Die fiesen Falten. – Ein Kommentar von Renate Zott

Auch wenn ich aus der Anti-Lifting-Fraktion komme, muss ich Falten deswegen nicht super finden und mich über jede freuen, die sich neu in mein Gesicht eingräbt. Trotzdem bleibe ich dabei und nehme lieber die gepflegte Falte, als alles andere.

Vermutlich steht die Falte im Gesicht auch deswegen so im Focus, weil man da gemeinhin auch das Alter abliest und es sich im Gegensatz zu anderen Körperteilen am wenigsten gut verstecken lässt. Hinzu kommt der gesellschaftliche Druck und die Schönheitsindustrie. Die lässt sich immer neue Verfahren und Verjüngungsmethoden einfallen, damit man erst später alt aussieht. Auf den Soforteffekt kommt es an. Reingehen, machen lassen, rausgehen und wie frisch gebügelt aussehen. Die Glättung lässt man sich einiges kosten und wenn’s schiefgeht hat man halt Pech gehabt. Aufgerissene Augen, schiefe Münder, bewegungslose Mimik – jeder kennt die Bilder dazu. Manche experimentieren auch anders. Stichwort Fruchtsäure. Da lässt man sich übertrieben gesagt medizinisch den Skalp abziehen und läuft mal locker eine Woche ziemlich rohfleisch-gesichtig durch die Gegend und hofft vergeblich, dass die nachwachsende Haut die Verjüngung verstanden hat. Aber die Haut vergisst halt auch nicht so leicht…

Wie auch immer, die weibliche Welt ist da ziemlich kreativ und auch nicht zimperlich. Dass man Unterspritzungen nicht sieht, halte ich aber für einen Trugschluss, insbesondere an den Lippen. Klar machen sich die senkrecht auf eben diese zulaufenden Hautfalten wirklich nicht besonders gut und ich muss zugeben, dass die mich auch an mir stören. Dass man mit den Jahren schmallippiger wird und das Volumen insgesamt nachlässt reicht durchaus. Dass man nun auch noch mit auslaufenden Lippenstiften rumärgert… Nein, man muss das nicht toll finden. Der Gang zum Beauty-Doc ist deshalb für viele das Mittel der Wahl. Schön ist das Ergebnis dennoch nicht immer.

Letztendlich muss das jede/r für sich entscheiden und sich in seiner Haut wohlfühlen. Trotzdem kommt für mich – bei allem was da so mit dem Gesicht und der Haut veranstaltet wird – der Aspekt

zu kurz, dass sich wenig machen lässt, wenn sie mal vermurkst ist. Und noch etwas passiert in den meisten Fällen, du siehst anders aus. Vielleicht gepusht, vielleicht jünger, oft aber auch stereotyp. Diese Natürlichkeit, dieses Einmalige, was jeder hat und was genau ihn so ausmacht, das geht eben verloren. Auch das muss man wollen.

Wir haben alles an uns nur einmal und eben auch nur dieses eine Gesicht. Manche passen darauf weniger gut auf, als auf ihren Cashmere Pullover.

Die Autorin Renate Zott

Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.

Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.