Neulich in Berlin: Freiheit, die ich meine! Ein Kommentar von Uwe-Matthias Müller

Ein ungutes Gefühl beschleicht die Bürger in unserem Land. Gibt es 2019 in Deutschland Parallelen zum Ende der Weimarer Republik?

Nein. 2019 ist (noch) nicht 1932. Aber es gibt deutliche Hinweise auf eine ungute Entwicklung in unserer Gesellschaft. Und es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass sich Geschichte wiederholt.

Hier ein paar Schlagzeilen von diesem Tag:

„Bürgerwehr“ jagt Ausländer in sächsischer Kleinstadt Döbeln (Bild)

Taheri ruft den „Klassenkampf“ aus. Sprecher von „Deutsche Wohnen enteignen“ will neue Machtverhältnisse in Berlin (Tagesspiegel)

Streit an der Humboldt-Universität. Jörg Baberowski reagiert auf Anzeige von Studentinnen (Tagesspiegel)

Deutsche trauen sich nicht, offen ihre Meinung zu sagen! (Bild)

Es lohnt sich, die Artikel zu lesen und die Informationen zu verarbeiten. NPD-Leute stromern durch die Stadt Döbeln in Sachsen, weil die Polizei offenbar kein Sicherheits-Gefühl verbreiten kann und die NPD sich so Zustimmung erhofft. Studentinnen eines Professors für Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität heissen in Interviews Mord an „Schweinen“ (gemeint sind Politiker und Journalisten) für gut, wenn deren Meinung eine andere ist, als von den Studentinnen gutgeheissen. Die Studentinnen sind Mitglieder im Akademischen Senat der Universität, der Professor ist spezialisiert auf Diktatur-Forschung… Ein „Aktivist“ will grundgesetzwidrig Wohneigentum enteignen und notfalls auch den Klassenkampf ausrufen. Gewalt als Mittel zur Bekämpfung der Wohnungsnot? Und schliesslich mehrere Umfragen die belegen, dass es eine Mehrheit der Bürger nicht mehr für erlaubt hält, eine eigne Meinung zu äußern, wenn diese nicht klar dem sogenannten „Mainstream“ entspricht.

Wo leben wir eigentlich? Wie weit ist es in unserem Land, in unserer Gesellschaft gekommen? Erinnern wir kurz an den Artikel 5 des Grundgesetzes von 1949:

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

Es ist jetzt 30 Jahre her, dass die Diktatur des Unrechtsstaates DDR im Osten unseres Landes unterging. Sie war gescheitert an dem Willen ihrer Bürger nach persönlicher Freiheit. Die Früchte der friedlichen Revolution, die in Leipzig und Berlin begann, schmecken noch heute süß. Lassen wir es als Bürger dieses Landes nicht zu, dass uns Minderheiten ihren Willen, ihre Meinung aufzwingen wollen. Noch gilt: „One Man, one Vote.“. Wehren wir gemeinsam den Anfängen einer Gesinnungs-Schnüffelei und Gesinnungs-Diktatur wie sie diejenigen anstreben, die keine demokratische Mehrheit für ihre Ansichten finden und notfalls mit einem „Basta!“ ihre Ansichten als alternativlos darstellen.

Unser Land ist bunt und vielfältig. Das gilt auch für die Meinung der Bürger und so soll es bleiben. Wehren wir den Anfängen. Lassen wir es nicht zu, dass 2019 1932 wird!

Der Autor Uwe-Matthias Müller

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus. Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

Mit „Neulich in Berlin…“ erzählt „UMM“ Erlebnisse und Eindrücke aus der Stadt, die sich selbst als arm aber sexy beschreibt und der Gesellschaft, die dem demografischen Wandel unterliegt.