktiven Ballungs-Gebieten. Und außerhalb der Start-Up-International-Communiy-Hotspots ist Deutschland rassistisch, mindestens aber fremdenfeindlich. Wer, bitte schön, soll bei einem solchen Deutschland-Bild gern ín unser Land kommen?

Vor wenigen Tagen beschloss der Deutsche Bundestag die Wiedereinführung der Meister-Pflicht für einige Handwerks-Zweige.  Da werden sich die mit Grausen abwenden, die zwar einen vernünftigen Job machen, aber nicht die gefragten Papiere haben.

Dabei wäre die Fachkräfte-Lücke in unserem Land einfach zu schliessen. Qualifizierte und leistungsfähige Arbeitskräfte gibt es. Sie sind aber über 50 Jahre alt und oft ist ihnen deutlich und so lange signalisiert worden, dass sie im deutschen Arbeitsmarkt nicht länger willkommen sind, dass viele der Babyboomer lieber heute als morgen in den „Ruhestand“ flüchten. Was für eine Verschwendung. Durch die geplante Fachkräfte-Offensive der Bundesregierung (DNEWS24: https://dnews24.de/2019/12/14/bundesregierung-plant-offensive-zur-gewinnung-von-fachkraften/) wird nichts besser. Die Lösung liegt bei uns.

Der Autor Uwe-Matthias Müller

Uwe-Matthias Müller ist Gründer des Bundesverband Initiative 50Plus. Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

Mit „Neulich in Berlin…“ erzählt „UMM“ Erlebnisse und Eindrücke aus der Stadt, die sich selbst als arm aber sexy beschreibt und der Gesellschaft, die dem demografischen Wandel unterliegt.