Der Linke im Schafspelz
So etwas hat es im deutschen Parlamentarismus noch nicht gegeben. Ein Ministerpräsident verliert die Haltung – und findet dafür auch noch Gründe. Irgendwer sollte ihm sagen, dass es nun genug ist. Ein Kommentar von Uwe-Matthias Müller.
Man stelle sich vor: Alexander Gauland, der stets in vornehmes Tweet gewandete Grandseigneur der AfD, würde im Bundestag während einer Plenarsitzung dem Fraktionsvorsitzenden der Linke, Dietmar Bartsch, den Stinkefinger zeigen und ihn einen „widerlichen Drecksack“ schimpfen.
Denkbar? Typisch? Klar, der AfD ist sowas zuzutrauen! Ein derart mangelnder Respekt vor dem „Hohen Haus“, den Kollegen im Parlament, den guten bürgerlichen Sitten – klar, die AfD macht sowas. Das weiss doch jeder…
Nur: so war es nicht.
Vielmehr hat der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow (Die Linke), dies im Plenum des Landtages von Thüringen getan. Der sich bürgerlich gebende, oft mit einem Dackel an seiner Seite. Nachträglich gerechtfertigt hat er die unschöne Geste mit seinem Kampf gegen den „Faschismus“, was immer das nun wieder bedeutet. Aber anscheinend rechtfertigt dieser „Kampf gegen den Faschismus“ alles, eben auch die Missachtung der guten Sitten. Ein Ministerpräsident, zumal einer ohne eigene Mehrheit, gewählt mit den Stimmen der CDU (!), sollte sich und seine Emotionen besser im Griff haben. Im Sinne der Hygiene der Politik, als Vorbild für die Bürger und die Jugend. Falls er (auch) das nicht kann, soll er gehen.