Superwahljahr in Pandemiezeiten: wer wird Briefwahl machen?

Wahlkabine oder Wahlbrief – was wählen die Bürger? INSA hat nachgefragt.

Die Parteien scheinen in diesem Jahr gut beraten, wenn sie ihre Wahlkampfstrategie nicht nur an den TV-Duellen, Interviews und Aktivitäten in den letzten Tagen vor der Wahl ausrichten, in denen mit knappen, medial wirksamen Schlagzeilen Aufmerksamkeit generiert wird. Denn der Anteil an Wählern, die nicht am Wahltag wählen, sondern sich bereits vorher per Briefwahl entschieden haben, wird in diesem Jahr bei den Landtagswahlen und der Bundestagswahl sicherlich historische Höchststände erreichen. Und die große Bedeutung der Spitzenkandidaten für die Wahlentscheidung, über die wir in diesem Newsletter auch berichten, mahnt die Parteien, Chancen und Risiken der einzelnen Bewerber genau in den Blick zu nehmen.

Hermann Binkert (INSA)

Werden die Befragten bei der diesjährigen Bundestagswahl per Brief wählen?

Insgesamt gibt etwa ein Drittel der Befragten (32 %) an, bei der diesjährigen Bundestagswahl per Brief zu wählen. Etwa ein weiteres Viertel der Befragten (24 %) gibt an, wahrscheinlich per Brief zu wählen. Etwa ein Drittel (31 % kumuliert) gibt an, bei der diesjährigen Bundestagswahl nicht per Brief wählen zu wollen. Zwischen den Geschlechtern gibt es in der Briefwahlabsicht keine bedeutsamen Unterschiede.

Befragte ab 50 Jahren geben häufiger an, sicher nicht per Brief wählen zu wollen als dies jüngere Befragte angeben (17 bzw. 20 zu 9 bis 13 %). Jüngere Befragte (18 bis 39 Jahren) geben hingegen häufiger an, wahrscheinlich per Brief wählen zu wollen (30 bzw. 34 zu 18 bis 21 %).

Befragte aus dem Westen Deutschlands geben deutlich häufiger an, sicher (34 zu 26 %) bzw. eher (25 zu 21 %) bei der nächsten Bundestagswahl per Brief wählen zu wollen. Dagegen geben Befragte aus dem Osten Deutschlands deutlich häufiger an, sicher nicht per Brief wählen zu wollen (22 zu 13 %).

Tendenziell steigt der Anteil derer, die bei der nächsten Bundestagswahl sicher per Brief wählen wollen mit steigendem Haushaltsnettoeinkommen an: So geben 28 Prozent derjenigen, welche unter 1.000 Euro verdienen, an, sicher per Brief wählen zu wollen, 31 Prozent derjenigen, welche zwischen 1.000 und weniger als 3.000 Euro verdienen und 36 bzw. 37 Prozent derjenigen, welche 3.000 Euro oder mehr verdienen.

Befragte mit einem starken politischen Interesse geben häufiger an, sicher bei der Bundestagswahl per Brief abstimmen zu wollen als Befragte mit einem mittelmäßigem oder schwachen politischen Interesse (37 zu 30 bzw. 22 %). Befragte mit einem schwachen politischen Interesse geben häufiger an, sicher nicht per Brief wählen zu wollen als die anderen Befragten (22 zu 13 bzw. 16 %). Allerdings geben diese Befragte auch häufiger an, es nicht zu wissen, ob sie per Brief wählen wollen (22 zu 7 bzw. 14 %).

Befragte mit einem Migrationshintergrund planen deutlich häufiger wahrscheinlich per Brief wählen zu wollen als dies Befragte ohne Migrationshintergrund planen (34 zu 21 %). Befragte ohne Migrationshintergrund geben hingegen deutlich häufiger an, sicher nicht per Brief wählen zu wollen (17 zu 9 %).

Aktuelle Wähler der Union planen am häufigsten, sicher per Brief wählen zu wollen (42 %), dahinter folgen Wähler der SPD (35 %), der FDP und der Grünen (jeweils 31 %). Wähler der Linken (21 %) und der AfD (26 %) geben hingegen deutlich häufiger an, sicher nicht per Brief wählen zu wollen als dies die anderen Wählergruppen angeben (21 bzw. 26 zu 11 bis 14 %).