ifo-Forscher Ragnitz kritisiert Verschiebung der großen Rentenreform durch die Ampel

Die Ampel-Koalition wirkt beim Thema Rente kraft- und ideenlos. Das Verschieben einer großen Renten-Reform erinnert fatal an die Merkel-Jahre, so ifo-Forscher Ragnitz.

Grundlegende Probleme der Rentenkassen dürfen nicht auf die übernächste Bundesregierung verschoben werden. Das sagte der ifo Forscher Joachim Ragnitz am Mittwoch in Dresden. „Das eigentliche Problem gehen die Koalitionäre nicht an: Wegen des Rentenbeginns der Babyboomer kann das Rentenniveau nicht dauerhaft so bleiben. Nach 2026 werden deswegen die Beitragssätze zur Rente auf mehr als 20 Prozent des Bruttolohns steigen müssen.“ Das werde unmittelbar die schrumpfende Generation im Erwerbsalter belasten. Dieses Problem löse man auch nicht, indem man einen steuerfinanzierten Kapitalstock in der Gesetzlichen Rentenversicherung einführe.

„Eine faire Aufteilung der Lasten der Alterung auf die verschiedenen Generationen überlässt die Ampel damit der übernächsten Bundesregierung“, sagte Ragnitz. Gleichzeitig lobte der Rentenforscher, dass die Koalition die ursprünglich vorgesehenen Rentensteigerungen von je rund 5 Prozent für 2022 und 2023 vermeiden will. „Technisch gesehen wird der ausgesetzte Nachholfaktor kurzfristig wieder eingeführt. Die Rentenerhöhungen werden damit in den nächsten beiden Jahren niedriger ausfallen als die Lohnsteigerungen. Das wird die Rentenkasse dauerhaft entlasten, weil künftige Rentensteigerungen damit von einem niedrigeren Niveau aus erfolgen.“