Kultur-Tipp: Time Present – Fotografie im Palais Populaire in Berlin

Die Deutsche Bank zeigt in ihrer neuen Ausstellung im PalaisPopulaire die Fotografie als Schwerpunkt ihrer Sammlung.

Seit Ende der 1970er Jahre kauft die Deutsche Bank gezielt zeitgenössische Kunst. Zunächst nur als Dekoration ihrer Büroräume gedacht, wurde sie doch immer mehr zu einer der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst im Nachkriegsdeutschland.

Zurzeit fasst die Sammlung der Deutschen Bank ca. 50.000 Werke. Davon sind ca. 90 % ausgestellt. Sowohl in der Konzernzentrale in Frankfurt wie in den vielen Filialen rund um den Globus. Fast 60 % der Arbeiten sind in ausländischen Niederlassungen zu finden.

Die Kuratoren der Bank haben in den letzten 40 Jahren häufig ein gutes Händchen bewiesen. Viele der Künstler, wie Gerhard Richter, Sigmar Polke und Andreas Gursky, damals günstig eingekauft, sind heute Stars der internationalen Kunstszene, deren Werke Millionen Euro Wert sind. Weshalb die Kunstsammlung der Deutschen Bank nicht nur zur Zierde ihrer Büroräume oder einem besonderen Image der Bank dient, sondern mittlerweile auch einen nicht unbedeutenden geldtechnischen Wert darstellt, der mit in die Bilanz der Firma einfließt.

Seit Ende der 90er Jahre ist die Deutsche Bank auch in Berlin kunsttechnisch aktiv. Zunächst bespielte sie zusammen mit der Guggenheim Foundation einen Ausstellungsraum in ihrer Hauptstadtrepräsentanz Unter den Linden 13 – 15. Als die Zusammenarbeit 2012 endete, wurde die Galerie zunächst unter dem Titel „Deutsche Bank KunstHalle“ weitergeführt, aber 2018 endgültig geschlossen. Die Räume wurden für neue Büros von der Bank selbst benötigt.

Ende 2018 eröffnete dann sehr spectaculair die Deutsche Bank ihr neues Kunstzentrum „PalaisPopulaire“ (offiziell zusammengeschrieben) in einem Anbau des Prinzessinnenpalais gleich neben der Staatsoper Unter den Linden.

Der Ort selbst ist geradezu ideal gewählt

Wenn im Herbst 2020 das Berliner Schloss („Humboldtforum“) eröffnet wird, mit einer riesigen Ausstellung über ethnische Kunst aus den fünf Kontinenten unserer Erde, wird dieser Teil der Prachtstraße Unter den Linden zu einem Hotspot für Kunstinteressierte aus aller Welt. Und Opernfans werden vielleicht vor der Vorstellung an einem lauen Sommerabend gerne noch ein Glas Sekt auf der Terrasse des Cafés zu sich nehmen.

Die jetzige Ausstellung „Time Present“ schließt an die erste von 2018 unter dem Titel „World on paper“ an. Auch dieses Mal werden ausschließlich Arbeiten aus der Sammlung gezeigt, mit dem Unterschied, dass dieses Mal der Schwerpunkt nicht auf Papierarbeiten, sondern auf der Fotografie liegt.

Die Kuratoren der Ausstellung gliederten die gezeigten Arbeiten, die sich alle mit dem Thema „Zeit“ beschäftigen, in vier Kapitel:

  • „Time Exposed“ geht sowohl auf die Zeit der Belichtung einer Aufnahme ein, als auch auf die Zeit, die in den Bildern sichtbar gemacht wird. Wie in den Bildern von weißen Kinoleinwänden des Japaners Sugimoto.
  • „Today is the past“ zeigt Arbeiten, die die Zeit festhalten, wie die Aufnahmen von Wasserspeichern des Künstlerehepaares Hilla und Bernd Becher.
  • „A Moment of Intense Concentration“ zeigt Bilder von Augenblicken, die einen besonderen Moment festhalten. Wie das quirlige Foto der Börse von Singapur von Becher-Schüler Andreas Gursky. In seinem typischen überdimensionalen Format zeigt er die Menschen in einem Bruchteil der Sekunde? Zusätzlich ist das Bild mit Photoshop manipuliert und Personen mehrfach an verschieden Plätzen abgebildet. Vielleicht gerade deswegen ein „intense moment“.
  • „My Future is Not a Dream“ geht auf die Wünsche der Menschen ein, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Was liegt also für einen Fotografen näher, als sich seine Träume selbst zu inszenieren und auf Fotopapier festzuhalten?

Die Firma IBM entwickelte für die Ausstellung einen digitalen Museumsassistenten, der in die App des Museums integriert ist und beim Rundgang durch die Ausstellung zusätzliche Erklärungen zu den Kunstwerken liefert. Die künstliche Intelligenz des digitalen Museumsassistenten ist nicht nur in der Lage, Fragen des Benutzers zu beantworten, sondern lernt auch im Laufe der Zeit durch den Dialog mit den Benutzen hinzu. Willkommen im 21. Jahrhundert!

Details zur Ausstellung

TIME PRESENT
Ausstellung bis zum 08.02.2021
PalaisPopulaire
Unter den Linden 5, 10117 Berlin
Mi – Mo 11 – 18 Uhr, Do – 21 Uhr


Quelle und Bilder: Holger Jacobs, Kultur24.Berlin