Die Alterung der Bevölkerung in Deutschland wird sich trotz hoher Nettozuwanderung und gestiegener Geburtenzahlen noch weiter verstärken. In den nächsten 20 Jahren sind durch den aktuellen Altersaufbau ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter und ein Anstieg der Seniorenzahl vorgezeichnet. Dies ist das zentrale Ergebnis der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, die das Statistische Bundesamt (Destatis) gleichzeitig mit der Demografie-Debatte Deutschland in Erfurt in einer Pressekonferenz am 27. Juni 2019 in Berlin vorgestellt hat. Die neue Vorausberechnung zeigt, dass sich diese Prozesse trotz einer relativ weit gefassten Spannweite der Annahmen zur künftigen Entwicklung der demografischen Einflussfaktoren wie Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettozuwanderung nicht aufhalten lassen.

Im Jahr 2018 waren in Deutschland 51,8 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 66 Jahren. Bis zum Jahr 2035 wird die erwerbsfähige Bevölkerung um rund 4 bis 6 Millionen auf 45,8 bis 47,4 Millionen schrumpfen. Anschließend wird sie sich zunächst stabilisieren und danach bis zum Jahr 2060 je nach der Höhe der Nettozuwanderung auf 40 bis 46  Millionen sinken. Ohne Nettozuwanderung würde sich die Bevölkerung im Erwerbsalter bereits bis 2035 um rund 9 Millionen Menschen verringern.

Bundesverband Initiative 50Plus sieht den Generationen-Pakt in Gefahr

„Entscheidend für den Fortbestand des „Generationen-Paktes zur Finanzierung unserer Sozialsysteme ist es, dass die Zuwanderer auch tatsächlich erwerbstätig werden und so in die Sozialkassen einzahlen. Anders ist unsere Gesundheits- und Rentenversicherung in Zukunft nicht mehr zu finanzieren. Alternativ muss das System geändert werden und das schnell, bis die gut verdienenden Babyboomer ab 2030 den Arbeitsmarkt verlassen und in Rente gehen.“ so Uwe-Matthias Müller vom Bundesverband Initiative 50Plus (BVI50Plus).

Der Bundesverband Initiative 50Plus (BVI50Plus) wird in einer Veranstaltung der Reihe „Demografie-Debatte Deutschland“ am 27. September 2019 in Berlin das Thema aufgreifen und mit Politikern sowie Experten aus der Wirtschaft und Wissenschaft beraten, wie der Generationen-Pakt im demografischen Wandel gerettet werden kann.

Ältere Bevölkerungsgruppen werden weiter wachsen

Die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 54 % von 10,4 Millionen auf 15,9 Millionen. Sie wird bis 2039 um weitere 5 bis 6 Millionen auf mindestens 21 Millionen wachsen und anschließend bis 2060 relativ stabil bleiben.

Die Zahl der Menschen im Alter ab 80 Jahren wird von 5,4 Millionen im Jahr 2018 bereits bis 2022 auf 6,2 Millionen steigen und dann bis Anfang der 2030er Jahre auf diesem Niveau bleiben. In den sich anschließenden 20 Jahren wird sie aber kontinuierlich zunehmen und im Jahr 2050 je nach angenommener Entwicklung der Lebenserwartung auf 8,9 bis 10,5 Millionen wachsen.

Bevölkerungswachstum bis mindestens 2024, Rückgang spätestens ab 2040

Die Bevölkerungszahl insgesamt weist im Unterschied zur Bevölkerung im Erwerbs- und Seniorenalter eine größere Spannbreite möglicher Entwicklungen auf. Je nach angenommener Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettozuwanderung wird die Bevölkerungszahl von 83 Millionen im Jahr 2018 mindestens bis 2024 zunehmen und spätestens ab 2040 zurückgehen. Im Jahr 2060 wird sie voraussichtlich zwischen 74 und 83 Millionen liegen.

Regionale Unterschiede werden sich bis 2060 weiter verstärken

Bei einer moderaten Entwicklung von Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettozuwanderung wird die Bevölkerungszahl bis 2060 in den westdeutschen Flächenländern um 4 % doch in den ostdeutschen Flächenländern sogar um 18 % abnehmen. In den Stadtstaaten wird sie dagegen um 10 % wachsen. Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 66 wird aber – anders als die Bevölkerungszahl insgesamt – in allen Bundesländern abnehmen. Zwischen 2018 und 2060 wird unter den gleichen Voraussetzungen die Zahl der erwerbsfähigen Personen in den  Stadtstaaten um 4 %,  in den westdeutschen Flächenländern um 16 %, in den ostdeutschen Flächenländern um 30 % sinken.