Der Klimawandel ist da!
Der Klimawandel ist spürbar. Im Sommer durch extreme Hitze und Dürre. Und auch im gesellschaftlichen Diskurs in unserem Land. Meint Uwe-Matthias Müller.
Es geht ausdrücklich NICHT um das kleine Mädchen aus Schweden. Dankbar kann aber jeder Interessierte zur Kenntnis nehmen, dass sie durch Worte eine heftige öffentliche Reaktion ausgelöst hat und viele Bürger bekunden, jetzt aber wirklich etwas gegen den Klimawandel zu tun. Gesagt, getan und ab in den SUV und schnell die Kinder zur Schule gefahren…
Auch die Politiker sind emsig. Sie reisen um die ganze Welt nach Madrid – wahrscheinlich mal eher nicht mit dem Segelboot – und sprechen 2 Wochen über Klimaziele, die entweder schon längst erreicht sein sollten oder aber nun wirklich bald erreicht werden. Moderne Kommunikations-Techniken, wie Web-Konferenzen, die zwar keinen Reise-CO2-Abdruck verursachen aber die Server im nordschwedischen Luleå zum Glühen bringen, werden vorsichtshalber nicht genutzt. Man muss sich sehen und fühlen um zu erkennen, dass man sich nicht riechen kann. Und so sind die Ergebnisse der Klia-Konferenz jedenfalls hinsichtlich des Kampfes gegen den Klima-Wandel mager.
Dabei haben wir es doch selbst in der Hand. Kein Gesetz, keine höhere Macht zwingt die Bürger, Erdbeeren aus Peru, Lamm-Fleisch aus Neuseeland oder Barsch aus dem Victoria-See zu kaufen. Und das noch vorzugsweise im Supermarkt auf der versiegelten ehemals grünen Wiese. Niemand zwingt irgendwen zu Kreuzfahrten mit Schweröl-Dampfern oder Flugreisen nach Thailand für 900,00 Euro all inclusive. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten, ohne staatlichen Zwang, ohne Vorschriften. Warum machen das noch viel zu wenige Bürger?
Es gibt auch eine Erhitzung des Klimas im öffentlichen Diskurs. Manchmal kann man den Eindruck haben, dass jeder der rechts von den Grünen steht, ein Faschist, mindestens aber ein Evolutions-Leugner ist. Andere Meinungen werden gern als „Schwachsinn“ gegeißelt und in absolutistischer Wortsekretion als „unwürdig“ und eine „Schande“ gebrandmarkt. Da kann man dann auch gern auf eine inhaltliche Auseinandersetzung verzichten, denn der Andere hat sich ja eh als nicht satisfaktionsfähig diskreditiert.
Mich beunruhigt diese Entwicklung zutiefst. Intoleranz und Abwertung der Meinung Anderer führt zu nichts Gutem. Das kennen wir aus der eigenen Geschichte. Das können wir – Stichwort „Populismus“ – aktuell in vielen Ländern beobachten. Eine Gesellschaft, die zum Teil 1968 die „Gewalt gegen Sachen“ akzeptierte, wenn sie nur dem eigenen ideologischen Wohlbehagen diente, ist auf dem Holzweg. Nach Sachen kommen Menschen und Terror gegen Menschen. Schon heute greifen Linke und Rechte Autos und Büros oder Wohnhäuser von Vertretern der jeweils anderen Parteien an. Es gibt Verunglimpfungen von Amtsträgern, gar Attentate und Morde.
Vielleicht dienen die bevorstehenden Tage auch dazu, dass sich alle wieder beruhigen und an den kategorischen Imperativ von Immanuel Kant denken: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Der Autor Uwe-Matthias Müller
Uwe-Matthias Müller ist Gründer des Bundesverband Initiative 50Plus. Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.
Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“
Mit „Neulich in Berlin…“ erzählt „UMM“ Erlebnisse und Eindrücke aus der Stadt, die sich selbst als arm aber sexy beschreibt und der Gesellschaft, die dem demografischen Wandel unterliegt.