Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Gedankenmacher: Der Wladimir-Befehl

Der Kreml-Despot zerstört sein eigenes Volk. Gedankenmacher in DNEWS24.

Sieben Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges standen Amerikanische und Englische Armeen tief im Westen des Deutschen Reiches am Rhein. Die Rote Armee hatte Ostpreußen, Pommern, Schlesien erobert und stand an der Oder – bereit zum Angriff auf Berlin. Am 19. März 1945 erließ Adolf Hitler die folgende Order, die als „Nero-Befehl“ Eingang in die Geschichte gefunden hat:

Fernschreiben von + FRR MBKO 02037 20 / 3 2235 = M AUE = FRR 1 Skl = Gltd Skl Adm Qu = Chef MAR Wehr gKdos a) OKW/WFSt drahtet MIO Op / Qu 2 Nr 2711 / 45 gKdos, gez Winter, General u. stell Chef WFSt = FRR Führungsstab Nordküste = FRR Generalbevollmächtigter f d Reichsverwaltung Staatssekretär Dr Stuckart = FRR Reichsmin f Rüstung u Kriegsprod – Reichsmin Prof Speer = FRR Ob d M – 1 Skl = FRR Ob d L = FRR Ob d L – Luftwaffenführungsstab = KR Reichs-SS-Feldkdosstelle = KR Reichsf-SS – SS-F H A = KR Ob d E – Stab I = KR OKW/Chef F WI-Amt = KR OKW/Chef = KR Wehrmachttransportchef = KR Nachr WBfh Dänemark =

Der Führer hat am 19. 3. 1945 nachstehenden Befehl erlassen.
Betr.: Zerstörungsmaßnahmen im Reichsgebiet.

Der Kampf um die Existenz unseres Volkes zwingt auch innerhalb des Reichsgebietes zur Ausnutzung aller Mittel, die die Kampfkraft unseres Feindes schwächen und sein weiteres Vordringen behindern. Alle Möglichkeiten, der Schlagkraft des Feindes unmittelbar oder mittelbar den nachhaltigsten Schaden zuzufügen, müssen ausgenutzt werden. Es ist ein Irrtum zu glauben, nicht zerstörte oder nur kurzfristig gelähmte Verkehrs- Nachrichten- Industrie- und Versorgungsanlagen bei der Rückgewinnung verlorener Gebiete für eigene Zwecke wieder in Betrieb nehmen zu können. Der Feind wird bei seinem Rückzug uns nur eine verbrannte Erde zurücklassen und jede Rücksichtnahme auf die Bevölkerung fallen lassen. Ich befehle daher:

1) Alle militärischen Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind zur Fortsetzung seines Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören.

2) Verantwortlich für die Durchführung dieser Zerstörungen sind:
Die militärischen Kommandobehörden für alle militärischen Objekte einschließlich der Verkehrs- und Nachrichtenanlagen, die Gauleiter und Reichsverteidigungskommissare für alle Industrie- und Versorgungsanlagen sowie sonstige Sachwerte. Den Gauleitern und Reichsverteidigungskommissaren ist bei der Durchführung ihrer Aufgabe durch die Truppe die notwendige Hilfe zu leisten.

3) Dieser Befehl ist schnellstens allen Truppenführern bekanntzugeben, entgegenstehende Weisungen sind ungültig.

Der Nero-Befehl hatte historische Vorbilder. So hatte Zar Alexander I. den Russland-Feldzug der Grande Armée von Napoleon I. durch die großflächige Zerstörung eigener Infrastruktur behindert. Ähnliches hatte Josef Stalin im Sommer 1941 befohlen und damit die Versorgung der Invasions-Truppen der Deutschen Wehrmacht fast unmöglich gemacht.

Der Nero-Befehl Hitlers ging allerdings weiter. Der „Führer“ sah es nicht als notwendig an, die Lebensgrundlagen seines eigenen Volkes zu bewahren, das sich aus seiner Sicht als unfähig erwiesen hatte, den Kampf des Krieges zu bestehen. Die mutwillige Zerstörung all dessen, was zum täglichen Leben der Bevölkerung als notwendig angesehen wurde, war seine logische Konsequenz. So die Weltsicht Hitlers auf das deutsche Volk.

Schon 2021 erklärte Wladimir Putin in einem Artikel auf der Kreml-Website, dass Russen und Ukrainer historisch gesehen ein gemeinsames Volk seien. Er betont seitdem stets, dass die Ukraine nie eine echte Staatlichkeit besessen habe, obwohl die Ukrainer in einem Referendum am 1. Dezember 1991 mit 90,3 % der abgegebenen Stimmen für die Unabhängigkeit von der Sowjetunion gestimmt haben. Auch auf der Krim stimmte über die Hälfte der Bewohner für die Unabhängigkeit von Moskau. Dennoch sei – so Putin – die Ukraine Bestandteil Russlands. Er wolle die Ukrainer von dem „nazistischen Regime“ in Kiew befreien – erklärte Putin in seinem Rechtfertigungsversuch für den russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine.

Stellt sich die Frage, warum der Kreml-Despot nicht nur die Armee und militärische Infrastruktur der Ukraine bekämpft, sondern Kindergärten, Schulen, Theater, Kultur-Schätze, Krankenhäuser, Bahnhöfe, Wohnviertel, Wasserwerke, Stromanlagen und Atomkraftwerke seines „eigenen“ Volkes bombardieren und zerstören lässt. Dort, wo die enthemmte russische Soldateska wütet, hinterlässt sie Massengräber mit gefolterten und ermordeten Zivilisten, Kinder, Frauen, alte Männer.

Das, was in der Ukraine seit dem 24. Februar 2022 passiert, ist kein „normaler“ Krieg, der den Völkerrechtsnormen entspricht. Es ist ein Vernichtungskrieg gegen ein Volk, das doch angeblich Teil Russlands ist.

Das zeigt, wie absurd und unlogisch die Argumente von Wladimir Putin und seiner Unterstützer in Russland, aber auch in Deutschland, sind.

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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