Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Gedankenmacher: Von Maulhelden und Brunnenvergiftern

Nicht jeder, der den grünen Verwandtenfilz im Wirtschaftsministerium kritisiert, ist ein Putin-Freund oder Nazi. Auch, wenn die Grünen das gern so hinstellen.

Jürgen Trittin, der Sprachführer der Alt-Grünen, gab im Interview mit dem Deutschlandfunk die Parole vor: wer den Verwandtenfilz um den Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Patrick Graichen kritisiere, sei in Wahrheit ein Klimaleugner, wenn nicht noch Schlimmeres. Robert Habeck, der für den Grünenfilz politisch verantwortliche Minister, legte nach: Graichen hätte zwar Fehler gemacht und müsse gehen. Aber manche Kritik ginge nicht nur zu weit, sondern sei von Russenbots und – Achtung! – Nazis initiiert.

Da war er wieder, der nette Herr Habeck, der Kritik nur schlecht verträgt. Das ist ja nicht schlimm, viele Menschen haben kein dickes Fell, sondern sind dünnhäutig. Bei Politikern allerdings ist mangelnde Reflektion und Selbstkritik fatal.

Der Auftritt von Habeck & Grünenco zeigt überdeutlich, dass der zermürbende Streit in der Ampelregierung und in der Öffentlichkeit um den richtigen Weg zum effektiven und leistbaren Klimaschutz vor allem ein Opfer kennt: Robert Habeck. Ausgerechnet der Politiker, der gleichzeitig die Abhängigkeit vom Kriegstyrannen Putin beenden und den Klimaschutz voranbringen soll, versagt. Zwar scheint die Abhängigkeit von Putin nur noch gering zu sein. Die Alternativen aber sind Kohlestrom aus Deutschland und Polen sowie Atomstrom aus Tschechien und Frankreich. Das hat mit modernem Klimaschutz rein gar nichts zu tun. Auch übers weite Meer mit Schweröl betriebenen Frachtern nach Deutschland befördertes Flüssiggas ist nicht gerade sauber.  Und die Bürger auf Rügen werden schon wissen, warum sie gegen ein LNG-Terminal protestieren, das im Norden ihrer schönen Urlaubs-Insel gebaut werden soll.

Das Wort Klimaschutz sollte der nette Herr Habeck nicht nur im Kontext mit ansteigenden Meeresspiegeln und Artensterben sehen. Seine Personalpolitik, seine Pauschal-Diffamierung von Kritikern und seine selbstherrliche Art mit der Wirtschaft in unserem Land umzugehen, die – mit den Bürgern – den Klimaschutz schließlich bezahlen soll, ist überheblich und letztendlich der guten Sache ebenso wenig dienlich, wie die hirnlosen Aktionen der sogenannten Klimakleber.

Und schließlich sollte der Bundesminister auch endlich beginnen, das Klima zu schützen, in dem unsere Demokratie existieren und gedeihen kann. Sein Amtseid verlangt von ihm, dem ganzen deutschen Volk zu dienen, nicht nur ihm liebedienerisch zugewandten Interessengruppen.

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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