Beschäftigte in sozialen Berufen: Hoch gelobt und schlecht bezahlt

Beifall zahlt nicht die Miete.

Beschäftigte in sozialen Berufen haben häufig belastende Arbeitsbedingungen und werden nur relativ gering entlohnt. Das steht im auffälligen Kontrast zu ihrer öffentlich wahrgenommenen Systemrelevanz und auch zum Empfinden der Beschäftigten selbst, eine nützliche Tätigkeit auszuüben. Dies ist ein Befund aus einer neuen Untersuchung, die das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels veröffentlicht hat.

Obwohl soziale Berufe in der Corona-Pandemie ihre Systemrelevanz unter Beweis gestellt haben, werden Beschäftigte in diesen Sektoren nur unterdurchschnittlich bezahlt. Besonders gravierend ist die Situation in der Altenpflege: Selbst mit Zuschlägen durch Nacht- und Wochenendarbeit liegt der durchschnittliche Stundenlohn um 5,30 Euro unter dem Gesamtdurchschnitt von 18,60 Euro. „Durch ihr geringes Einkommen sind soziale Berufe nicht nur finanziell unattraktiv, die Beschäftigten sind zudem in höherem Maße Armutsrisiken ausgesetzt. Da niedrige Löhne auch in niedrigen Renten münden, hat dies Auswirkungen bis ins hohe Alter“, erklärt die Soziologin Dr. Inga Laß vom BiB.

Der geringe Lohn in Kombination mit einer hohen Teilzeitquote ist auch ein Grund dafür, dass gut ein Fünftel der Beschäftigten in der Altenpflege sowie in der Erziehung und Sozialarbeit gerne mehr arbeiten möchte – etwa 50 Prozent mehr als im Durchschnitt. Dabei wünschen sie sich im Schnitt fast zehn Stunden mehr Arbeitszeit pro Woche. Im Gegensatz dazu wollen etwa zwei Drittel der Gesundheitspflegenden – und damit rund 10 Prozent mehr als im Durchschnitt – das Arbeitspensum lieber reduzieren. „Gerade Beschäftigte im Gesundheitsbereich arbeiten häufig unter hohem Zeitdruck. Negative Folgen für die eigene Gesundheit sind vielfach belegt“, erläutert Dr. Laß. Wenn Beschäftigte gesundheitsbedingt ausfallen, sei dies zudem für die Versorgung der Patienten und Patientinnen von Nachteil.