Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.
Kindness matters. Gedankenmacher in DNEWS24
Unser Zusammenleben wird immer aggressiver und zermürbender. Da freut man sich über kleine Gesten der Freundlichkeit.
„Die sind ja bekloppt!“
„Muss das sein?“
„Jetzt reicht’s!“
Mehrmals am Tag, in immer kürzeren Intervallen, schießen vielen Bürgern solche Gedanken durch den Kopf. Schlägt man die Zeitung auf, schaltet das Radio an oder sieht die Tagesschau – in vielen und immer mehr Fällen changiert die Reaktion auf das Wahrgenommene zwischen Kopfschütteln und heftiger Ablehnung.
Vieles, was man via WhatsApp oder ähnlichen „sozialen“ Medien erhält, kann doch nur Fake sein. Manches ist aber eben kein Fake, sondern (traurige) Realität.
Es gibt wahrlich genug, was einem wahlweise die Schames- oder Zornesröte ins Gesicht treiben könnte.
Dann gibt es Begebenheiten, die gar nicht klein sind. Steige ich in den ÖPNV-Bus, der mich von meinem Vorort in die Innenstadt fährt, grüße ich den Busfahrer und er grüßt zurück. Er fährt nicht los, bevor ich meinen Sitz eingenommen habe. Steige ich aus, wünsche ich ihm einen „Schönen Tag“, er lächelt zurück. Beim Einkauf in einem der ganz großen Supermarkt-Ketten, sind nicht nur die Menschen hinter der Käse, Fisch- und Fleisch-Theke freundlich. Sie vermitteln dem Kunden, er sei König und es mache ihnen Spaß zu bedienen und zu beraten (was sie übrigens sehr kompetent können!). Am Ende des Einkaufs steht das Bezahlen und Einpacken der Ware. Bei mir dauert das immer ein wenig, ich verhalte mich dabei ziemlich umständlich. Kein Problem, der freundliche Mensch an der Kasse beweist Geduld und wartet. Mehr noch: beim Abschied gibt es ein ernstgemeintes „Herzlichen Dank für Ihren Einkauf!“.
Ich empfinde das als wohltuend und genieße es. Für mich sind es diese Momente, die unser Land auch l(i)ebenswert machen.
Bild: Copper and Wild unsplash, DNEWS24
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Der Autor
Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.
Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.
Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“