Gedankenmacher – der DNEWS24-TVPodcast am Sonntag. Heute als nur schriftlich. Demografie und mehr…

Die AfD ist alles Mögliche – aber nicht bürgerlich

Die selbsternannte Alternative für Deutschland schreckt Bürger ab. Gedankenmacher in DNEWS24.

Gestern Vormittag. Ich sass im Büro und der Fernseher lief nebenbei zur informativen Zerstreuung. Phoenix berichtete live vom Bundesparteitag der AfD in Riesa. Auf der Tagesordnung stand – endlich – die Wahl der Führungsspitze de AfD. Endlich, weil am Freitag der Parteitag in endlosen, von Profilneurotikern geprägten, Formal- und Geschäftsordnungs-Debatten versunken war.

Nun also die Bewerbungs-Reden der drei Kandidaten für den Bundesvorsitz. Vorweg: es lohnt kaum, inhaltlich auf die jeweils 6 Minuten der Kandidaten einzugehen. Denn zu den Themen, die die Bürger bewegen – Inflation, Krieg, Renten – gab es kaum Inspirationen. Stattdessen parteiinternes Wutbürger-Geschrei und Ideologie-Plattitüden. Am meisten gab sich Tino Chrupalla, der Malermeister aus Sachsen – parteiintern „Pinsel“ genannt – Mühe, die Linie der Afd zu dekuvrieren. Er sprach von Impf-Diktatur und unterstellte Friedrich Merz, einen Weltkrieg zu wollen. Einfallsloses Geschwurbel zum Krieg in der Ukraine folgte. Wenigstens in dieser Hinsicht ist sich die AfD mit der von der SPD geführten Bundesregierung einig: es gibt kein klares Bekenntnis zur Schuld an diesem Krieg und keine klare Aussage dazu, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen muss, weil anders der Russland-Imperialismus nicht zu stoppen sein wird.

Endlich wurde Chrupalla (wieder)gewählt. Die 53 %, die er erhielt, sind ein Hoffnungszeichen für die AfD. Immerhin hatten ja die Mitglieder der SPD Olaf Scholz nicht zugetraut, die einst stolze Arbeiter-Partei zu führen, was die Bundesbürger nicht daran hinderte, Monate später eben diesen Olaf Scholz ins Bundeskanzleramt zu hieven.

Man kann für Deutschland und Europa nur hoffen, dass diese Analogie niemals Realität wird. Wieweit inhaltsloses Gerede Politiker und Parteien bringen kann, ist in Großbritannien, Spanien, Polen, Ungarn, Italien und Frankreich zu beobachten. Die Kandidaten der Rechts- und Linkspopulisten dort haben aber allesamt mehr Charisma als Chrupalla und Weidel. Also Obacht, unsere Demokratie ist noch nicht über den Berg.

Bild: Tini Chrupalla, AfD

Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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