Demografie und Politik in DNEWS24

Demografie: Radikale Rentenreform in der Türkei

Präsident Erdogan schickt über Nacht Millionen Türken in die Rente. Ein Wahlkampf-Geschenk oder ein Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels?

Bislang mussten Frauen mindestens 58 und Männer 60 Jahre alt sein, bevor sie in Rente gehen konnten. Nun gilt: wer als Angestellter mindestens 7.200 Tag oder als Staatsbedienstete und Selbstständige mindestens 9.000 Tage Rentenbeiträge gezahlt hat, darf sofort in den Ruhestand gehen. Damit ist das Mindestalter für die Rente aufgehoben. Profitieren von der Neuregelung können etwas mehr als 2 Millionen Bürger.

Im Juni dieses Jahres finden in der Türkei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. 100 Jahre nach Gründung der modernen Türkei durch Gâzî Mustafa Kemâl Atatürk kämpft die AKP von Recep Tayyip Erdoğan um den Machterhalt. Angesichts einer sehr schweren Wirtschaftskrise verteilt die Regierungspartei kräftig Wahlkampfgeschenke. Die Inflation ist auf 85 % gestiegen, die Arbeitslosenquote beträgt etwa 12 %. Vor Kurzem wurde der Mindestlohn erhöht. Er soll jetzt im Monat auf 8.500 Lira (rund 429 Euro) steigen. Dies ist Angaben der türkischen Regierung zufolge ein Plus von gut 50 Prozent zum Juli 2022 und um 94 Prozent gegenüber Januar 2022.

In der Türkei leben knapp 85 Millionen Menschen. Im Jahr 2021 sind geschätzt rund 23,5 Prozent der Bevölkerung der Türkei zwischen 0 und 14 Jahre alt, rund 68,1 Prozent zwischen 15 und 64 Jahre und rund 8,4 Prozent 65 Jahre und älter. 13,9 Millionen Rentner leben in der Türkei. Jetzt könnten zwei weitere Millionen dazukommen.

Wie das „Rentengeschenk“ von Präsident Erdogan finanziert werden soll, ließ die AKP-Regierung offen.

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