08.03.2021: Weltfrauentag seit 110 Jahren

Ein Weltfrauentag im Jahr macht noch keine Gleichberechtigung. Die Kolumne von Renate Zott.

Es gibt Fakten:

  • 19% Gender Pay Gap
  • 37% Gender Pension Gap
  • 48% der angestellt beschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit, von denen 46% familiäre Verpflichtungen als Grund für die Teilzeitbeschäftigung angeben.
  • 61% der Frauen arbeiten im Niedriglohnsegment
  • Jede 3. Führungskraft ist eine Frau
  • In den Vorständen der 30 DAX-Konzerne sitzen 23 Frauen
  • Der Frauenanteil im Bundestag beträgt rd. 37%
  • In Berlin ist heute Feiertag und wir haben eine Frauenquote.

TOLL!

Der 8. März steht also ganz im Zeichen der Gleichberechtigung und gleicher Rechte für alle Geschlechter; gewaltfrei, selbstbestimmt. Wir feiern den Tag der Frau. Juchu! Ob wir – Frauen – bei den harten Fakten Anlass haben, die Sektkorken nur so knallen zu lassen, finde ich nicht und auch nicht, dass diese Welttage so richtig viel Sinn machen, wenn unser alltägliches Handeln ein anderes ist.

Dass es ein anderes ist, das sehe ich so. Mal abgesehen von den doch sehr bescheidenen Zahlen im eigenen Land, frage ich mich, wo sie sind, die Millionen von Frauen, die sich gemeinsam und unmissverständlich für die Frauen stark machen, die in Unterdrückung leben, denen bereits durchgesetzte Rechte wieder genommen werden und die von Selbstbestimmung und ein Leben ohne Gewalt nur träumen können. Es wird kurz beklagt und hingenommen. Wir kämpfen doch nicht gemeinsam für eine bessere Frauenwelt, jede kämpft hier in erster Linie mal für sich. Verbünden ist unter Frauen schwierig, erst recht, wenn’s im eigenen Universum hübsch kuschelig ist. Da siegen sie schnell, die Eifersüchteleien, die Missgunst, der Neid. Indem wir uns aus vermeintlich niederen Gründen dann eben doch nicht ehrlich zusammentun und füreinander eintreten, verhindern wir mehr als wir schaffen könnten, denn immerhin lassen unsere Gesetze sie zu, die Gleichstellung. Es ist eben nicht so, dass uns Frauen die Türen verschlossen werden, nein, wir halten sie uns hübsch selbst zu.

Ich sage ein Beispiel: Vor rd. 25 Jahren „wurde ich alleinerziehend“, war selbständig und habe für die elterliche und finanzielle Sorge die Hauptverantwortung getragen. Um dem Strudel von „ich schaff das nicht“ und finanzieller Abhängigkeit zu entkommen habe ich viel und hart gearbeitet, hatte wenig Zeit für mein Kind. Soweit so gut und ja auch kein Einzelfall. Zu Schulfesten konnte ich nichts Selbstgemachtes mitbringen, was die anderen Frauen und zwar ausschließlich Frauen, dann entsprechend kommentierten. Das ging dann z. B. so: „Ist ja schade, dass du so wenig Zeit hast, du kannst dann die Baguettes einkaufen“ oder: „ich mach Käsekuchen, was bestellst du?“ Ein Nachbar, zwei Straßen weiter, war in der gleichen Lebenssituation, sprich: alleinerziehend, selbständig. Den fragten die Frauen, was sie für ihn backen oder zubereiten könnten, weil er ja immer soooo viel zu tun hätte und überhaupt in so einer Situation Support bräuchte. Bewunderung für ihn, Verachtung für mich. Es ist genau das, was ich zum Kotzen finde und was sich 25 Jahre vermutlich nicht grundlegend geändert hat. Es ist dieses toxische unter Frauen, was es schwer macht, an #frauenunterstüztenfrauen zu glauben.

Viel wichtiger als so ein Weltfrauentag wäre gelebte Solidarität und Loyalität, ehrliches Füreinander und zwar 365 Tage im Jahr.

#frauenfürfrauen Genau.

Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.

Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.

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