Gewalt gegen Ordnungskräfte – Drei Polizistinnen bei Drogenkontrolle in Köln zusammengeschlagen

Immer öfter kommt es zu brutaler Gewalt gegen Ordnungs- und Hilfskräfte. In Köln wurden nun gleich drei Frauen der Polizei zusammengeschlagen und schwer verletzt. Ein Kommentar von Sascha Rauschenberger.

Am Montag dem 29.06.2020 kam es in der deutschen Polizeigeschichte zu einem traurigen Rekord. Gleich drei Polizistinnen wurden bei einer Drogenkontrolle zusammengeschlagen und verletzt, zwei davon schwer, als der zu Kontrollierende berauscht und ohne Vorwarnung zuschlug. In der Pressemitteilung der Polizei liest sich das so: „Ein mutmaßlich unter Drogen stehender Mann (23) hat am Montagnachmittag (29. Juni) in der Kölner Innenstadt unvermittelt mit Fäusten auf drei Polizistinnen und einen Polizisten eingeschlagen. Die drei Polizistinnen waren nach dem Angriff nicht mehr dienstfähig – zwei von ihnen waren so schwer verletzt, dass Rettungskräfte sie zur Behandlung in ein Krankenhaus fuhren. Eine Richterin ordnete eine Blutprobe sowie die Ingewahrsamnahme des jungen Mannes zur Ausnüchterung an. Ein Zeuge (22) hatte gegen 15.15 Uhr die Polizei Köln über eine Schlägerei zwischen zwei Männern im Klingelpützpark nach mutmaßlich gemeinsamem Drogenkonsum informiert. Die Beamten stellten den 23-Jährigen in Tatortnähe am Gereonswall. Während der Personalienfeststellung griff der 23-Jährige plötzlich und unerwartet an.“ (Quelle: Polizei Köln)

Doch hinter diesem Vorfall, der nicht nur strafrechtlich als verbrecherisch zu bewerten ist, steckt in Köln, wie auch in allen anderen Ballungsgebieten, neben steigender Tendenz auch die Methode Vorfälle dieser Art nicht allzu öffentlich werden zu lassen. Eben diese Tendenz zur Gewalt gegen die Polizei nicht nur kleinzureden, sondern komplett auszublenden. Im vorliegenden Fall haben zwei junge und engagierte Beamtinnen einen Verdächtigen nach einem Zeugenanruf überprüft. Durch seine Verhaltensauffälligkeit war eine körperliche Durchsuchung angezeigt, die die zwei Beamtinnen aber nicht selbst durchführen durften, da sie weiblich waren. An sich schon ein Punkt, der Stirnrunzeln verursacht, denn so waren beide Polizistinnen auf zusätzliche Kräfte angewiesen. Und das, um Verdächtigungen hinsichtlich sexueller Übergriffe zu entgehen. Allein dieser Umstand ist schon diskriminierend. Der Polizei gegenüber. Dass in solchen Fällen die so erzwungene zusätzliche Wartezeit generell nicht zum Abbau von Aggression taugt, ist klar. Als dann die zweite, jetzt gemischt besetzte Streife, eintraf, schlug der Verdächtige völlig unerwartet zu und widersetze sich mit brutaler Kraft allen weiteren polizeilich angezeigten und rechtmäßigen Maßnahmen. Nur durch den Einsatz von Pfefferspray konnten der Verdächtige, jetzt wohl richtigerweise als Täter zu bezeichnen, niedergerungen, fixiert und zur Blutprobe abgeführt werden.

An dieser Stelle ist Kopfschütteln über die Verlustquote der Polizei unangebracht. Unsere Polizei in Deutschland ist, anders als beispielsweise in den USA, völlig anders ausgebildet, anders motiviert und auch rechtlich anders aufgestellt. Sie stammt bei uns personell eben nicht wie in den USA überwiegend aus dem Militär, das ohnehin eine andere Mentalität aus Ausbildung, Anspruch an den Beruf und ggf. auch Kampfeinsätzen mitbringt. Unsere Polizei kann auf eine jahrelange gründliche und aufgabenspezifische Ausbildung aufbauen. Diese Ausbildung ist nicht passiv, sondern deeskalierend aufgestellt. Darum wurden auch seit zwanzig Jahren Frauen bei der Polizei vermehrt eingestellt. Besonders den Umstand nutzend, dass in westlichen Kulturkreisen Frauen allein dadurch beruhigend wirken können, weil es halt Frauen sind. Evolutionsgeschichtlich liegt es in unseren männlichen Genen, Frauen zu schützen. Die psychologische Hemmschwelle eine Frau zu schlagen, ist durch Erziehung und kulturelle Prägung bei europäischen Männern recht hoch. Eben dadurch wirken Frauen gewaltreduzierend bei Polizeieinsätzen. So die bislang gültige Theorie derer, die veränderte Realitäten nicht wahrhaben wollen. Denn eben das ändert sich gerade rasend schnell. Und diese neuen Realitäten zeigen ein zunehmend erschreckendes Bild auf. Eben weil es Frauen sind, werden sie immer öfters nicht ernst genommen. Weder die so neudefinierte „Event-Szene“ noch die Drogen- und Clanszene und/oder gewisse Stadtteilszenen lassen Zweifel daran aufkommen, was diese Beamtinnen für sie sind. Das wird schon sprachlich in den Vordergrund gestellt. Mit Worten, die im umgekehrten Fall sofort bei Politikern und Medienvertretern einen Aufschrei provozieren würden. Oder vielleicht ist es bald genauso hip als Verkäuferin in der Bäckerei zu hören: „Was fragste so blöd, Du Hure. Brötchen natürlich. Fünf Stück. Und mach schnell du verf… Schlampe.“ Wenn solche Sätze gegenüber Polizeibeamten immer zur Anzeige führen würden, wären die Gerichte auf Jahrzehnte überlastet. Dass man unsere Polizei – und gerade auch unsere Beamtinnen – dann auch noch dieser zunehmenden körperlichen Gewalt vorsätzlich aussetzt, und ihnen die Schaden begrenzende Ausrüstung und Ausstattung vorenthält, kann schon lange nicht mehr die begeistern, die uns schützen sollen. Auch schützen wollen! Immer noch, trotz unqualifizierter, ungerechter und auch hetzerischer Anfeindungen, wie erst kürzlich von der Berliner taz kommend.

Hier in Köln wurden drei Mädels zusammengeschlagen. Einer Beamtin wurde das Gesicht zerschlagen. Frakturen entstanden, was natürlich bei jungen Frauen besondere Auswirkungen hat. Auch psychologisch, gerade dann, wenn eine Genesung nicht hundertprozentig sicher ist. Dann wirken solche „Arbeitsunfälle“ auch sozial bis in die Beziehungen und Familie hinein. Und hier wurden dann gleich mal drei (3!) Frauen zusammengeschlagen. Grundlos. Medial weitgehend ignoriert. Und während die drei Frauen mit ihrer Gesundheit ringen, die Kollegen auf der Wache vor Wut die Zähne zusammenbeißen und die Fäuste in den Taschen ballen, herrscht ansonsten mediale Funkstille.

Komischerweise werden immer neue Videos aus den USA ausgegraben, in denen US-Polizisten Nichtweiße niederknüppeln, erschießen oder einfach nur in Überzahl festnehmen. So wird eine Stimmung gegen unsere eigene Polizei bewusst geschürt. Trauriger Höhepunkt war der Artikel in der taz, der Polizisten als „Müll“ bezeichnete und so auch den Weg für Taten wie in Köln ebnete. Diese Hass-Reden, die neuerdings in sozialen Medien der „Zensur“ unterliegen, dürfen offensichtlich gedruckt werden und so diejenigen bestärken, die Lust darauf verspüren, die stattliche Ordnungsmacht zu diskreditieren und mit brutaler Gewalt zu bekämpfen.

Autor und Redaktion wünschen den drei Frauen alles Gute, eine schnelle Genesung und auch das Glück in zukünftigen Einsätzen, das bekanntlich viel zu oft ausschlaggebend ist. Und nehmt Euch die Zeit, um wirklich gesund zu werden. Wir brauchen Euch noch!