Vodafone oder Deutschland ohne Internet – so geht Digitalisierung 2019… – ein Kommentar von Sascha Rauschenberger
Deutschland einig digitales Entwicklungs-Land. Die marode Infrastruktur bedroht den Standort Deutschland. Meint Sascha Rauschenberger.
Am 13.11.2019 hatte Vodafone zunehmend Probleme die Netzzugänge verfügbar zu halten. Betroffen waren demnach etwa Netflix, Twitter, Yahoo Mail, Amazon, Google, YouTube, Snapchat und auch World of Warcraft. Letzteres eher unwichtig im Vergleich zu all dem, was noch so betroffen war und in der Presse nicht erwähnt wird.
Bei solchen Ausfällen mag es ärgerlich sein, dass Privatleute für private Vergnügungen und Eitelkeiten nicht ins Netz kommen. Freizeitbefindlichkeiten gestört werden. Und klar bringt das Leser, weil jeder auf gut deutsch „angepisst“ war. Da kann man dann auch gut Werbung in den Artikel packen, die sich dann vortrefflich verkauft. So die (eigennützige) mediale Seite des Ärgernisses.
Wichtiger ist aber was nicht gesagt wurde, und wirtschaftlich interessant ist. Oder auch für die ohnehin schon taumelnde Sicherheit all derer, die glauben sicher gewesen zu sein. Doch dieses Gefühl trügt leider.
Kaum jemand weiß, was alles über das Internet und eben diese funktionierende Zugänge ins Netz hinein abhängt. Google, Twitter & Co auch, aber das ist eher nebensächlich.
Hier hängen auch Alarmanlagen, Verbindungen zu Sicherheitszentralen, Videoüberwachung, Notrufmöglichkeiten und andere Befindlichkeiten dran, die besser nicht von instabilen Netzen betroffen sein sollten. Ein Behinderter oder kranker Rentner vertraut auf die akustische Hilfemöglichkeit per Sprachsteuerung über das Netz? „Siri, Alexa… Notruf! HILFE!!“ Oder das Handy neben dem Bett? – All das war bei Vodafone nicht mehr ganz so einfach. Oder das Vertrauen rechtfertigend…
Aber es war nicht Vodafone alleine. Das gesamte deutsche Netz ging den Bach runter. Mit all dem, was da dran hing.
Vernetzte Produktionssteuerung von Unternehmen? – Weg! Alternativnetze, zu denen umgeschaltet wurde? – Überlastet und weg! Homeoffice und Abgabetermin? – Unmöglich! Digitale Wunschblase – Geplatzt! Vertrauen? – Zunehmend WEG!
Und nun reden wir mal über selbstfahrende Autos. Autonomen Lieferverkehr. Lieferungen per Drohne. Führerlose Züge. Telemedizin. Digitale Verwaltung. Also über all das, was unsere Welt der Zukunft so schön und sicher macht. Und so „kundenfreundlich“.
Natürlich wird auch die Stromversorgung digital gesteuert. Und ohne diesen Strom dann sowieso kein Netz oder digitale Kommunikation. Da könnten sich Kaskadeneffekte anbahnen. Liest man aber davon? Nein. Das würde dann doch etwas beunruhigen. Kalt essen zu müssen. Kein Kaffee oder Tee, während es draußen dunkel und … kalt ist. Gemeinhin im Winter ein Problemchen. Gerade wir Deutschen sind eine Nation von Frostbeulen. Überkandidelt, übernervös und hyperempfindlich. Gerade dann, wenn die Raumtemperatur der Wohnung unter 15 Grad fällt. Was im Winter recht schnell geht. Und gerade ältere Menschen frieren noch schneller. Verbunden mit Rheuma und Gicht ist das sehr schnell nicht mehr allzu lustig. Aber auch eine nette Erinnerung, dass trotz Klimakrise und Energiewende es Menschen gibt, die das den ganzen Winter haben werden. Weil die Energiekosten inzwischen weit jenseits dessen liegen, was zu viele sich überhaupt noch leisten können. Und das Internet wäre da das kleinste Problem.
Es waren wieder einmal die Netzzugänge, wird betont. Und der Provider (hier nun Vodafone) ist unschuldig. Selbst Opfer. Klar. Doch wie passt das alles in die ständig größer werdende Blase dessen, was uns da als digitale Zukunft verkauft wird? Mit all den Wundern von Künstlicher Intelligenz (AI), Kollaboration und New Work? Von grenzenloser Freiheit, ungeahnten Möglichkeiten und rosaroten Visionen, wenn allein schon die Grundvoraussetzung für das Netz offensichtlich eine gewaltige Macke hat. Und das schon mehrmals in diesem Jahr. Und nicht nur bei Vodafone.
War da der „Baer’sche Kobold“ drin? Oder hat die „Habeck’sche Konsumentendiktatur“ das Netz mit Unsinn (Beispiele dafür siehe oben) überlastet? Mit privaten Befindlichkeiten? Sollte man diese nun besser auch verbieten oder nur reglementieren? So als digitale „Frauenquote“ für private Internetnutzung mit Monatszeit-/-volumenkonto? Mit jahrelanger Diskussion ob übertragbar oder nicht und wenn ja in welcher Weise bis zu welchem Termin und ob das nicht auch als Zertifikat an der Börse gehandelt werden kann, darf oder gar sollte! (sic!) Und wie sich das auch steuerlich als Einnahmequelle nutzen lässt…
Unter dem Strich wird immer offensichtlicher, dass wir hier im Land die falschen Diskussionen, mit den falschen Leuten und wenig verständigen Experten führen. Und das sollte sich ändern. Denn es hängt da mehr dran als „World of Warcraft“. Mitunter einfach nur die Möglichkeit, im Winter seine Suppe warm machen zu können.
Darüber sollte man reden! Eine Lieferdrohne, die vorm Fenster schwebt und die Lieferung nicht abgeben kann, ist eh überflüssig, oder?
Der Autor Sascha Rauschenberger
Sascha Rauschenberger, geboren 1966 in Wattenscheid in Nordrhein-Westfalen, ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wo er als Panzeraufklärer und Nachrichtenoffizier Dienst tat. Er diente, unter anderem als Reservist, in vier Auslandseinsätzen, zuletzt als Militärberater in Afghanistan.
Seit 2000 ist er als Unternehmensberater im Bereich Projektmanagement und Arbeitsorganisation (Future Work) tätig.
In DNEWS24 schreibt Sascha Rauschenberger regelmäßig politische Kommentare über die Gesellschaft und den demografischen Wandel in Deutschland.