Trotz Ukrainekrieg: Anstieg der Erwerbstätigkeit setzt sich fort

Der Arbeitsmarkt boomt wieder – die demografischen Probleme des Fachkräftemangels werden erneut sichtbar.

Im Februar 2022 waren nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) rund 45,0 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland (Inländerkonzept) erwerbstätig. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Februar 2022 saisonbereinigt um 28.000 Personen (+0,1 %), nachdem sie bereits in den Monaten März 2021 bis Januar 2022 durchschnittlich um jeweils 58 000 Personen oder 0,1 % zugenommen hatte. Die Zahl der Erwerbstätigen liegt damit weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Im Februar 2022 waren saisonbereinigt aber nur noch 0,2 % oder 72.000 Personen weniger erwerbstätig als im Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Corona-Krise in Deutschland.

Nicht saisonbereinigt stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Februar 2022 gegenüber Januar 2022 um 38.000 Personen (ebenfalls +0,1 %). Dieser Anstieg fiel weniger stark aus als im Februar-Durchschnitt der drei Vorkrisenjahre 2017 bis 2019 mit +63.000 Personen.

Bei den Ergebnissen ist zu beachten, dass Kurzarbeitende nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung und der Arbeitskräfteerhebung als Erwerbstätige zählen.

Stärkster Anstieg der Erwerbstätigkeit im Vorjahresvergleich seit Januar 2018

Gegenüber Februar 2021 stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Februar 2022 um 1,5 % (+668.000 Personen). Der Anstieg zum jeweiligen Vorjahresmonat vergrößerte sich seit Mai 2021 damit bereits zum zehnten Mal in Folge. Im Februar 2021 lag die Vorjahresveränderungsrate dagegen noch bei -1,6 %.

Diese rechnerisch gute Entwicklung im Vorjahresvergleich ließ sich bis Mai 2021 vor allem auf den Einbruch der Erwerbstätigenzahl im Frühjahr 2020 zurückführen, als die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt durchschlugen. Über diesen Basiseffekt hinaus ist seit dem Sommer 2021 ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen, der auch im Februar 2022 weiter anhielt. Genauso stark im Vorjahresvergleich gestiegen war die Erwerbstätigkeit zuletzt im Januar 2018.

Bereinigte Erwerbslosenquote im Februar 2022 unverändert bei 3,1 %

Nach Berechnungen auf Basis der Arbeitskräfteerhebung lag die Zahl der Erwerbslosen im Februar 2022 bei 1,29 Millionen Personen. Das waren 512.000 Personen oder 28,5 % weniger als im Vorjahresmonat Februar 2021. Die Erwerbslosenquote lag bei 3,0 % (Februar 2021: 4,2 %).

Bereinigt um saisonale und irreguläre Effekte wie zum Beispiel Wettereinflüsse oder Streiks lag die Erwerbslosenzahl bei 1,34 Millionen Personen und damit leicht unter dem Niveau des Vormonats Januar 2022 (-20 400 Personen; -1,5 %). Die bereinigte Erwerbslosenquote im Februar 2022 lag unverändert bei 3,1 %.

70.000 Fachkräfte mit Blue Card arbeiteten Ende 2021 in Deutschland

Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der ausländischen Fachkräfte mit Blue Card in Deutschland weiter gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren Ende 2021 rund 70.000 Inhaberinnen und Inhaber einer Blue Card im Ausländerzentralregister erfasst, das waren 6 % mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Fachkräfte mit Blue Card erreichte damit einen neuen Höchststand. Im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie verlangsamte sich das Wachstum allerdings deutlich. Im Jahr 2019 war die Zahl der Blue-Card-Inhaberinnen und -Inhaber noch um 20 % gestiegen, im Jahr 2020 war die Zahl dann nur noch um 7 % gewachsen.

Die Blue Card (Blaue Karte) ist ein befristeter Aufenthaltstitel speziell für akademische Fachkräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU). Sie wurde im Jahr 2012 EU-weit eingeführt mit dem Ziel, dem Mangel an hochqualifizierten Fachkräften zu begegnen. Voraussetzung für die Erteilung ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie ein konkretes Arbeitsplatzangebot mit einem Bruttogehalt von mindestens 56 400 Euro. In sogenannten Mangelberufen, in denen es in Deutschland eine hohe Anzahl unbesetzter Stellen gibt, gilt eine geringere Gehaltsgrenze von 43 992 Euro. Ende 2021 arbeitete knapp die Hälfte (48 %) der Personen mit Blue Card in einem Mangelberuf. Hierzu zählen beispielsweise Ärztinnen und Ärzte, Ingenieurinnen und Ingenieure oder IT-Fachkräfte.

Die meisten akademischen Fachkräfte mit Blue Card kommen aus Indien

Die meisten Ausländerinnen und Ausländer, die Ende 2021 mit einer Blue Card in Deutschland lebten und arbeiteten, kamen aus Indien (28 % bzw. 19.900 Personen) gefolgt von China (6 % bzw. 4.200), der Türkei (6 % bzw. 4.200) und Russland (6 % bzw. 4.000). Ukrainerinnen und Ukrainer lagen vor dem Ukrainekrieg mit rund 3 % beziehungsweise 2.300 Personen auf Rang 8.

28 % der Fachkräfte mit Blue Card haben in Deutschland studiert

Oftmals gelingt es, Studierende aus Nicht-EU-Staaten nach Ihrem Studienabschluss als akademische Fachkräfte in Deutschland zu halten. Rund 19 600 der 70.000 akademischen Fachkräfte mit Blue Card (28 %) hatten zuvor einen Aufenthaltstitel für ein Studium an einer deutschen Hochschule.

Fachkräfte mit Blue Card durchschnittlich 34 Jahre jung und zu 72 % männlich

Die Inhaberinnen und Inhaber einer Blue Card waren Ende 2021 mit durchschnittlich 34 Jahren vergleichsweise jung und zumeist männlich. Der Frauenanteil lag bei 28 %. Die Blue-Card-Inhaberinnen und -Inhaber lebten und arbeiteten zumeist in den wirtschaftlichen Ballungsräumen Deutschlands, die meisten von ihnen in Berlin (13.700), München (8 100), Frankfurt am Main (3.100), Hamburg (2.800) und Düsseldorf (2.400).

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