Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Hoffest in Berlin – der Tanz auf dem Vulkan. Gedankenmacher in DNEWS24

Der Regierende Bürgermeister von Berlin feiert. Was eigentlich?

An der Veranstaltung ist (fast) alles Fake. Schon der Name ist irreführend: „Hoffest“. Das Sommerfest des Regierenden Bürgermeisters findet nicht in irgendeinem Hof, sondern auf der Einöde vor dem „Roten Rathaus“ statt. Einöde deshalb, weil auch 35 Jahre nach dem Mauerfall Berlin noch immer kein Konzept für die Kahlschlag-Fläche zwischen Alexander-Platz und Spree am Schloss hat.

„Berlin ist die internationale Metropole in Deutschland und zieht zahlreiche Menschen aus der ganzen Welt an. Diese Internationalität, die Vielfalt, die Toleranz und der Zusammenhalt zeichnen Berlin, die Stadt der Freiheit, aus.
Berlin wäre ohne seine große internationale Gemeinschaft nicht das, was es heute ist – und genau das stellen wir in den Mittelpunkt. Beim Hoffest kommen Menschen aus allen Bezirken, allen Kiezen zusammen, Unternehmerinnen und Forscher, Diplomatinnen und Journalisten, Künstlerinnen und Musiker, Angestellte, Selbständige und viele ehrenamtlich tätige Menschen. Ihre Anwesenheit macht das Hoffest so vielfältig.“

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin

Nun kann jeder für sich selbst entscheiden, ob Herr Wegner ein gutes, ausgewogenes und verständliches Deutsch spricht. Fast noch wichtiger ist, ob der „Regierende“ überhaupt das richtige Gespür für seine Stadt hat?

Welchen Grund hat Berlin, zu feiern? Seit dem 27. April 2023 ist Wegner im Amt und führt eine Koalition aus CDU und SPD. Seine vollmundigen Wahlversprechen – mehr Sicherheit, bessere Schulen, funktionierender ÖPNV, neue Wohnungen, bürgernähere Verwaltung – sind nicht eingelöst. So ehrlich ist Herr Wegner, dass er dies auch zugibt.

Berlin beglückt seine Bürger mit einem 29-Euro-Ticket und kostenlosem Schulessen (das auch nicht funktioniert, weil der beauftragte Caterer die ihm gestellte Aufgabe nicht lösen kann). Gleichzeitig ist Berlin größter Empfänger von Zahlungen aus dem Länderfinanzausgleich im Jahr 2023 gewesen – mit rund 3,8 Milliarden Euro. Darauf folgten die Bundesländer Sachsen mit rund 3,4 Milliarden Euro und Thüringen mit rund 1,93 Milliarden Euro. Der größte Geber war das Bundesland Bayern mit rund 9,1 Milliarden Euro.

Berlin ist eine Stadt, die satt und selbstzufrieden auf sich selbst starrt. Vergleiche mit anderen Metropolen aber zeigen, wie piefig und gestrig die deutsche Hauptstadt ist. Während in Paris das 15-Minuten-Ziel erreicht ist und Kopenhagen die Fahrrad-Hauptstadt Europas ist, versickert die Infrastruktur in Berlin im märkischen Sand. Die Vermüllung der Straßen auch in der Innenstadt, die Vergeudung von Steuermitteln (siehe ICC), die Kapitulation vor der wachsenden Gewalt- und Drogen- Kriminalität machen die größte Stadt in Deutschland zum Abbild unserer Gesellschaft.

In dieser Situation feiert Kai Wegner (CDU) die Vielfalt Berlins, statt an der Lösung der drängenden Probleme seiner Stadt zu arbeiten. Dass die Kosten seines Hoffestes überwiegend von landeseigenen Betrieben übernommen werden, weil private Unternehmen sich eher distanzieren, ist bezeichnend.

Seit dem Abgang von Richard von Weizsäcker und Ole von Beust als Bürgermeister von Hamburg und Berlin ist leider allzu deutlich: die CDU kann nicht Großstädte. Das rot-grüne Milieu unter schwarzer Führung weiter zu entwickeln ist nicht das, was bürgerliche Wähler in ihrer Mehrheit wollen. Die Enttäuschung vieler CDU-Wähler in Berlin ist groß.

Die dysfunktionale Stadt ist keine Dystopie, sondern bittere Realität.

Bild: Berlin Partner Kai Gastmann © DNEWS24

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus Europa.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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