Gesundheit und Demografie in DNEWS24

Die Zahl der Pflegefälle in Deutschland steigt drastisch

Nach Angaben des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ist 2023 die Zahl der Pflegebedürftigen um 11 Prozent gestiegen. Gleichzeitig verschärft sich der Pflegekräfte-Mangel.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hat eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr einen sprunghaften Anstieg bei den Pflegefällen festgestellt. „Wuchs die Zahl der Pflegebedürftigen in früheren Jahren etwa um 326.000 Fälle pro Jahr, gab es 2023 auf einmal ein Plus von 361.000 Fällen. Das ist ein Anstieg von elf Prozent“, so der GKV-Vizevorsitzende Gernot Kiefer in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Denkbar ist, dass es ein einmaliger Nachholeffekt der Pandemie ist: Viele ältere Menschen haben sich möglicherweise erst spät wieder getraut, die Prüfer des Medizinischen Dienstes ins Haus zu lassen. Sollte dies jedoch ein neuer Trend sein, wird sich die Lage in der Pflege noch einmal deutlich kritischer darstellen.“ so Kiefer.

Kritik übte der GKV-Chef an der Politik. Wenn die Regierung  weiter ausschließlich an der Beitragsschraube drehe, würden die Beiträge weiter schrittweise steigen, sagte Kiefer. Es gebe Alternativen, etwa dass der Staat einige der Leistungen, die aktuell der Pflegeversicherung zugeordnet seien, selbst übernehme. „Deshalb ist mein dringender Appell auch mit Blick auf die verlässliche Finanzierung, dass die Bundesregierung zum 1. Januar 2025 handeln muss.“ so Kiefer in den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Entwarnung gibt Kiefer für die Zeit nach 2035. Ab dann werde sich der Anstieg der Pflegefall-Zahlen verlangsamen, da dann die Welle der Babyboomer abebbe.

Pflegekräftemangel verschärft sich

Infolge der Alterung der Gesellschaft werden in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280 000 und 690 000 Pflegekräfte fehlen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis einer neuen Vorausberechnung zum Pflegekräftearbeitsmarkt (Pflegekräftevorausberechnung) mitteilt, wird der Bedarf an erwerbstätigen Pflegekräften ausgehend von 1,62 Millionen im Vor-Corona-Jahr 2019 voraussichtlich um ein Drittel (+33 %) auf 2,15 Millionen im Jahr 2049 steigen.


Bild: Reiner Pfisterer (Tafel Deutschland e.V.), Arno Senoner unsplash