Buchtipp: Abrechnung

Die Mordaktion vom 30. Juni 1934 war ein Zentralereignis in der Geschichte des Dritten Reiches, das die Qualität der Diktatur fundamental änderte. Sie eröffnete Hitler den Durchbruch zur Alleinherrschaft, die er wenige Wochen später auch formal mit der Übernahme der Befugnisse des Reichspräsidenten und der anschließenden „Volksabstimmung“ besiegelte. Er verfügte nun mit der Wahrnehmung der Ämter von Parteichef der NSDAP, Reichskanzler, Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht nicht nur über eine außerordentliche reale Machtfülle, sondern er hatte durch die Vereinigung dieser Ämter in seiner Stellung als „Führer“ eine omnipotente, durch kein Verfassungsorgan oder zustimmungspflichtiges Gremium mehr beschränkte Machtposition erreicht.

Vor allem aber hatte er mit dem terroristischen Massenmord und seiner anschließenden Legalisierung durch ein rückwirkend angewendetes Gesetz einen entscheidenden Präzedenzfall geschaffen. Er konnte sich nun jederzeit aus Gründen der „Staatsnotwehr“ über jedwedes geltende Recht hinwegsetzen und vermeintliche oder tatsächliche Gegner ohne Weiteres liquidieren lassen. Von nun an verfügte er also über das Machtinstrument offener und unbeschränkter terroristischer Gewalt, seine Herrschaft war damit im Kern ein auf Terror gestütztes Regime.