„HALF LIFE“ von Sharon Eyal – Video-Aufzeichnung aus der Komischen Oper Berlin

Vier erregende Minuten wie aus einer anderen Welt – Half Life im Video auf DNEWS24TV. Sharon Eyal in der Komischen Oper Berlin.

Die israelische Choreographin Sharon Eyal (*1971) setzte in ihrer Karriere von Anfang konsequent auf den modernen Tanz. Kaum zwanzigjährig, trat sie in die Batsheva Dance Company in Tel Aviv ein und wurde dort nicht nur Tänzerin, sondern auch Choreographin. Hier lernte sie den Choreographen Ohad Naharin kennen, der durch seinen „Gaga“ Tanzstil weltberühmt wurde. Er hatte auf die Entwicklung von Sharon Eayl großen Einfluss. 2013 gründete sie mit ihrem künstlerischen Partner Gai Behar die L-E-V Kompanie. Beide, Eyal und Behar, sind die Kreateure des Abends in der Komischen Oper Berlin: „Half Life“.

Es beginnt mit einer monotonen Musik, die durch eindeutige Schläge sehr taktbestimmt ist. Langsam geht das Licht an und zwei Personen sind vorne auf der Bühne zu erkennen, ein Mann und eine Frau. Während der Mann kurze, sehr maskuline Bewegungen ausführt, bewegt sich die Frau eher bedächtig in einer Art gleichförmigen, minimalistischen Tanzschritt, so, als würde sie in einem engen Club tanzen. Beide tragen sie körperanliegende, hautfarbene Trikots, die sie fast nackt erscheinen lassen. Langsam sieht man von hinten eine Gruppe sich nähern, in denselben gleichförmigen, leicht tänzelnden Schritten. Die Gruppe vereinigt sich mit den beiden vorne auf der Bühne stehenden und reihen sich im Rhythmus der Musik ein. Immer neue Formen entstehen, doch die Gleichförmigkeit von Bewegung und Musik bleibt. 40 Minuten lang.

Was hier als Text nicht sehr spannend klingt, ist doch für den Zuschauer wie ein Rausch! Die Musik hämmert, die Körper schwitzen, die Haut glänzt und pralle Männlichkeit und runde Weiblichkeit lässt mit erotischen Schwingungen den ganzen Raum erfüllen. Mitten in dieser Orgie fällt plötzlich nach ca. 50 Minuten der Vorhang und die Wirklichkeit kehrt zurück. Wow!

Donnernder, nicht enden wollender Applaus. Standing Ovations.

Sehr entscheidend für diesen Trip in eine andere Welt ist sicher die Musik, komponiert von dem Mitbegründer der israelischen Technomusik, Ori Lichtik.
Bei dieser Choreographie spürt der Zuschauer sofort, dass er es hier mit einer völlig neuen Form des Tanzes zu tun hat. Kein Schwanensee à la Nijinski, kein Ballett des 20. Jahrhunderts à la Maurice Béjart, sondern die Welt des Club Berghain umgesetzt für die Bühne des Staatsballetts. Welcome to the 21st Century!


Quelle: Kultur24.Berlin