Die Digitalisierung schreitet voran und mit ihr die Möglichkeit selbst auf Lesen, Schreiben und Rechnen verzichten zu können. Die Notwendigkeit so einen Mist zu beherrschen ist fast schon überflüssig geworden. Eine einfache Frage genügt: „Google, sag mir…“. Oder: „Alexa, zeig mir…“ Eine so schöne neue Welt, wie sie der Autor des berühmten Buches sich grausamer nicht ausmalen konnte. Und da Google, Alexa & Co dabei auch noch nett Daten sammeln über den Bekloppten, der da fragt, freut sich der auch noch über immer passendere Nachrichten, Infos und Produktangebote. Und das war nicht „1984“ , wie ein anderer Autor meinte, wohl aber ab 2007, dem Start in die Smartphone-Ära. – Und nein verdammt, ich sage nicht welche zwei Autoren das waren. Wen das tatsächlich noch interessiert weiß es und wer es wissen will soll googeln – soweit er sich bis zum Ende dieser Glosse noch daran erinnern kann.
Und auch mit der Erinnerung hapert es. Gerade bei der jüngeren Generation, weil das Leseverständnis rapide abgenommen hat, wie Universitäten, Handwerkskammern und Verbände immer lauter werdend postulieren. Die Ausbildungs- und/oder Studierbefähigung ist von schwächelnd in den freien Fall übergegangen.
Wo in den 80er-Jahren noch die Schule am Samstag zur Disposition stand – also zum Abschuss freigegeben war – aber die Stunden samt Stoff dann auf die fünf restlichen Wochentage aufgeteilt wurden, ist in der F4F-Mentalität dafür kein Platz mehr. Versäumte Inhalte werden da als Pausenfüller von geneigten Lehrern all denen vermittelt, die freitags etwas Besseres als das bloße Lernen zu tun hatten.
In Berlin hat ein findiger Schulleiter so die „gerechte“ Versetzung der Dauerdemonstranten letztlich doch noch retten können. Man fragt sich wieso dann nicht die Schulzeit insgesamt verkürzt werden kann, wenn man den Stoff eines halben Jahres eh in drei oder vier Pausenclownnummern abwickeln kann, damit die Versetzung in die nächste Klasse noch klappt. Schule scheint ohnehin zu einer Institution geworden zu sein, wo Bildungsaversive und Bildungsferne durch gebildete Ideologen via Bildungsträger zu Ahnungslosen (v)erzogen werden. Das Recherchieren bei Alexa und Google zur Hausaufgabe wird, was Google Seite: 1 Eintrag: 1 zum non plus ultra des Wissens an sich macht. Denn weiter kommen die Kids nicht. Halten unten auf der Seite die Seitenzahlen weiterer Google-Seiten für eine Telefonnummer – die aber unerreichbar ist…
Und da das mit der Digitalisierung so gut klappt – und der Schüler ganzes Leben zeigt dies deutlich auf, dass es Internet schon immer gab – ist alleine schon die Fähigkeit Schreiben zu können eher in den Bereich Kunstunterricht gefallen. Malen hat auch etwas…Kreatives an sich.
Dafür kennen Ärzte nun neue Erkrankungen. Tennisarm war damals. Jetzt ist es die Maushand und der Handydaumen, die behandelt werden müssen. Auch die Spezies Mensch entwickelt sich anatomisch weiter. Der bei der Handybedienung stets abgesenkte Kopf hat zur Knochenerweiterung, zu Höckern im Nackenbereich geführt. So kann die zusätzliche Belastung besser kompensiert werden. Erstaunlich, was so alles geht… Dass bei all dem bequemen Leben, der schulisch abnehmenden Herausforderung und dem Goodwill aller Nichtbeteiligten letztlich nicht gerade Leistungsträger entstehen, ist klar. Zumindest nicht an öffentlichen Schulen. An anderen schon. Da gehen dann die Kinder derer hin, die sich das leisten können. Da herrschen auch regide, fast unmenschlich anmutende (Lebens-)Bedingungen. Handyverbot, unangekündigte Leistungstests und der Unterricht läuft ruhig ab. Also ohne Knopf im Ohr mit Musik, ohne Handyflirt und das auch noch mit der Notwendigkeit immer hinzugehen. Im Internat Salem sogar mit der Verpflichtung sich selbst zu melden, wenn man Mist gebaut hat. Wie doof ist das denn? Was für Loser gehen denn auf solch eine Dauerveranstaltung für Spießer – neudeutsch: Nerds/Geeks/Trolle. Letzterer auch ein Begriff für anonyme Hetzer stilloser Art, herzzerreißenden Umgangsformen und mangelhafter Rechtschreibkenntnisse im Netz, die die eigenen unausgewogenen Dümmlichpostings unqualifiziert und ungefragt verunglimpfen.
Überhaupt ist das Netz ein Fundort an Wissen über die, denen Bildung eh egal ist oder ideologischen Prämissen unterliegt.
- Sollen Lebensmittel genfrei sein? – KLAR, ich will ja nicht sterben!
- Muss das CO2 insgesamt auf der Welt verschwinden? – NATÜRLICH, denn das tötet uns!
- Trinkst du lieber auch veganes Wasser? – Ja, besser ist das.
- Hat die Sonne Einfluss auf das Klima? – Nein, natürlich nicht. Die gab es doch schon immer.
- …
Wer das für einen Witz hält, sollte auch mal sein Handy weglegen und zu F4F gehen. Der Eintritt ist umsonst, nur anders als in einer Comedy-Show muss man dort selbst Fragen stellen! Oder bei YouTube mal recherchieren. Es ist immer gut, wenn man solche Experten auch wirklich sieht, die solche Antworten als Hoffnung unserer Zukunft allfreitags frei heraus zum Besten geben. Vermutlich auch in den Ferien. Ganz sicher…
Natürlich sind der Bildung auch gewisse organisatorisch-prozessuale Grenzen gesetzt. Das Vermitteln von Bildung setzt eine Sprache voraus, die alle schon soweit beherrschen, dass man nicht jedes Wort erklären muss. Schließlich beginnt ab der ersten Klasse nicht eine neue Sprache als Ausbildungsstoff. Fachleute sehen hier 10-15% als Obergrenze an, wenn fremdsprachige Schüler in das, was mal Schule war, integriert werden können. Ideologen sehen das auch so. Nur muss hier der Anteil deutschsprachiger Schüler nicht größer sein, was auch eine eigene Sinnhaftigkeit entfaltet. Diese erschließt sich nicht jedem, aber multikulti mit zehn Sprachen in einer Klasse als babylonisches Sprachgewirr kann durch Google-Translator durchaus abgefedert werden. Da wurde Gott schön ausgetrickst. Beim Turmbau (nicht der Eiffelturm!) hätte er sich die Erfindung verschiedener Sprachen schenken können. Digitalisierung kann auch einen religiösen Impact auf den Verursacher von alle dem Guten/Übel dieser Welt haben. Das mag auch ein Grund für den Schwund an zahlungswilligen Gläubigen sein. Gott ist im Smartphone und im Netz omnipräsent. Antwortet sogar! – Krass oder?
Bildung drückt sich auch auf die Umgangsformen aus, die während des Schulbesuchs zu beobachten sind. Zu meiner Zeit war das Schimpfwort „Spasti“ eine ausgesprochene Einladung zum sofortigen Schlagabtausch auf dem Pausenhof. Im Schwäbischen war das Wort „Halbspätzi“ zielführend. In Berlin gibt es nun auch ein „Wort“, was diesen Zweck erfüllt: „Du Jude, Du!“ Mit ein wenig mehr Bildung wüsste man, dass diese Bezeichnung in Deutschland etwas vorbelastet ist. Gemeinhin oder besonders als Schimpfwort. Deshalb ruft es auch Panikattacken bei Lehrkräften hervor, wenn Klein-Dieterchen (oder Ronny, Mandy, Tim oder Lara-Thomas-Gaia) nach dem klimaneutralen Familienurlaub in Myanmar (jetzt wieder googeln!) auf Tempelstatuen ein heiliges Zeichen entdeckt hat, das er nun begeistert in sein Schulheft malt… Anders der kleine Hassan, der in bewundernswerter Schönschrift arabische Sätze schreibt, deren filigrane Linienführung das Herz der Pädagogen höher schnellen lässt. Ihm ein Lächeln beschert. Ein Schulterklopfen. Was er auch zuhause sofort verkündet und von dort dem Hinterhofiman zugetragen wird. Alle sind zufrieden. Bis dann einer mal den Mut hat zu sagen, was der kleine Prinz da mit seinem gutsehenden Herzen (wieder eine googelbare Anspielung) aufgeschrieben hat… So verrohen auch die Sitten, die neben Bildung auch mal an der Schule vermittelt wurden. Neben Werten an sich. Plural!! Nicht nur Klima. – Zusätzlich zu Lesen, Rechnen und Schreiben. Und das auf dem Niveau BEHERRSCHEN. Nicht glauben oder hoffen, dass 2×3+4 = 10 ist. Aber durchaus 14 sein kann, soweit man geneigt war, die möglichen Klammern zu beachten. Der Autor hofft an dieser Stelle, dass jetzt nicht erst überlegt werden muss… (seufz).
Bildung hat durchaus auch einen demographischen Touch. Schließlich sollen irgendwann – aber eher bald schon beginnend – diese verkappten Alten beruflich abtreten, um dann auch karriererelevante Stellen für die freizumachen, die das alles besser können (wollen). Dann den Laden schmeißen werden. Gern auch ohne Plan B aber mit voller Konzentration auf Plan A wie Elizabeth Holmes mal in jedem Interview selbstsicher lächelnd zum Besten gab. Wenn ihr Produkt funktioniert hätte, würden sich alle Personaler oder die dafür zuständigen KIs einen solchen Schnelltest für Bildung wünschen. Für menschliche Erbanlagen gibt es das bereits. Der Film „GATTACA“ macht es vor.
Man kann nur hoffen, dass zumindest soviel Bildung vorhanden sein wird, dass solche Filme tatsächlich SciFi bleiben. Andererseits zeigt uns das, was wir täglich sehen, hören und erleben müssen, dass es immer noch eine Etage tiefer gehen kann. In fast allem. Warum nicht auch bei der Bildung?
Aber anders gefragt: Wenn in zehn Jahren die Welt am Klima zugrunde geht, warum dann noch (REST)Lebenszeit damit verschwenden, um zur Schule zu gehen??? Und wenn es länger dauert kann man auch als ahnungsloser, bildungsresistenter und völlig unausgebildeter (und unbelehrbarer) Mensch durchaus Karriere machen. Bei den GRÜNEN zum Beispiel. Bundestagsvizepräsident muss kein Traum bleiben…
Diese Logik entspricht der F4F-Bewegung zu 100%! – Greta sei Dank! (und im Hintergrund läuft der Soundtrack zu „Oblivion“…)
P.S.: Na, was ist nun mit den beiden Autoren? Vom Anfang des Artikels? – Vergessen das zu googeln? — seufz!
Der Autor Sascha Rauschenberger
Sascha Rauschenberger, geboren 1966 in Wattenscheid, ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wo er als Panzeraufklärer und Nachrichtenoffizier Dienst tat. Er diente, unter anderem als Reservist, in vier Auslandseinsätzen, zuletzt als Militärberater in Afghanistan.
Seit 2000 ist er als Unternehmensberater im Bereich Projektmanagement und Arbeitsorganisation (Future Work) tätig.
Bildquelle: Yusuf Simsek: „Schwanengesang“, „Dekadenz“. http://simsek.ch/