Was ist so schwer daran, Rücksicht auf andere Menschen zu nehmen?

Ein kleines Stück Stoff spaltet unsere Gesellschaft in Deutschland. Das ist wahrlich kein gutes Omen für die vor uns liegenden gewaltigen Herausforderungen. Ein Kommentar von Uwe-Matthias Müller

Vieles ist noch immer unklar. Woher kommt Covid19 – von einer Fledermaus oder aus einem Giftschrank in China? Welche Langzeitschäden richtet das Virus an? An Covid19 erkrankte Menschen berichten von schrecklichen, monatelangen Qualen, die sie bis zur Heilung erlitten. In Europa erkranken derzeit TÄGLICH! 100.000 Menschen an Covid19, 1.000 in Österreich, 4.000 in Deutschland, 14.000 in Großbritannien, 20.000 in Frankreich. Tendenz steigend. Die spanische Hauptstadt Madrid hat den Notstand ausgerufen, nicht nur dort werden die Betten in den Krankenhäusern knapp.

Wir müssen aushalten, bis uns endlich ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Das kann schon bald sein, es kann aber auch noch eine längere Zeit bis dahin vergehen. Solange gilt es, uns und unser Gesundheitssystem zu schützen. Wie? Die Antwort scheint ganz einfach zu sein:

  1. Abstand halten Küsschen rechts, Küsschen links bei der Begrüßung oder dem Abschied von Bekannten ist kein Spaß mehr sondern Risiko;
  2. die Hand zu schütteln ebenso. Also lieber die „Ghetto-Faust“ oder – ein freundliches Nicken :-);
  3. besser einmal mehr die Hände gründlich waschen oder desinfizierten ist nicht nur jetzt eine gute Idee, sondern sollte eigentlich immer zum Sauberkeits-Standard gehören;
  4. Zimmer lüften. Die Aerosole sammeln sich in geschlossenen Räumen, daher ist ein regelmäßiger Luftaustausch in geschlossenen Räumen geboten.

Bis hierhin ist alles unkompliziert und sollte eigentlich sowieso zum Lebensstandard jedes einigermaßen gebildeten und sauberen Bürgers unseres Landes gehören. Jetz kommen aber zwei Vorsichts-Maßnahmen, die einige wenige Wut-Bürger auf die Palme treiben:

  1. Installieren und nutzen der Corona-Warn-App des RKI (Tipps dazu in DNEWS24: https://dnews24.de/2020/06/16/corona-warn-app-des-rki-informationen-und-tipps-zum-download/).  18 Millionen Downloads sind gut. Es gibt aber in Deutschland mehr als 50 Millionen geeignete Smartphones. Was hindert 32 Millionen Nutzer von Smartphones daran, die Corona-Warn-App zu installieren? Der Überwachungsstatt, der uns alle ausspioniert? Das wäre ein Argument nur dann, wenn die gleichen Corona-App-Verweigerer nicht gleichzeitig die sozialen Medien mit intimsten Informationen über sich und ihr Seelenleben fluten würden…
  2. DIE MASKE! Die Mund-Nasen-Bedeckung ist zu einem Symbol geworden. Wer sie trägt ist in den Augen der Corona-Leugner ein tumber Büttel des Obrigkeitsstaates geworden. Frei sein heißt Masken-frei zu sein, so ihr Credo. Was für ein Unsinn. Klar, eine Maske zu tragen ist weder bequem noch schön. Vor die Frage gestellt, ob ich andere mit meinem Atem mutwillig, leichtsinnig und egoistisch gefährden will oder ob ich so einen Stofffetzen aufsetze, ist für mich die Antwort klar: ich bekenne, ICH TRAGE MASKE! Ich gehe auch noch einen Schritt weiter: mir reicht die Vereinbarung, die Bundeskanzlerin Merkel mit den Bürgermeistern der 11 größten deutschen Städte getroffen hat nicht. Ich warte nicht auf irgendwelche Inzidenz-Zahlen und reagiere dann. Ich setzte die Maske auf, wenn ich das Haus verlasse. Ich trage die Maske – stolz und mit Respekt – auf der Straße, in Geschäften, in der Bahn. Warum auch nicht? Millionen Asiaten tun dies seit vielen Jahren auch uns wird nicht das Tragen einer Maske umbringen, sondern viel eher das Verweigern der Maske!

Lasst uns alle die Verantwortung für unsere Gemeinschaft, für unsere Verwandten, Freunde, Bekannten übernehmen. Halten wir uns an Regeln, die niemand weh tun, die aber – wenn es gut läuft – Leben schützen und Leben retten können.

Das ist ein Charakter-Test für uns alle. Zeigen wir, dass wir es können. Die großen Herausforderungen für unsere Gesellschaft kommen erst noch: Digitalisierung, Klimaschutz und demografischer Wandel. Zeigen wir jetzt, dass wir klug und entschlossen sind, die vor uns liegenden Herausforderungen zu bewältigen. Handeln wir nach dem Motto: Seid nett zueinander!

Bundesregierung: Neue Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie

In den letzten Wochen sind die Infektionszahlen in weiten Teilen Deutschlands gestiegen, gerade in einigen Großstädten und Metropolregionen besonders deutlich. Um dem entgegenzuwirken, müssen die Zahl der Kontakte trotz des Beginns der kalten Jahreszeit und der damit verbundenen Verlegung vieler Aktivitäten in Innenräume wieder reduziert werden.

Wesentliche Elemente der Strategie, um dies zu erreichen, sind

  • die allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln für die gesamte Bevölkerung,
  • die spezifischen Hygienekonzepte für verschiedene Branchen und Einrichtungen,
  • die konsequente Kontaktnachverfolgung zur vollständigen Unterbrechung der Infektionsketten und
  • die zusätzlichen regionalen Beschränkungsmaßnahmen dann, wenn die Kontaktnachverfolgung absehbar aufgrund der hohen Inzidenz nicht mehr vollständig möglich ist.

Ab einer Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche wird die Kontaktnachverfolgung immer schwieriger. Deshalb haben Bund und Länder vereinbart, spätestens ab dieser Grenze auch mit zusätzlichen geeigneten Beschränkungsmaßnahmen die Neuinfektionszahlen regional wieder zu senken.

In Großstädten stellt diese Aufgabe aus vielerlei Gründen eine besondere Herausforderung dar.

Deshalb hat die Bundeskanzlerin mit den Bürgermeistern und den Oberbürgermeistern und Oberbürgermeisterinnen der elf größten Städte in Deutschland besprochen:

  • Spätestens ab einer Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche entsendet das Robert-Koch-Institut Experten auf Bitten der jeweiligen Stadt zur Beratung in die Krisenstäbe der betroffenen Großstadt.
  • Spätestens ab einer Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche entsendet die Bundeswehr Experten auf Bitten der jeweiligen Stadt zur Beratung und Koordinierung benötigter Unterstützungsleistungen des Bundes in die Krisenstäbe der betroffenen Großstadt. Den Städten ist wichtig, dass die Unterstützung bei der Kontaktnachverfolgung durch die Bundeswehr möglichst durch längerfristig eingesetztes Personal erfolgt und die Rotationszeiten entsprechend verlängert werden.
  • Die Großstädte ergreifen ihrerseits organisatorische Maßnahmen, um den öffentlichen Gesundheitsdienst mit geschultem Personal für die Kontaktnachverfolgung zu unterstützen. Dabei kommt die Abordnung aus anderen Verwaltungsbereichen genauso in Frage, wie die Schulung und der Einsatz von Studierenden oder anderen Freiwilligen. Der Bund wird mit der Hochschulrektorenkonferenz darüber sprechen, wie ein verstärkter Einsatz von Studierenden so umgesetzt werden kann, dass daraus keine Nachteile für den Studienerfolg erwachsen.
  • Kommt es im öffentlichen Gesundheitsdienst einer der Großstädte absehbar oder tatsächlich zu einer Überforderung im Bereich der Kontaktnachverfolgung, teilt sie diese Einschätzung auf dem zwischen Bund und Ländern vereinbarten Verfahren mit, damit personelle Unterstützung von Bund und Land geleistet werden kann.
  • Spätestens ab einer Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche werden umgehend besondere Beschränkungen erforderlich. Dazu gehören insbesondere Erweiterungen der Pflicht zum Tragen einer Mundnasenbedeckung, Einführung von Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum und ggf. die Einführung einer Sperrstunde und/oder Alkoholbeschränkungen für Gastronomiebetriebe sowie weitergehende Beschränkungen der Teilnehmerzahlen für Veranstaltungen und insbesondere für Feiern, auch im privaten Rahmen.
  • Die Großstädte ergreifen ihrerseits organisatorische Maßnahmen, um die Ordnungsämter zu entlasten, damit zur Einhaltung der Corona-Verordnungen eine hinreichend hohe Kontrolldichte gewährleistet werden kann. Ebenfalls sollen die Ordnungsbehörden die Gesundheitsämter bei der Überwachung von Quarantäneanordnungen unterstützen. Bund und Länder werden kurzfristig darüber beraten, wie Unterstützung auch durch die Bundespolizei und Länderpolizeien geleistet werden kann.
  • Eine besondere Herausforderung stellt der Schutz vulnerabler Gruppen dar. Deshalb haben die Großstädte je nach den lokalen Gegebenheiten für die Krankenhäuser, Pflegeheime, Senioren- und Behinderteneinrichtungen besondere Schutzvorkehrungen ergriffen. Dabei wird stets berücksichtigt, dass die jeweiligen Regelungen nicht zu einer vollständigen sozialen Isolation der Betroffenen führen dürfen. Bei steigenden Infektionszahlen werden diese Maßnahmen entsprechend angepasst. Der Bund wird durch die neue Testverordnung sicherstellen, dass die Kosten der seit kurzem verfügbaren SARS-CoV2-Schnelltests für regelmäßige Testungen der Bewohner bzw. Patienten, deren Besucher und das Personal übernommen werden. Die verfügbaren Schnelltests sollen prioritär für diesen Bereich eingesetzt werden.
  • Kommt der Anstieg der Infektionszahlen unter den vorgenannten Maßnahmen nicht spätestens binnen 10 Tagen zum Stillstand, sind weitere gezielte Beschränkungsschritte unvermeidlich, um öffentliche Kontakte weitergehend zu reduzieren.