Demografie und Politik in DNEWS24

Russland: Demografie als Staatsbedrohung

Viele Staaten im Nah-Bereich Russlands haben stark wachsende Bevölkerungszahlen. Dem kann Russland nichts entgegensetzen. Denn die Demografie ist das strategische Problem Russlands.

Die russische Föderation – Russland – ist ein Bundesstaat, der sich auf 17 Millionen Quadratkilometern in Osteuropa und Nordasien erstreckt. Russland umfasst etwa ein Neuntel der Landmasse der Erde und ist damit das flächenmäßig größte Land der Welt. Die föderale Gliederung Russlands besteht aus acht Föderationskreisen und 85 Föderationssubjekten. Russland ist ein über 100 Ethnien zählender Vielvölkerstaat, wobei ethnische Russen fast 80 % der Bevölkerung ausmachen.

Der europäische Teil des Staatsgebiets Russlands ist viel dichter besiedelt und verstädtert als der über dreimal so große asiatische Teil des Landes. Etwa 77 % der Bevölkerung leben westlich des Uralgebirges. Die russische Hauptstadt Moskau ist mit mehr als 15 Millionen Einwohnern eine der größten Städte und Metropolregionen der Welt. Insgesamt gibt es in Russland 15 Millionenstädte und fast 70 Agglomerationen mit mehr als 500.000 Einwohnern.

Russland ist ein Land im drastischen demografischen Wandel. Bereits vor dem Beginn des kräftezehrenden Aggressionskriegs Russlands gegen die Ukraine war Russland ein Land, in dem die Zahl der arbeitenden Bevölkerung abnimmt. Das kremlnahe Nachrichtenportal Readovka berichtete schon im April 2022, bisher seien 13.414 russische Soldaten getötet worden und 7.000 würden vermisst.  Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass bis zum Oktober 2022 mehr als 60.000 Soldaten der russischen Armee gefallen sind, viele Tausend weitere sind verwundet oder vermisst. Das Magazin Forbes berichtet von mehr als 700.000 Bürgern Russlands, die vor dem Krieg und der von Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung aus dem Land geflohen sind.

Die demografische Katastrophe

Im November 2021 sagte der Kreml-Herrscher Putin: «Aus humanitärer Sicht und unter dem Gesichtspunkt der Stärkung unserer Staatlichkeit sowie aus wirtschaftlicher Sicht ist das demografische Problem eines der wichtigsten.»

Dabei ist das 20. Jahrhundert der Ursprung der volatilen Bevölkerungsentwicklung Russlands in der Gegenwart. Nach der Ur-Katastrophe des ersten Weltkrieges mit geschätzt 1,8 Millionen gefallenen Soldaten folgte der Bürgerkrieg zwischen den sowjetischen Bolschewiki und den zarentreuen Truppen. In diesem Bürgerkrieg wurden etwa 25 Millionen Menschen getötet. Dem Bürgerkrieg folgte der Terror Stalins, dessen Säuberungen zwischen 3 und unfassbaren 18 Millionen Sowjetbürgern zum Opfer fielen. Im 2. Weltkrieg wurden schätzungsweise 13 Millionen Soldaten und 14 Millionen Zivilisten getötet.

Rückläufige Bevölkerungsentwicklung

Die Fertilitätsrate fiel in Russland von 2,2 Kindern pro Frau in den späten Achtzigerjahren auf zeitweise weniger als 1,2 Kinder pro Frau. In entwickelten Gesellschaften gilt jedoch eine Fertilitätsrate von 2,1 Kindern pro Frau als Schwellenwert für den Bestandserhalt der Bevölkerung.

Der sinkenden Fertilitätsrate und der Abwanderung von Russlanddeutschen nach Deutschland in den 1980-Jahren sowie von Juden nach Mitteleuropa, USA und Israel ging die russische Bevölkerung von 1990 bis 2010 nicht massiv zurück. Der Grund hierfür liegt darin, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine starke Zuwanderung von ethnischen Russen aus den nicht-russischen ehemaligen Sowjetrepubliken nach Russland einsetzte.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Russland beträgt bei der Geburt im Jahr 2022 geschätzt rund 70,1 Jahre. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen in Russland, die im Jahr 2022 geboren werden beträgt dabei geschätzt rund 75,7 (Deutschland: 83,4 Jahre) Jahre und rund 64,7 Jahre bei den Männern (Deutschland: 78,6 Jahre).

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